Einblicke hinter den Bauzaun
Mit Baustellenhelmen und Warnweste ausgerüstet folgt eine Gruppe interessierter Bürgerinnen und Bürger Baudezernentin Andrea Baudek und Projektleiter Christian Stojek auf die Baustelle im Marler Rathaus. Das ist eine einmalige Chance, denn Einblicke hinter den Bauzaun werden nicht oft gewährt. Mit dabei ist auch das junge Ehepaar Krawelitzki aus Marl, das sich gleich zu Beginn als Fans des Rathauses outet. „Unser Rathaus ist ein großartiges Wahrzeichen unserer Stadt. Es ist sehr wichtig, dass es saniert anstatt einfach abgerissen wird. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir die Gelegenheit bekommen, uns die Baustelle anzusehen“, erzählt Katja Krawelitzki.
Als die Gruppe vor dem Zentralgebäude steht, zeigt Christian Stojek die denkmalgeschützte Fassade aus Marmor, die abgewaschen und neu aufbereitet wird. Auch der Beton wird saniert: „Mit der Rathaussanierung erhalten wir den Bestand. Baulich wird wenig verändert, abgesehen von den Fenstern und Trennwänden in den Bürotürmen. Das, was wir hier machen, kann man leicht zusammenfassen: Wir machen aus einem Rathaus ein Rathaus“, sagt Andrea Baudek und schmunzelt.
Erhaltung des Rathauses lohnt sich
Dass eine Sanierung dringend notwendig ist, erklärt Christian Stojek im Inneren der Marler Stadtkrone. Tropfende Wasserleitungen, veraltete Elektronik, undichte Fenster und energieintensive Verbauungen machten aus dem prunkvollen Gebäude einen Sanierungsfall. Dass es sich allemal lohnt, das Rathaus zu sanieren, zeigt sich neben der innovativen Architektur an den hochwertigen Materialien, die beim Bau verwendet wurden. Marmor schmückt sowohl im Sitzungstrakt als auch im Zentralgebäude die Fassaden – und auch der Boden des Foyers und der Säle ist mit weißem Marmor bedeckt. „Für die Fassaden- und Bürogestaltung wurde das afrikanische Afzeliaholz benutzt, das es heutzutage nur noch aus zertifiziertem Anbau zu kaufen gibt“, erklärt Christian Stojek.
Für die Aufbereitung der feinen Mosaike, die in wechselnden Farbtönen verschiedene Wände im Marler Rathaus zieren, hat die Stadt Marl jemand ganz besonderen gefunden. „Der Restaurator ist der Sohn desjenigen, der die Mosaike angefertigt hat. Er ist also wie gemacht für diesen Job“, berichtet Andrea Baudek.
Beim Gang durch Zentralgebäude schwelgen viele Teilnehmende des Rundgangs in Erinnerung – so denken zum Beispiel viele an den Festball der Feuerwehr Marl zurück, der traditionell im Zentralgebäude stattgefunden hat.
Fortschritte der Sanierung
Gestaunt wird beim Rundgang mindestens genauso viel über die Türme des Rathauses, von denen man einen weiten Blick über das Zentrum Marls genießen kann. Am Turm II schreitet die Beton- und Schadstoffsanierung weiter voran, während die Arbeiten am Turm I fast fertig sind. „Hier können wir sogar schon die Bürostruktur erkennen“, so Stojek.
Bevor es zum letzten Halt der Führung auf den Creiler Platz geht, der neben dem Rathaus ebenfalls aufgewertet werden soll, bleiben die Teilnehmenden mit Andrea Baudek und Christian Stojek im Eingangsbereich des geschichtsträchtigen Gebäudes stehen. Dieser ist den Marlerinnen und Marlern wohl am meisten bekannt. Die Information soll in Zukunft im ehemaligen Bürgerbüro zu finden sein und der Eingangsbereich wird im Laufe der Sanierungsarbeiten vollständig restauriert – mit einem digitalen Wegeleitsystem.
Gebäude soll 2026 wieder bezogen werden
Im April 2026 soll das sanierte Rathaus wieder bezogen werden. Für die Sanierung hatte die Stadt mehrere Untersuchungen in Auftrag gegeben. Die Verwaltung rechnet aktuell mit Kosten von etwa 100 Mio. Euro. Bisher wurden mehr als 20 Mio. Euro Fördermittel vom Bund und Land bewilligt.
Alle Infos zur Rathaussanierung
Daten und Fakten zur Sanierung, News von der Baustelle sowie Blicke in die Vergangenheit und Zukunft des Marler Rathauses gibt es unter www.marl.de/rathaus