Hüls hat eine eigene Audioguide-Tour und reiht sich damit ein in die Liste großer Metropolen wie Florenz oder Lissabon. Initiatorin des Ganzen ist Natalia Tokar-Khan, die nicht nur die Texte geschrieben hat, sondern diese anschließend auch einsprechen ließ. „Es braucht solche Menschen in unserer Stadt mit Engagement und Ideen vor Ort. Nur so werden unsere Stadtteile mit neuem Leben gefüllt und nach vorne gebracht“, sagte Baudezernentin Andrea Baudek zur Premiere der Tour.
Umsetzung durch Verfügungsfonds
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger waren in die Hülsstraße zur Statue der letzten deutschen Kaiserin gekommen, um beim ersten Gang durch die Fußgängerzone dabei zu sein und die Audio-Tour persönlich zu erleben. „Es ist ein wirklich schönes Projekt, das durch den Verfügungsfonds umgesetzt werden konnte. Und der Inhalt der einzelnen Sequenzen ist nicht nur für eingefleischte Hülserinnen und Hülser interessant, sondern spricht jedermann an“, lautet Andrea Baudeks Empfehlung.
Spaziergang durch die Fußgängerzone
Doch warum geht es überhaupt? Mit wohliger Stimme und gut gelaunt nimmt Kaiserin Auguste Viktoria die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit auf die Reise durch rund 150 Jahre Geschichte Marls und der Region. Ihre Majestät verrät aber auch ein paar adlige Geheimnisse und gibt sich äußerst volksnah.
Wo liegen Marls Wurzeln?
Nach dem kurzen Entrée an der Statue geht es im Zickzack-Kurs zu den insgesamt elf Stationen in der Fußgängerzone bis hin zur Buchhandlung Wystup. Auguste Viktoria weiß dabei, dass die Marler Ursprünge im Namen Meronhlare liegen und dies sogar in einem ehemaligen Benediktinerkloster dokumentiert ist.
Abstecher in den Bergbau
Aber natürlich darf auch ein Abstecher in den Bergbau nicht fehlen. Schließlich trägt die 1898 gegründete Zeche den Namen der Ex-Kaiserin. In dem Abschnitt geht es um Förderechte, den Ausbau und die Verwaltung der Zechen und um die Teufarbeiten. Mehr soll hier noch nicht verraten werden, schließlich darf sich ein jeder und eine jede selbst auf Tour begeben. Nur so viel, dass 1905 die Förderung von Kohle auf AV1 begann, genauso übrigens wie in Brassert. Woher der Name Brassert kommt – das sollte man in der Hülsstraße persönlich erkunden. Genauso, wo Begriffe wie „picobello“, „Mottek“, „Malochen“ und „Flöten gehen“ ihren jeweiligen Ursprung haben. Denn die Sprache des Ruhrgebiets wird ebenso beleuchtet wie die strenge Hierarchie im Bergbau – „Glückauf der Steiger kommt…“.
Ein Blick auf den Sport
Nicht weniger spannend ist der Ausflug in den Sport und dort vor allem zum Fußball. Gleiches gilt für die Architektur. Dabei spielen weniger Bauten wie das Rathaus oder die Scharounschule eine Hauptrolle, sondern die Entwicklung des Siedlungsbaus bis hin nach Essen (Krupp lässt grüßen) und der durch die Industrialisierung und folgender Urbanisierung mitgebrachte enorme Wohnungsbedarf.
Elf Metalltafeln mit schönen Geschichten
Die einzelnen Geschichten verbergen sich auf elf Metalltafeln, auf denen jeweils ein QR-Code aufgebracht ist. Diesen kann man einem mobilen Endgerät (Smartphone, Tablet u. ä.) scannen und anschließend (am besten per Kopfhörer) abhören. Finanziert wird die Aktion durch den Verfügungsfonds „Von Hüls für Hüls“ im Rahmen des Bundesförderprojektes „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB). Neben eigenen Maßnahmen in Hüls möchte die Stadt Marl durch den Verfügungsfonds insbesondere die Einwohnenden und Nutzenden des Ortsteils ermutigen, sich aktiv an der Umgestaltung mit eigenen Ideen zu beteiligen.