Kindertagesbetreuung steht vor enormen Herausforderungen

Auf große Resonanz stieß der erste Kita-Gipfel, zu dem die Stadt jetzt sämtliche Vertreterinnen und Vertreter der Träger in Marl eingeladen hatte. Angesichts neuer Gesetze, Verordnungen und schwieriger Rahmenbedingungen war die Resonanz enorm. „Wir wissen, welche tolle Arbeit vor Ort geleistet wird“, freute sich Sozialdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe über das Interesse und betonte noch einmal die Wichtigkeit der Trägervielfalt.

Austausch als Ziel

Aktuell werden 3.240 Kinder in 51 Einrichtungen betreut. Insgesamt 18 Träger von den Wohlfahrtverbänden über die Stadt und Kirchen bis zu den Elterninitiativen übernehmen dabei Verantwortung. „Ziel dieses Kita-Gipfels ist vor allem der Austausch, um zu hören, wo es Probleme gibt und wie wir diese gemeinsam angehen können“, so Andreas Wesche, Leiter des Jugendamtes, zu Beginn der Diskussion. Denn die Stadt sitze als Trägerin von neun Kindertagesstätten mit im selben Boot. Wesche: „Das Gras ist auf der anderen Seite nicht grüner als anderswo, auch wenn es manchmal so zugetragen wird.“

Inklusion ist Herausforderung

Schnell waren die Probleme auf den Punkt gebracht: Sorgen um Finanzierung, Notgruppen und Fachkräftemangel sowie die inklusive Neugestaltung der Kita-Landschaft als zukünftige zusätzliche Aufgabe drücken die Verantwortlichen. „Gerade die inklusive Kindertagesbetreuung fordert uns heraus“, sagt Andreas Wesche. „Der Gedanke ist absolut zeitgemäß und sinnvoll, Menschen mit einer Beeinträchtigung nicht in gesonderten Einrichtungen zu betreuen.“

Heilpädagogisches Personal fehlt

Aktuell fehlt in nahezu allen Kitas das heilpädagogische Personal. Trotzdem soll der Umstellungsprozess laut Landschaftsverband bis Ende 2026 abgeschlossen sein.  Doch die Herausforderungen reichen noch weiter. Die notwendige Barrierefreiheit ist  da nur ein Beispiel. Denn bei einer freien Kita-Wahl für die beeinträchtigten Kinder müsste jeder Träger seine Einrichtungen personell wie räumlich für jeden potenziell möglichen Fall vorbereiten. „Verordnungen und Gesetze sind sicher gut gemeint, gehen aber oftmals an der Realität vorbei“, waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig. Nach wie vor existiere beispielsweise noch keine Förderrichtlinie für Baumaßnahmen, die notwendig wäre. Aber auch ganz praktische Fragen („Wie muss ein Waschbecken wo angebracht werden?“) bleiben bisher unbeantwortet. Leidtragende wären am Ende immer die Kinder.

Diskussion um Fachkräftemangel

Ebenfalls intensiv diskutiert wurde der in den letzten Jahren zunehmende Fachkräftemangel. Vielen Trägern fehlt eine Image-Aufwertung der Erzieherin und des Erziehers. Der Beruf müsse nach außen hin deutlich attraktiver gemacht werden, um mehr junge Menschen zu begeistern. Aber auch ausländische Fachkräfte – so eine Idee – könnten verstärkt angesprochen werden, um diese für die heimischen Kitas zu qualifizieren. Darüber hinaus ist es nicht einfach, die zunehmenden Krankheitsfälle zu kompensieren – ein Problem, mit dem alle Kitaträger zu kämpfen haben, das nicht ausschließlich die Stadt betrifft.

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Große Resonanz beim ersten Marler Kita-Gipfel: „Wir wissen, welche tolle Arbeit vor Ort geleistet wird“, so Sozialdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe. Foto: Stadt Marl / Pressestelle