Marschall 66: „Eine einmalige Chance"

Der Umbau der ehemaligen Hauptschule an der Kampstraße zum kulturellen Begegnungs- und Erlebniszentrum Marschall 66 ist in aller Munde. Der Stadtrat entscheidet am 15. Dezember neben dem Haushalt 2023 auch über die Zukunft des Kulturprojektes. Für Bürgermeister Werner Arndt ist Marschall 66 eine „einmalige Chance für die neue Stadtmitte“. Die Verwaltung kämpft mit viel Herzblut für das Schlüsselprojekt.

Unterricht findet in der alten Hauptschule an der Kampstraße schon seit Jahren nicht mehr statt; die Räume stehen hier seit langem leer. Die Stadt will der Schule neues Leben einhauchen und hat ein sehr innovatives Konzept auf die Beine gestellt. Hier soll ein sogenannter „Dritter Ort“ geschaffen werden, an dem kommunale Einrichtungen kultureller Bildung und das Grimme-Institut zusammenwirken und einen Begegnungs- und Erlebnisort im neuen Stadtzentrum entstehen lassen.

Ein echtes Schlüsselprojekt

„Marschall 66 ist neben der Sanierung des Marler Rathauses ein Schlüsselprojekt zur Aufwertung der Stadtmitte und damit Bestandteil der Internationalen Gartenschau 2027“, sagt Bürgermeister Werner Arndt. „Wir dürfen jetzt trotz der schwierigen Lage im Stadthaushalt keinen Schnellschuss riskieren. Es gibt bei Marschall 66 kein Entweder-oder. Das Vorhaben steht nicht in Konkurrenz zu anderen Projekten. Wir werden alles miteinander vereinbaren können.“

Stadtrat stimmte einst mit großer Mehrheit 

Der Stadtrat hatte Marschall 66 im Mai 2020 mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht. CDU, FDP und Bündnis 90 / Die Grünen sehen in dem Projekt nun aufgrund des millionenschweren Haushaltsdefizits Sparpotenziale. Die SPD und WG Die Grünen stehen hinter dem Millionenprojekt. Marschall 66 wird bislang mit rund zehn Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln gefördert. „Wir haben bereits erste Fördermittel für die Planungen erhalten“, sagt Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe. „Sollte das Vorhaben seitens Politik verschoben oder gar gestoppt werden, droht eine Rückzahlung von aktuell 600.000 Euro.“

Alte Schule steht unter Denkmalschutz

Bürgermeister Werner Arndt betont, dass auch andere Projekte ohne Marschall 66 „nicht zu ihrer Entfaltung“ kämen. Er nannte insbesondere das geplante Grimme-Quartier auf dem Gelände des ehemaligen Hallenbades. „Die Vermarktung dürfte wegen des schlechten Zustands des Gebäudes problematisch werden“, so Arndt. Außerdem stünde die alte Schule unter Denkmalschutz. „Wenn Marschall 66 nicht kommt, sind wir verpflichtet das Gebäude zu erhalten, es zu sanieren und einer anderen Nutzung zuzuführen. Das würde uns viele weitere Jahre kosten und kann nicht im Interesse der Bürger sein.“

Neues Zuhause fürs Skulpturenmuseum

Die Stadt kämpft deshalb vehement für das Leuchtturmprojekt. In der umgebauten ehemaligen Hauptschule sollen sich das Skulpturenmuseum und die Stadtbibliothek unter ein- und demselben Dach präsentieren, die städtische Musikschule und die Volkshochschule werden zusätzlich mit ausgewählten Angeboten präsent sein. „Marschall 66 wird ein gutes Museum“, verspricht Museumsdirektor Georg Elben. „Kunst und Kultur werden hier ganzheitlicher zu erleben sein“.

Foyer und Cafeteria laden ein

Im fast 500 Quadratmeter großen Foyer werden Besucher voraussichtlich ab 2025 in Kunstbänden schmökern oder die Cafeteria aufsuchen können, das Museum wird ein Kunstdepot, eine Werkstatt, Räume für die museumspädagogische Arbeit und ein Atelier haben. Ein über sechs Meter hoher Ausstellungsraum wird die Präsentation großer Skulpturen erleichtern. Mit drei großen Innenhöfen und der Blickverbindung durch die gläsernen Gänge in Richtung Park wird das Museum auch am neuen Standort wieder Transparenz zeigen und wegen der Anklänge des ehemaligen Schulgebäudes an die Bauhaus-Architektur auch wieder in einem Ambiente von besonderer architektonischer Qualität zu Hause sein.

Helle Räumlichkeiten warten auf die Stadtbibliothek

Für die Stadtbibliothek warten am neuen Standort helle Räumlichkeiten, neue Perspektiven für die Bibliotheksarbeit und viele Besucher. „Ohne Marschall 66 müssten wir die aktuelle Einrichtung im Marler Stern sanieren“, sagt Claudia Schwidrik-Grebe. Die Verwaltung rechnet mit Kosten von rund 1,5 Millionen Euro. „Die Neukonzeption unserer Bibliothek findet in Marschall 66 ihren roten Faden. Das Projekt müsste bei einem Verbleib am alten Standort neu gedacht werden. Außerdem haben wir gerade erst eine neue Leiterin für die Bibliothek gefunden. Für diese Personalgewinnung spielte Marschall 66 eine große Rolle.

 „Großer Reputationsverlust droht“

Die Kulturdezernentin erwartet einen „großen Reputationsverlust“ für Kunst und Kultur, sollte Marschall 66 nicht realisiert werden. Zuletzt bedeutende Projekte wie „The Hot Wire“ im Rahmen der renommierten Skulptur Projekte Münster oder die Sommerakademie der Ruhrmoderne würden „ihre Strahlkraft verlieren“. Claudia Schwidrik-Grebe: „Ohne Marschall 66 werden wir in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.“

Stadt nimmt Kosten nicht auf die leichte Schulter

Am 15. Dezember beschäftigt sich der Stadtrat mit der Kostensteigerung Marschall 66 und dem Haushalt für 2023. Der Umbau der ehemaligen Hauptschule an der Kampstraße zum kulturellen Begegnungs- und Erlebniszentrum steigt aufgrund eines stark erhöhten Baupreisindex von rund 15,2 auf 22,3 Mio. Euro. „Wir nehmen das Millionenloch im Haushalt keineswegs auf die leichter Schulter“, versichert Bürgermeister Werner Arndt. „Aber wir müssen als Stadt attraktiv bleiben. Marschall 66 ist ein richtungsweisendes Projekt für die Zukunft.“

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Das Bild zeigt Bürgermeister Werner Arndt (re.), Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe und Museumsdirektor Georg Elben vor der Bronzeskulptur „Conzillium“ von Seff Weidl im Besprechungsraum im Stadthaus 1. Für Werner Arndt bildet die positiv dargestellte Gruppe den Rat und die Versammlung – getreu dem Bibel-Motto „Suchet der Stadt Bestes.“ Foto: Stadt Marl / Pressestelle