„Ermutigendes Signal für den Aufbruch in schwierigen Zeiten“
„Wir freuen uns, dass wir nach intensiver und sorgsamer Vorbereitung mit der Sanierung unseres Rathauses beginnen können“, sagt Bürgermeister Werner Arndt zur Aufstellung des Bauschildes. Das Rathaus sei „das Wahrzeichen unserer Stadt“ und stehe für die „Aufbruchsstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg in Marl und der Region“. Arndt: „Die Sanierung ist eine Investition von regionaler Bedeutung und ein ermutigendes Signal für einen viel versprechenden Aufbruch in schwierigen Zeiten“.
„Symbol demokratischer Baukultur“
Das Rathaus bildet den Mittelpunkt des Marler Stadtzentrums, das in den 1960er nd 70er Jahren „auf der grünen Wiese“ entstand, und sorgte international für Schlagzeilen. Die niederländischen Architekten Johannes Hendrik van den Broek und Jacob Berend Bakema hatten ein Ensemble aus mehreren Elementen entworfen, bestehend aus dem repräsentativen Sitzungstrakt als Ort der Begegnung von Politik und Bürgerschaft, dem Zentralgebäude für bürgernahe Dienstleistungen sowie aus vier Türmen, von denen zwei gebaut wurden. Das Marler Rathaus gilt bis heute als „Symbol demokratischer Baukultur“.
Zahn der Zeit hinterlässt sichtbare Spuren
In den vergangenen Jahren hat der Zahn der Zeit unermüdlich an der „kühnen Konstruktion aus Stahlbeton“ genagt und deutliche Spuren an den Fassaden und im Innern hinterlassen. Die Situation war für Gäste wie Beschäftigte kaum noch zumutbar. Im Oktober 2015 fasste der Rat der Stadt Marl nach intensiver Diskussion den Grundsatzbeschluss zur Sanierung. .
Türme werden bis aufs Skelett erneuert
Ab November werden nun - 60 Jahre nach der Grundsteinlegung am 10.11.1960 - zunächst das Zentralgebäude und die beiden Türme saniert. Betonelemente werden saniert, Fenster sowie die komplette Elektrik und Technik sowie die Heizungsanlage nach aktuellen energetischen Standards erneuert. Zirka 4.500 qm Böden, zirka 9.700 qm Decken und ungefähr 500 Türen werden ersetzt, 11.300 qm Wände neu erstellt. Hinzu kommen Gerüste im Umfang von 7.800 qm. Die beiden Rathaustürme, die - als erste Bauten ihrer Art in der Bundesrepublik Deutschland – als Hängehochhäuser errichtet wurden, werden komplett entkernt. Nach Entfernung der Fenster und der Außenfassade werden nur noch die tragenden Gebäudeelemente und die beton-ummantelten Stahlbänder der Hängekonstruktion als Skelett in den Himmel ragen – wie damals beim Bau der Türme.
Denkmalgerechte Sanierung
Für die Sanierung der hochwertigen Marmorwände, Wandmosaiken, Holzvertäfelungen und Beleuchtungen im Innern mussten spezielle Lösungen gefunden werden, um den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht zu werden. „Alle Maßnahmen werden eng mit den Denkmalbehörden abgestimmt“, berichtet Baudezernentin Andrea Baudek. „Wir sind in einem permanenten und konstruktiven Austausch mit dem Denkmalschutz“.
Umgestaltung zu einem Haus der Begegnung
Die Sanierung des Sitzungstraktes mit den Sitzungssälen, Fraktionsbüros und dem von einem 28 x 60 Meter großen Betonfaltwerk überdachten Foyer beginnt 2022. Die Räume im glasumbauten Erdgeschoss und im Souterrain, in denen das Skulpturenmuseum Glaskasten ausgewählte Exponate seiner umfangreichen Sammlung zeigt, werden zu einem Begegnungsort mit Angeboten der offenen Kinder- und Jugendarbeit, für Familienbildung und nachbarschaftliche Aktivitäten umgestaltet. In das neue Haus der Begegnung sollen nach den bisherigen Planungen auch die städtische Spieliothek und das Quartiersmanagement für das Stadtzentrum einziehen.
Neuer Begegnungs- und Erlebnisort „Marschall 66“
Das Skulpturenmuseum Glaskasten wird in einer nur wenige 100 Meter entfernten ehemaligen Schule neue Räume finden. Dort entsteht das – nach dem ehemaligen Stadtplaner Günther Marschall benannte - kulturelle Begegnungs- und Erlebniszentrum Marschall 66, in dem auch die Stadtbibliothek neue Räume finden und die insel-VHS und die städtische Musikschule ausgewählte Angebote unterbreiten werden.
Minutiöse Planung
Für die Sanierung des Rathauses hat die Stadt die international erfahrene Planungsgesellschaft HPP als Generalunternehmung gewonnen, die das Vorhaben gemeinsam mit dem Planungs- und Organisationsteam der Verwaltung minutiös geplant hat. Art und Umfang der Maßnahmen mussten festgelegt, die einzelnen Gewerke klassifiziert und Leistungsverzeichnisse für die bundes- und europaweite Ausschreibung erstellt werden. Für die verlässliche Kostenberechnung war u.a. eine Etage im Rathausturm I für Probebohrungen und Untersuchungen der Bausubstanz freigezogen worden.
Mehrfaches Kostencontrolling
Für die Sanierung des Rathauses wurden bisher mehr als 10 Mio. Euro Bundes- und Landesmittel aus dem Stadterneuerungsprogramm bewilligt. Weitere Zuwendungen sind in Aussicht gestellt. Damit die Gesamtkosten von zirka 70 Mio. Euro nicht aus dem Ruder laufen, hat die Stadt drei Kontrollebenen eingezogen. Mit dem Controlling wurde die Firma BOS Projektmanagement GmbH beauftragt. Darüber hinaus kontrollieren die Controlling-Abteilungen des Generalunternehmers die Kostenentwicklung penibel. Auch das Rechnungsprüfungsamt der Stadt wurde über seine originären Aufgaben hinaus mit einem umfangreichen Projektcontrolling betraut.
Verwaltung bleibt bürger- und zentrumsnah
Bevor in den kommenden Tagen die Baustelle eingerichtet wird, mussten für die Ämter im Rathaus Ausweichquartiere gefunden und neu hergerichtet werden, das Organisationsteam der Stadtverwaltung musste mehrere Umzüge stemmen. „Es ist uns gelungen, die Ämter und Bereiche mit größerem Publikumsverkehr weiterhin zentrumsnah unterzubringen“, sagt Personal- und Organisationsdezernent Michael Bach. 2024, so die Planungen, sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in das rundum erneuerte Rathaus einziehen können.
„Zusätzliche Impulse für die Stadtentwicklung“
„Die Marlerinnen und Marler können nach Abschluss der Sanierung wieder mit Stolz auf unser Rathaus schauen, das zu den herausragenden Denkmälern der Ruhrmoderne zählt“, verspricht Bürgermeister Werner Arndt mit Blick nach vorn. Er geht davon aus, dass die Sanierung des Rathauses der Stadtentwicklung wichtige Impulse geben und „zusätzliche private Investitionen anstoßen wird. So werde das Einkaufszentrum Marler Stern von einem Investor wieder auf Vordermann gebracht und erlebe eine neue Blüte. „Weitere private Investitionen sind jederzeit willkommen“, sagt Werner Arndt. Aktuell forciert die Stadtverwaltung die Planungen für ein modernes Wohnquartier neben dem Grimme-Institut, die Vorbereitungen für den „Spielplatz der Nationen“ als generationsübergreifendes Begegnungsangebot sind weitgehend abgeschlossen, zahlreiche weitere Maßnahmen in Vorbereitung. Auch in anderen Stadtteilen seien „erfreuliche Investitionen“ getätigt worden oder geplant. Arndt: „Marl ist eine Stadt mit großem Potential. Wir sind auf einem guten Weg“.