Marschall 66 – Von der Idee zum Gesamtkonzept
Der Rat der Stadt Marl gab im Sommer 2023 grünes Licht für das kulturelle Begegnungs- und Erlebniszentrum. Der Name Marschall 66 erinnert an den ehemaligen in Marl tätigen Architekten und Stadtplaner Günther Marschall. Das Zukunftsprojekt ist ein zentraler Baustein des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes ISEK 2030+ für die Entwicklung und Aufwertung der Marler Stadtmitte.
Mit dem Leitprojekt soll ein sogenannter „Dritter Ort“ geschaffen werden, an dem kommunale Einrichtungen kultureller Bildung in unmittelbarer Nähe des Grimme-Instituts zusammenwirken. Das Projekt Marschall 66 wird mit 10,9 Mio. Euro aus Bundes- und Landesmitteln gefördert. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe unterstützt das Projekt mit 400.000 Euro.
Zum Hintergrund:
Marls Mitte ist nicht historisch gewachsen, sondern wurde in den 1960er- und 70er-Jahren „auf der grünen Wiese“ erschaffen. Mit der Errichtung der Innenstadt erfüllte sich der lang gehegte Wunsch, der jungen Stadt, die erst 1936 aus mehreren ehemals eigenständigen Ortschaften gebildet wurde, ein Zentrum zu geben. Allerdings hat der Bereich um das Rathaus bis heute nicht die Aufenthaltsqualität und Bedeutung erhalten, die einem Stadtzentrum gebührt.
Schrittweise Aufwertung der Stadtmitte
Mit dem Handlungskonzept Stadtmitte, das im September 2015 von den Planungsbüros Post Welters (Dortmund) und ASTOC (Köln) vorgestellt und im November 2015 vom Rat beschlossen wurde, liegt ein Leitfaden vor, wie die städtebaulichen und funktionalen Schwachstellen behoben und das Stadtzentrum künftig Schritt für Schritt aufgewertet werden kann. Das Konzept zielt ebenso auf die Verbesserung der städtebaulichen wie der sozialen Situation in der Stadtmitte. Für alle Bereiche wurden zentrale Schlüsselprojekte herausgearbeitet und Prioritäten für die Umsetzung festgelegt.
Neue Formen der Zusammenarbeit
Als wesentliche Bausteine sind im Handlungskonzept die Sanierung des Rathauses und die Entwicklung eines „urbanen Bandes“ benannt. In diesem Zusammenhang werden auch der Kultur und Bildung im Stadtzentrum neue Perspektiven eröffnet, indem die Stadt die ehemalige Schule an der Kampstraße zum kulturellen Begegnungs- und Erlebniszentrum umbaut. Im Marschall 66 sollen künftig das Skulpturenmuseum Marl, die Zentralbibliothek, ein Museumscafé mit Kleinkunstbühne sowie ausgewählte Angebote der insel-Volkshochschule sowie der Musikschule unter ein- und demselben Dach Platz finden und neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln.
Begegnung mit Kunst und Kultur
In dem seit 2002 leerstehenden Gebäude aus der Zeit der Nachkriegsmoderne will die Stadt Marl mit einem innovativen Konzept unterschiedliche Nutzungen zusammenbringen und zu einem sogenannten „Dritten Ort“ weiterentwickeln. Dritte Orte sind Plätze des Zusammentreffens außerhalb des eigenen Zuhauses und des Arbeitsortes und bieten Menschen die Möglichkeit der Begegnung mit Kunst und Kultur. Durch Öffnung und Vernetzung bzw. Bündelung von kulturellen Angeboten wie auch Angeboten der Bildung und Begegnung versteht sich Marschall 66 als Ankerpunkt für kulturelle Vielfalt, als ein Beitrag der Kultur zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, zur Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen und zur Stärkung von Identität.
Demokratie wird gefördert
Als „dritter Ort“ sichert und erweitert Marschall 66 künftig die kulturelle Infrastruktur und bezieht dabei haupt- und ehrenamtliche Aktivitäten gleichermaßen ein. Hier begegnen sich Menschen jedweder Couleur auf Augenhöhe, hier entstehen gesellschaftliche Diskurse, die Demokratie wird gefördert. Kultur im Allgemeinen trägt zur Einübung demokratischer Prozesse bei. Die exponierte Lage inmitten der Schullandschaft in der Stadtmitte lässt Marschall 66 zudem zum außerschulischen Lernort werden. Die dortige räumliche Kombination von Skulpturenmuseum mit der Zentralbibliothek, Angeboten von Musikschule und insel-Volkshochschule führt zu einer einzigartigen und beispielgebenden Chance, unterschiedliche künstlerische und bildungspolitische Angebote zu konzentrieren, die sich durch Bedarfsorientierung, Qualitätssteigerung und Bürgernähe gegenseitig Frequenz zuführen.
Neues Zuhause für die Kultur in Marl
Gemeinsame Zielfelder der Kultur- und Weiterbildungseinrichtungen befinden sich einerseits im Bereich der Information (über Geschichte, Entwicklungen, Zusammenhänge, Sichtweisen, Ausdrucksformen etc.) und des Wissensmanagements. Andererseits wird auch bei der Überwindung der digitalen Spaltung, des Austausches mit anderen Menschen unabhängig von Alter, Lebenssituation, Herkunft (Dritter Ort) des individuellen und gruppenbezogenen lebenslangen Lernens mit durchaus auch spielerischer Wissensaneignung (Lern- und Erfahrungsort) sowie die Gestaltung und der Besuch von diversen Veranstaltungsformaten unterstützt. Marschall 66 wird somit zu einem Begegnungsort für die Bürgerinnen und Bürger und ein neues Zuhause für die Kultur in Marl.
Der Freundeskreis Habakuk zur Förderung des Skulpturenmuseums Glaskasten e.V. hat die Broschüre „Transparenz Marl 2023 – Das Magazin zu Marschall 66“ herausgegeben.