„Jetzt kann ich hier meine Freiheit genießen“

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Wenn Halina Birenbaum (87) in Schulen über ihre Erfahrungen im Warschauer Ghetto und im Konzentrationslager Auschwitz berichtet, folgen die Schülerinnen und Schüler aufmerksam jedem ihrer Worte.

Große Aufmerksamkeit wird die Holocaust-Überlebende auch finden, wenn sie am Freitag bei der Feier im Rathaus der Stadt Marl zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus eines ihrer Gedichte vortragen wird.

Hält als Zeitzeugin Vorträge in Schulen

In vielen Gedichten und Erzählungen, die auch als Bücher veröffentlicht wurden, hat Halina Birenbaum ihren Überlebenskampf im Ghetto und in den Vernichtungslagern beschrieben. Darüber hinaus hält sie als Zeitzeugin Vorträge in Schulen und gibt jungen Menschen Einblicke in ihr Leben und eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte.

Lebt in Marls Partnerstadt Herzliya

In diesen Tagen ist Halina Birenbaum zu Gast im Albert-Schweitzer-Geschwister-Scholl-Gymnasium, im Gymnasium im Loekamp, in der Willy-Brandt-Gesamtschule sowie in Schulen in Oer-Erkenschwick, Dorsten und Wulfen. Gestern war Halina Birenbaum, die in Marls Partnerstadt Herzliya lebt, gemeinsam mit ihrer Enkelin Yael und ihrer Dorstener Freundin Christel Schrieverhoff zu Gast bei Bürgermeister Werner Arndt, der mit seiner Einladung das „beeindruckende Engagement“ der Seniorin würdigte. „Was Halina Birenbaum leistet, ist von unschätzbaren Wert“, so Arndt. „Ihre Vorträge, Gedichte und Erzählungen helfen uns, unsere eigene Geschichte besser zu verstehen, und mahnen uns, für Menschlichkeit, Toleranz, Demokratie und Freiheit einzutreten“.

Musste in ihrer Jugend das Martyrium der Juden durchleben 

Halina Birenbaum wurde 1929 in Warschau geboren und musste in ihrer Jugend das Martyrium der Juden im Warschauer Ghetto und in den Konzentrationslagern Majdanak, Auschwitz, Ravensbrück und Neustadt-Glewe durchleben. Auch wenn ihr „die schrecklichen Bilder“ ihrer Kindheit „nicht aus dem Kopf gehen“, habe sie nie Hass empfunden und reise „mit guten Gefühlen“ nach Deutschland. „Jetzt kann ich hier meine Freiheit genießen und habe viele Freunde“.

Nimmt an der städtischen Feierstunde am Freitag teil 

Am Freitag wird Halina Birenbaum an der städtischen Feierstunde am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus teilnehmen und anschließend für Gespräche zur Verfügung stehen. Der ökumenische Gottesdienst im großen Sitzungsaal des Rathauses beginnt um 18 Uhr. Nach einer kurzen Pause eröffnet Bürgermeister Werner Arndt die Gedenkfeier um 19 Uhr. Als Gastredner wird der Historiker Thomas Köhler (Villa ten Hompel, Münster) über die Rolle der Polizei im NS-Staat referieren. Cengiz Caliskan, Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Marl, wird ein Schlusswort sprechen. Zwischen den Wortbeiträgen zeigt der Projektchor des boje-Theaterensembles Ausschnitte aus seinem Programm für das Anne Frank-Theaterstück, die AkzepTanz Company von TANZMOTO e.V. ihre Aufführung „Gegen Fremdenfeindlichkeit heute“ und die „Marler Wege“ zünden Kerzen „für die Würde aller Menschen“ an.

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Mit einer Einladung ins Rathaus hat Bürgermeister Werner Arndt das Engagement von Halina Birenbaum (Mitte) gewürdigt, die seit vielen Jahren Marler Jugendlichen von ihren Erlebnissen im Warschauer Ghetto und im Vernichtungslager Auschwitz berichtet. Beim Empfang mit dabei waren ihre Enkelin Yael Birenbaum (l.), ihre langjährige Freundin Christel Schrieverhoff und die städtische Integrationsbeauftragte Jennifer Radscheid (r.)