Was passiert hinter dem Bauzaun der Rathausbaustelle? Wie weit sind die Baumaßnahmen? Was wird konkret saniert? Und warum ist das Marler Rathaus eigentlich so schützenswert? Diese und weitere Fragen wurden in den letzten Wochen bei mehreren Führungen durch die Rathausbaustelle beantwortet. „Die Sanierung des Marler Rathauses ist eine Riesenaufgabe“, sagte Claas Frein, Leiter des Amtes für Gebäudemanagement. Je Führung wurden die Gäste eineinhalb Stunden lang aus erster Hand über den Fortgang der Bauarbeiten informiert.
Marmor und Mosaike
Dass eine Sanierung dringend notwendig ist, erklärte Projektleiter Christian Stojek im Inneren der Marler Stadtkrone. „Undichte Fenster, veraltete Elektronik oder tropfende Leitungen haben aus dem prunkvollen Gebäude einen Sanierungsfall gemacht“, so der Bauingenieur. Doch es lohne sich allemal, das Rathaus zu sanieren. Stojek: „Neben der einzigartigen Architektur wurden damals auch edle Materialien beim Bau verwendet.“ Marmor schmückt sowohl im Sitzungstrakt als auch im Zentralgebäude die Fassaden, im Foyer stechen feine Wandmosaike hervor.
Dacharbeiten starten in Kürze
Die Sanierung des Rathauses kommt aktuell gut voran. „In Turm I wird der Estrich eingebracht“, sagte Christian Stojek. Die Montage der Kühldecken sei ab Oktober geplant, der Beginn der Arbeiten am Bodenbelag ebenso. Bereits im Abbau befindet sich das Gerüst an Turm II. „Hier wurde die Fassade bereits erneuert“, so Stojek, „die Installation für Wasser und Elektro auch.“ Am Sitzungstrakt laufen die Arbeiten für den Rückbau. Das Gerüst ist fertiggestellt und die Dacharbeiten starten in Kürze.
Gerüstarbeiten ageschlossen
Im Zentralgebäude sind die Gerüstarbeiten für die Sheddächer bereits abgeschlossen. In vollem Gange befinden sich die Installation der Elektrik sowie die Arbeiten an der Heizung. Auch die Abwasserarbeiten gehen zügig weiter. Rohrbauer sind damit beschäftigt, die Durchbrüche zu stemmen. Übrigens: Im Zuge der Rathaussanierung werden insgesamt 4.500 m² Böden, 9.700 m² Decken, 1.300 m² Wände und 500 Türen erneuert.
„Kühne Konstruktion aus Stahlbeton"
Das Marler Rathaus gilt auch heute noch als „kühne Konstruktion aus Stahlbeton" und zieht immer wieder architektur-interessierte Besucherinnen und Besucher an. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl der Stadt Marl rasant an, sodass der Neubau eines größeren Rathauses notwendig wurde. Die niederländischen Architekten Jacob Berend Bakema und Johannes Hendrik van den Broek konnten bei einem europäischen Wettbewerb überzeugen – mit Erfolg.
Einzigartige Hängekonstruktionen
Die Holländer entwarfen Ensembles aus mehreren Elementen mit zwei von ursprünglich vier geplanten Türmen, die als einzigartige Hängekonstruktionen erbaut wurden. In den beiden Türmen befinden sich die Büros der Verwaltung. Im angrenzenden Gebäudeteil – dem Sitzungstrakt – fanden im Obergeschoss bis vor der Sanierung Ratssitzungen, Tagungen und Veranstaltungen statt. Im Erdgeschoss zeigte das Skulpturenmuseum Marl über viele Jahre Exponate seiner renommierten Sammlung.
„Symbol demokratischer Baukultur“
Das Rathaus Marl steht seit 2015 unter Denkmalschutz. Das Gebäude-Ensemble ist ein herausragendes Beispiel für die Architektur der Ruhrmoderne. Es wurde 2018 von der Landesinitiative StadtBauKultur NRW als „Big Beautiful Building“ ausgezeichnet und gilt als „Symbol demokratischer Baukultur“, die Besucher nicht als Bittsteller, sondern selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger einer demokratischen Gesellschaft betrachtet.
Fertigstellung: Herbst 2027
Der Stadtrat beschloss im Oktober 2015 mit großer Mehrheit die energetische und denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes. Die Sanierung startete im November 2020 und soll im Herbst 2027 fertiggestellt werden. Für die Sanierung hatte die Stadt mehrere Untersuchungen in Auftrag gegeben. Die Baukosten belaufen sich aktuell auf rund 135 Mio. Euro. Bisher wurden mehr als 20 Mio. Euro Fördermittel vom Bund und Land bewilligt.
Daten und Fakten…
…zur Sanierung, News von der Baustelle sowie Blicke in die Vergangenheit und Zukunft des Marler Rathauses erhalten interessierte Bürgerinnen und Bürger im Internet unter https://www.rathaus-marl.de/.