Trinkwasser direkt aus der Nachbarschaft

Zum Auftakt der diesjährigen Sommerbesuche erhielt Bürgermeister Werner Arndt gemeinsam mit Mitgliedern des Stadtplanungsausschusses, Baudezernentin Andrea Baudek, Kämmerer Michael Dinklage und der Wirtschaftsförderung einen exklusiven Blick hinter die Kulissen des Wasserwerkes Haltern.

125 Liter Wasser pro Kopf, je Tag. Eine schlichte Zahl, die den Verbrauch in Deutschland wiedergibt. Eine schlichte Zahl, hinter der aber eine Menge Arbeit und Logistik steckt. „In der Regel beziehen wir mit aller Selbstverständlichkeit das Wasser aus unseren Kränen. Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, welche Geschichte dahintersteckt“, zeigte sich Werner Arndt beim Besuch in Haltern interessiert. Und damit sind wir auch schon direkt beim Wasserwerk.

3-Schicht-Betrieb Tag und Nacht besetzt

Das von der GELSENWASSER AG betriebene Wasserwerk Haltern wurde bereits 1908 in Betrieb genommen (das Pumpwerksgebäude existiert bis heute auf dem acht Quadratkilometer großen Gelände und wird genutzt) und beschäftigt aktuell rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dazu kommen noch bis zu 25 Auszubildende. „Der Leitstand des Wasserwerks ist im kontinuierlichen 3-Schicht-Betrieb Tag und Nacht besetzt, um die Anlagen der Wassergewinnung, -förderung und -verteilung des Wasserwerks Haltern und anderer Wasserwerke mit einem modernen Prozessleitsystem zu überwachen und die notwenigen Schaltungen durchzuführen“, erklärt Werksleiter Heiko Döring während des Rundgangs.

Rohrnetz ist 8200 Kilometer lang

20 Kommunen im Ruhrgebiet und im Münsterland, darunter auch die Stadt Marl, werden von Haltern am See aus versorgt. Rund 100 Millionen Kubikmeter Wasser werden so im Jahr abgegeben, fünf Millionen davon gehen nach Marl - 70 Prozent angereichertes Grundwasser, die anderen 30 Prozent sind natürliches Grundwasser. Übrigens führen durch Marl die mächtigen Leitungen in Richtung Duisburg. 1,20 Meter dicke Rohre stellen die Versorgung für den Norden der Stadt an der Wedau sicher. Diese sind aber nur ein kleiner Teil des insgesamt rund 8200 Kilometer langen Rohrnetzes der GELSENWASSER AG.

31,5 Millionen Kubikmeter Speichervolumen

Beeindruckende Zahlen bieten auch die beiden Talsperren in Haltern (Speichervolumen 20,5 Millionen Kubikmeter) und Hullern (11,0 Millionen) sowie die bis zu 200 Meter mächtigen Schichten der Halterner Sande. Diese bieten beste Voraussetzungen für eine Trinkwassergewinnung nach dem Prinzip „So viel Natur wie möglich, so wenig Technik wie nötig“. Denn die Wasseraufbereitung mit findet hier durch Versickerungsbecken statt, einer schlichten Geländeöffnung in die Halterner Sande hinein, die künstliche Betonbecken, wie z. B. an der Ruhr, obsolet macht. Diese naturnahe Aufbereitung sorgt dank des hochwertigen Quarzsandes bereits nach der Untergrundpassage für einwandfreie Trinkwasserqualität, wenn das Wasser dann aus den insgesamt 230 Brunnen gefördert wird. Etwa 10.000 Proben werden im Jahr genommen, um diese Qualität auch permanent zu garantieren.

Unterschiedliche Wege führen zum Wasserwerk

Dabei wird die Versorgungssicherheit durch unterschiedliche Bausteine gewährleistet. Dazu zählen die Grundwassergewinnung im Bereich des Wasserwerks Haltern sowie der Waldgebiete Haard und Hohe Mark, die Grundwasseranreicherung (indem das in den Talsperren Haltern und Hullern gespeicherte Oberflächenwasser über Versickerungsbecken in tiefe Bodenschichten geleitet wird) und – unter besonderen Umständen – zusätzlich die Überleitung von Wasser aus dem Dortmund-Ems-Kanal in die Stever und damit in die Talsperren.

Enorme Jahreskapazität

Insgesamt 16 Kreiselpumpen (vertikal 13 einstufige und horizontal 3 zweistufige) mit elektrischem Antrieb fördern das Trinkwasser in einer Menge von durchschnittlich 12.000 Kubikmeter in der Stunde ins Rohrleitungsnetz in Richtung Verbraucher. Die Jahreskapazität des Wasserwerks beträgt gemäß Wasserrecht 129 Millionen Kubikmeter.

Wassermangel kennt man in Haltern bisher nicht

Und auch im Falle eines Stromausfalls muss niemand besorgt sein, nicht mehr genügend Wasser beziehen können. Denn dann übernehmen drei Dieselmotor-Generatoren die Versorgung mit elektrischer Energie, sodass der Energiebedarf des Wasserwerks jederzeit gedeckt ist. Und Heiko Döring versichert: „Wassermangel kennen wir hier in Haltern im Gegensatz zu anderen Regionen bislang nicht.“

Zurück

Interessante Einblicke erhielten im Rahmen der Sommerbesuche Marls Bürgermeister Werner Arndt und Mitglieder der Verwaltung sowie des Stadtplanungsausschusses während einer Führung im Wasserwerk Haltern. Dabei gab es auch einen beeindruckenden Blick auf das Südbecken der Talsperre. Foto: Stadt Marl / Pressestelle

Zahlreiche Brunnen sind auf dem Außenareal des Wasserwerkes verteilt. Foto: Stadt Marl / Pressestelle