Tanztheater von Mario Martello Panno
Brasilien: Copa Cabana, Fußball, Samba und Sonnenschein. Das Bild des Landes lebt vor allem von farbenfrohen Klischees. Brasilien ist aber auch ein Land der sozialen Widersprüche, geprägt von Aberglauben, Kriminalität und sozialem Elend. In den Favelas, den Vororten der brasilianischen Metropolen, tun sich gesellschaftliche Abgründe auf. Samba! hinterfragt die bunten Klischees über Brasilien und untersucht, wie viel Realität darin steckt. So entsteht das getanzte Portrait eines facettenreichen Landes und einer Gesellschaft, in der Lebensfreude und Tanz trotz zahlreicher sozialer und politischer Herausforderungen großgeschrieben werden.
Zum Stück
Rio de Janeiro, irgendwann in den 1960er Jahren: Karneval, die Zeit der farbenprächtigen Paraden, des Festes und Rausches. Wie jedes Jahr schicken die Samba-Schulen ihre besten Vertreterinnen und Vertreter, um in einem Wettbewerb auszufechten, wer der oder die beste Sambista ist. Doch Samba ist weit mehr als bloß ein grelles Spektakel, eine ekstatische Show oder ein erbitterter Wettstreit zwischen konkurrierenden Schulen. Das lernt auch die Verliererin des aktuellen Wettbewerbes. Nachdem sie besiegt wurde, will sie sich eigentlich nur bei ihrer Großmutter ausweinen. Doch diese nimmt sie stattdessen mit auf eine Reise zu den Ursprüngen des Samba, die sie selbst noch miterlebt hat. Durch ihre Augen sehen wir, wie sich aus traditionellen Tänzen und Musiken der Sklavinnen und Sklaven in Brasilien der heutige Samba entwickelt hat und wie das Tanzen und Musizieren auch eine Form der Auflehnung gegen die Unterdrückung der Herrschenden war. Aus von der Regierung unterdrückten Ritualen, Tänzen und Musikformen hat sich das heutige Nationalsymbol Brasiliens entwickelt.
Regisseur Mario Martello Panno will mit seiner Inszenierung zeigen, dass Samba mehr ist als ein grelles Spektakel mit fetzigen Rhythmen und bunten Kostümen. Samba ist Brasiliens Metapher für Einigkeit, für die Vermischung verschiedener kultureller Traditionen, Stile und Denkrichtungen. Samba ist musikalischer Eklektizismus: entstanden aus der Vermischung afroamerikanischer Rhythmen und Musikstile (die die aus Afrika verschleppten Sklaven und Sklavinnen in die portugiesische Kolonie mitbrachten) mit europäischen. Teile der Inszenierung wurden von der brasilianischen Choreografin Tamirys Candido erarbeitet.
Karten sind online unter www.theater-marl.de, im Stadtinformationsbüro i-Punkt im Einkaufszentrum Marler Stern (Tel.: 02365 / 99-4310, E-Mail: i-punkt(at)marl.de) sowie, je nach Verfügbarkeit, an der Abendkasse erhältlich.