So blickte auch Bürgermeister Werner Arndt nach der musikalischen Begrüßung durch das Duo Marlissimo nur kurz zurück und beschrieb die Bergbauschließung von Auguste Victoria 3/7 als Tag des Aufbruchs. „Mit dem Vorzeigeprojekt gate.ruhr wollen wir als Stadt gemeinsam mit der RAG Montan Immobilien einen nachhaltigen Impuls für die regionale Wirtschaft setzen und treiben den dringend notwendigen Strukturwandel voran“, sagte er. Und weiter: „Vor diesem Hintergrund freue ich mich sehr, dass wir jetzt die gesamte erste Teilfläche des Geländes an das Buchhandelsunternehmen Thalia vermarkten konnten. Mit Thalia kommt ein echtes Weltunternehmen nach Marl. Dieser Erfolg ist das Ergebnis eines engen und vertrauensvollen Austausches zwischen der Stadt Marl, dem Unternehmen Thalia sowie des Immobilienunternehmens ECE.“
Thalia - in Europa die Nummer 1
Michael Busch verdeutlichte am eigenen Unternehmen Thalia (mittlerweile der größte Buchhändler Europas und die Nummer zwei in der Welt, dazu nach eigenen Aussagen hochprofitabel), wie Zukunft aussehen kann, auch wenn die wirtschaftlichen Rahmendaten nicht optimal sind: „Wir standen vor gut zehn Jahren mit dem Rücken zur Wand, nachdem wir den Onlinehandel verschlafen hatten. Hätten wir uns nicht verändert, gäbe es uns heute nicht mehr.“
Freiraum für das eigene Glück nutzen
Veränderung fange im eigenen Kopf an. Denn nicht alles sei schlecht in Deutschland. Es gebe genügend Freiraum, um sein eigenes Glück zu gestalten. Man müsse sich nur selbst hinterfragen. Busch weiter: „ Wir müssen antizipieren, was der Kunde von morgen möchte. Und manchmal muss man einen Schritt zurückmachen, um auf eine andere, höhere Wachstumskurve zu gelangen. Alles andere ist Stagnation und führt unweigerlich in den Konkurs.“ Am Ende sei die Thalia-Strategie aufgegangen – man habe mit vielen Händlern gemeinsam an einem Strang gezogen, dem „Amazon-Kindle“ einen eigenen E-Book-Reader entgegengesetzt und das stationäre Geschäft quasi mit dem Onlinehandel kombiniert. „Zukunft fängt im Kopf an. Wir haben an uns geglaubt, weil wir viel besser sind, als wir glauben. Wir mussten nur den richtigen Schritt gehen“, so der Thalia-Gesellschafter.
“Professionelle Zusammenarbeit mit Marler Verwaltung”
Ein richtiger Schritt sei auch die Ansiedlung in Marl, wodurch viele neue und hochmoderne Ausbildungs- und Arbeitsplätze verbunden sind. Michael Busch lobte in dem Zusammenhang noch einmal die professionelle Zusammenarbeit mit der Stadt. „An keinem anderen Standort sind wir so professionell behandelt worden, mit so schnellen Entscheidungswegen wie hier. In allen anderen Gemeinden zieht es sich deutlich länger hin“, sagte er und sprach von einer Partnerschaft auf Augenhöhe.
Bürgermeister hat den Mittelstand im Blick
Werner Arndt hatte in seiner Rede neben Thalia und gate.ruhr aber auch den heimischen Mittelstand im Blick: „Der Mittelstand spielt eine entscheidende Rolle, er ist das Rückgrat der Wirtschaft. Er ist vor allem ein kraftvoller Motor im Zuge des Strukturwandels. Mit dem Projekt ,Schwatter Jans‘ und der Erweiterung des Industrieparks Dorsten/Marl steht bereits der nächste Schritt in die Zukunft bevor.“ Und doch sieht der Bürgermeister auch die Herausforderungen, die auf Marl zukommen: Digitaler Wandel, Fachkräftemangel, Klimaschutz, Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, aber vor allem globale Unsicherheiten durch Krisen und Konflikte verlangten nicht nur schnelle Antworten, sondern auch strategische Weitsicht. Politische Weichenstellung erwartet Werner Arndt zum Beispiel mit dem Vorantreiben der Technik beim Grünen Wasserstoff.
Kaufkraft steigern
Uta Heinrich rief in ihrem Grußwort noch einmal die aktuellen gesamtdeutschen Probleme der Chemieindustrie ins Bewusstsein. Davon sei leider auch Marl betroffen. „Wir liegen mit unserer Kaufkraft deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt“, so Uta Heinrich. Das müsse sich wieder ändern. In dieser Situation wünsche sie sich, dass das Projekt Umbau Hüls durch den Landrat genehmigt werde. Diesen und anderen wirtschaftlichen Herausforderungen wollen sich die Mitglieder des Wirtschaftsclub stellen. Der Dank ging auch an die westenergie, die die Veranstaltung unterstützte.