Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz hatte - in Kooperation mit dem Denkmalpflegeamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) - Journalisten bundesweit zu einer Fahrt nach Dortmund, Marl und Düsseldorf eingeladen, um der Architektur der 60er und 70er Jahre mehr Aufmerksamkeit zu verleihen. In Marl stand das denkmalgeschützte Rathaus im Zentrum des Interesses, das als „Sinnbild für Offenheit und das neue Demokratieverständnis nach dem zweiten Weltkrieg“ gelte, so Andrea Baudek.
"Spannender Mix aus Baukörpern und Materialien"
An dem 1957 ausgeschriebenen Wettbewerb hatte die Crème de la crème der europäischen Architekten teilgenommen, erklärte Dr. Michael Huyer, Bauforscher beim Landschaftsverband. Den Zuschlag erhielten schließlich die Niederländer Johannes Hendrik van den Broek und Jacob Berend Bakema. Sie überzeugten mit einer kühnen Konstruktion aus Stahlbeton und einem „spannenden Mix aus Baukörpern und Materialien“, so Dr. Huyen.
Erste Hängekonstruktion europaweit
Von den ursprünglich vier geplanten Türmen wurden letztlich nur zwei errichtet, nachdem erste Zechenschließungen im Ruhrgebiet ankündigten, dass auch das Wachstum der „Boomtown“ Marl nicht unendlich weitergehen würde. Die Hängekonstruktion der beiden Rathaustürme ist für die Denkmalpfleger baugeschichtlich besonders interessant, weil diese Konstruktion europaweit erstmals in Marl ausgeführt wurde.
Erfolgversprechende Gespräche über praktikable Lösungen
Für die bevorstehende Rathaus-Sanierung suchen die Denkmalpfleger zurzeit mit den Experten der städtischen Bauämter nach praktikablen Lösungen. „Wir sind in sehr guten Gesprächen mit der Stadtverwaltung“, berichtete Dr. Nina Overhageböck von der LWL-Denkmalpflege den Journalistinnen und Journalisten beim Blick vom Rathausturm II.
Scharounschule begeistert mit ihrer organischen Architektur und Akustik
Während die Sanierung des Rathauses vorbereitet wird, ist die Scharounschule bereits energetisch und denkmalgerecht saniert. Hier erlebten die Fachjournalisten zum Abschluss ihres Besuchs in Marl die organische Architektur von Hans Scharoun und bei einer musikalischen Kostprobe von Schulleiter Günter Braunstein und Brigitte Braunstein die besondere Akustik der Aula. Hans Scharoun hatte die Aula kurz nach der Philharmonie in Berlin geplant.