Welche Fachkräfte braucht die Region?

|   Wirtschaft und Arbeit

Auch wenn der Strukturwandel zu einem Abbau von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen führt, zeichnet sich heute bereits ab, dass in einzelnen Wirtschaftsbereichen im Kreis Recklinghausen nicht genügend ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen werden.

In welchen Wirtschaftszweigen ist mit einen erhöhten Bedarf an Fachkräften zu rechnen? In welchen Berufsfeldern haben qualifizierte Bewerber künftig größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt? Eine Untersuchung der Stadt Marl gibt interessante Anhaltspunkte.

Regionale Wirtschaftsstruktur

Bürgermeister Werner Arndt hatte die städtische Wirtschaftsförderung beauftragt, für den
eigenen Standort und die umliegenden Städte des Kreises Recklinghausen diejenigen Bereiche zu ermitteln, die prägend für die regionale Wirtschaftsstruktur sind und in denen von einem überdurchschnittlichen Bedarf an Fachkräften auszugehen ist. Werner Arndt: „Uns liegt daran, das Zusammenspiel von Wirtschaftsförderung, Ausbildung und Qualifikation zu intensivieren und die aktuell erkennbaren Trends aufzugreifen für die Entwicklung einer erfolgversprechenden Zukunftsstrategie."

Erhöhter Fachkräftebedarf

Marls Wirtschaftsförderer Dr. Manfred Gehrke und sein Team haben die wirtschaftliche Struktur des Kreises Recklinghausen auf die Frage hin untersucht, in welchen Wirtschaftsbereichen das Kreisgebiet eine überdurchschnittliche Unternehmensdichte aufweist, überdurchschnittlich viele sozialversicherungspflichtige Beschäftigte mit aufsteigender Tendenz gemeldet sind, und welche Wirtschaftszweige sich besonders dynamisch entwickeln und deutlich mehr Neugründungen als Betriebsschließungen verzeichnen. Das Ergebnis: Es gibt sieben Wirtschaftszweige mit erhöhtem Fachkräftebedarf im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe sowie im Bereich Handel und Dienstleistungen, der inzwischen die Wirtschaftsstruktur im Kreisgebiet bestimmt.

Umschichtungen

Im verarbeitenden und produzierenden Gewerbe stellt die Studie erhebliche Umschichtungen fest. So wird künftig nicht nur die Chemie, die als besonders innovativer Wirtschaftszweig bekannt ist und ein Kernstück der Industrie im Kreis Recklinghausen bildet, einen erhöhten Bedarf an Fachkräften haben, sondern ebenso die Stahl- und Metallverarbeitung, das Ernährungsgewerbe und die Elektrotechnik. Dr. Manfred Gehrke: „Diese Bereiche haben sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt und besitzen eine große Dynamik, die in den kommenden Jahren zu einem erhöhten Bedarf an Fachkräften führen wird".

Allerdings stelle das produzierende und verarbeitende Gewerbe - im Zuge des fortschreitenden Strukturwandels in der Region - nur noch etwas mehr als ein Viertel der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Parallel dazu habe sich der Dienstleistungssektor in den zurückliegenden Jahren mehr und mehr ausgeweitet.

Wachsender Bedarf an qualifizierten Fachkräften

Im Dienstleistungsbereich wird es einen wachsenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften künftig z.B. in den sogenannten freiberuflichen wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen geben: in der Rechtsberatung, in Architekten- und Ingenieurbüros, in der analytischen Technik (technische, physikalische und chemische Untersuchungen), im Bereich Werbung / Design / Fotografie sowie - ablesbar an der Anzahl von Patentanmeldungen - in der Forschung und Entwicklung (F+E), in der eine erstaunliche große Zahl an Entwicklungsbüros tätig sind. Auch das Gesundheitswesen, der Einzel- und Großhandel, das Baugewerbe und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen gehören zu den dynamischen Wirtschaftszweigen im Kreisgebiet.

Studie als Ergänzung zu Untersuchung

Dr. Manfred Gehrke versteht die Studie als Ergänzung zu einer Untersuchung, die unter Federführung des Kreises Recklinghausen entstand und Vorschläge zur „strategischen Fachkräftesicherung in der Emscher-Lippe-Region" macht. „Unsere Marler Studie zeigt auf, in welchen Berufsfeldern voraussichtlich ein erheblicher Mehrbedarf an qualifizierten Arbeitskräften entstehen wird, und gibt Anhaltspunkte für die perspektivische Ausrichtung der Strukturförderung und der Qualifizierungsaktivitäten", sagt der Leiter der Marler Wirtschaftsförderung. Sein Ziel: ein integriertes Handlungskonzept mit aufeinander abgestimmten Maßnahmen der Wirtschaftförderungen, der Unternehmen und der Qualifizierungseinrichtungen zur Strukturförderung und der bedarfsgerechten Ausbildung von Facharbeitskräften in der Region.

Als nächstes wird Dr. Manfred Gehrke sein Konzept in der nächsten Sitzung des Marler Stadt-planungsausschusses vorstellen. Mehrere Einrichtungen und Behörden in der Region haben
ihr Interesse an der Studie bereits bekundet.

 

 

Zurück

Das Zusammenspiel von Wirtschaftsförderung und Ausbildung soll Fachkräftemangel vorbeugen und berufliche Chancen erhöhen.