Wie sicher können sich Fußgänger in Marl bewegen?
Um ein konkretes Bild zu bekommen, hat der Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. die Stadt Marl als eine von fünf Modellstädten in Deutschland ausgesucht. Ziel des Projektes ist es, notwendige Grundlagen für eine strategische Förderung des Fußverkehrs auf kommunaler Ebene zu sammeln und zu einem Leitfaden weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse fasste Bernd Herzog-Schlagk, Projektleiter bei FUSS e.V., jetzt gemeinsam mit Baudezernentin Andrea Baudek und Verkehrsplaner Udo Lutz in einem Pressegespräch zusammen.
Begehungen und Workshops
Basis der Untersuchungen waren intensive Begehungen im Stadtgebiet und mehrere Workshops. Genauer unter die Lupe genommen wurden Fußwege, Wegebeziehungen und Straßensituationen in der Stadtmitte, Alt-Marl und Hüls-Nord. Der Fußverkehr-Check brachte positive Ergebnisse, aber auch solche, die ein weiteres Handeln erforderlich machen. So lobt der Fachverband insbesondere die hohe Aufenthaltsqualität in der grünen Stadtmitte. „Hier empfehlen wir, die Vielfältigkeit noch deutlicher herauszustellen und zu verbessern“, sagte Bernd Herzog-Schlagk. Die weiteren Pluspunkte: die Einführung einer behindertengerechten Fußgängerampel, die Entwicklung von Kinderstadtplänen und -ampeln sowie die Teilnahme als Modellstadt in der NRW-Kampagne „Mehr Freiraum für Kinder“. Außerdem gibt es einen Arbeitskreis zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs.
Verbindungswege als Chance
Als eine große Chance bewertete Herzog-Schlagk die fußläufigen Verbindungswege und hier vor allem die Querungsstellen zu den innenstadtnahen Ortsteilen. „Diese sollten verkehrssicherer und komfortabler gestaltet werden“, so der Projektleiter. Gerade auf die teilweise eingeschränkten Sichtbeziehungen sei unbedingt zu achten. Darüber hinaus sehen die Experten beste Voraussetzungen für die Schaffung eines Fußwegenetzes. Herzog-Schlagk: „Dies sollte mit betonten grünen Achsen, etwa entlang der vielen Bäche oder der S-Bahn-Strecke, kombiniert werden, die Bewohner und Touristen nutzen können“.
Thema "Radverkehr"
Handlungsbedarf gibt es auch beim Thema Radverkehr, der weiterhin gefördert werden muss. Allerdings sollte nach Ansicht von FUSS e.V. ein verstärktes Augenmerk darauf gerichtet werden, dass Strukturmaßnahmen nicht zu Lasten des Fußverkehrs gingen. „Gemeinsame Geh- und Radwege sind unter anderem nur in Ausnahmefällen regelkonform“, erklärte Bernd Herzog-Schlagk. „Und an den Querungsstellen müssen eindeutige Aufstellflächen für Fußgänger vorhanden sein“.
Praxisnahe Hinweise
Für Baudezernentin Andrea Baudek ist die Teilnahme an dem Projekt „ein zentraler Baustein für die Förderung des Fußverkehrs bei der Umsetzung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes“. Der Handlungsleitfaden enthalte wichtige praxisnahe Hinweise, an welchen Wegen, Plätzen oder Verkehrsachsen die Verwaltung für die Fußgänger unbedingt handeln müsse. Baudek: „Wir werden dem Fußverkehr in unserem Mobilitätskonzept besonderes Augenmerk widmen“.
Erfahrungsaustausch in Berlin
Wie der Fachverband FUSS e.V. mitteilte, hat die Stadt Marl seit 2016 aktiv an der Entstehung eines Handlungsleitfadens für kommunale Fußverkehrsstrategien mitgewirkt. Beim bundesweiten Kongress für Fußverkehr im Oktober wird es einen Erfahrungsaustausch zwischen den Modellstädten des Projektes geben. In Berlin wird Verkehrsplaner Udo Lutz die Bemühungen der Stadt Marl und erste Konsequenzen aus dem Modellvorhaben vorstellen. Die Untersuchung im Rahmen des städtischen Mobilitätskonzeptes soll Mitte 2019 fertig gestellt sein.
Weiterführende Informationen...
...zum Projekt und den Handlungsempfehlungen für Marl sind online unter www.fussverkehrsstrategie.de zu finden.