Mit Sprühkreide und verschiedenen Graffiti-Motiven wollen Polizei und Stadt nun für mehr Verkehrssicherheit auf den Radwegen sorgen.
Unfallursachen
„Eine häufige Unfallursache ist, einen Radweg in falscher Fahrtrichtung zu benutzen", erklärte Polizeihauptkommissar Jörg Teichert am Donnerstag bei der Vorstellung der Graffiti-Aktion an der Hochstraße (Elektro Langenfeld) in Alt-Marl. „Radfahrer werden besonders an Einmündungen und Ausfahrten nicht rechtzeitig wahrgenommen, weil sich der einfahrende Verkehrsteilnehmer hauptsächlich nach links orientiert", weiß Teichert. Deshalb wolle die Polizei jetzt gemeinsam mit der Stadt ein „Geisterradler-Motiv" an unfallträchtigen Stellen im Stadtgebiet direkt auf die Fahrbahn sprühen. Teichert: „Das Graffiti soll an verschiedenen Stellen zum Umdenken und Wenden oder Wechseln der Straßenseite mahnen."
Laute Musik aus Kopfhörern
Aber nicht nur Geisterradler sorgen in Marl und bundesweit für erhebliche Gefahren im Straßenverkehr. Insbesondere auch laute Musik aus Kopfhörern oder das unachtsame Öffnen von Autotüren würden immer wieder zu gefährlichen Situationen mit Radfahrern führen. „Durch laute Musik aus Kopfhörern können Geräusche in der Umgebung und Warnsignale im Straßenverkehr meistens nicht mehr wahrgenommen werden", erklärt der Hauptkommissar. „Und Autofahrer", so Teichert, „müssen sich in jedem Fall vergewissern, dass sie ihre Türen öffnen können, ohne vorbeifahrende Radler zu gefährden". Auch auf diese Gefährdungen wolle man jetzt mit entsprechenden Graffiti-Motiven im Stadtgebiet hinweisen.
Sicherheit der Verkehrsteilnehmer
Ziel der gemeinsamen Aktion von Polizei und Stadt ist es, die Unfallzahlen mit Radbeteiligung deutlich zu reduzieren. Für Heinz-Peter Mühlenberg, Leiter des städtischen Ordnungsamtes, ist dabei vor allem eines wichtig: die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. Gleichzeitig sei eine gegenseitige Rücksichtnahme von großer Bedeutung. „Durch das Einhalten der Verkehrsregeln können Radfahrer selbst in einem hohen Maß zu ihrer eigenen Sicherheit beitragen", so Mühlenberg. „Viele Radfahrer werden einfach übersehen oder sehen selbst nicht so genau hin".
Unfallstatistik
Laut Polizeihauptkommissar Jörg Teichert kommt es bei Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Radfahrern fast immer zu Verletzungen. So wurden in 2013 insgesamt 85 Radfahrer bei 100 Unfällen mit Radfahrerbeteiligung in Marl verletzt. Mit den verschiedenen Graffiti-Motiven sollen jetzt alle Verkehrsteilnehmer - also nicht nur Radfahrer - für das Thema sensibilisiert werden. „Der Effekt dieser schnell vergänglichen Ermahnungen auf den Radwegen soll auch in der Überraschung liegen", betont Teichert. „Wir freuen uns über jede Art von Aufmerksamkeit. Wenn das Motiv an der einen Stelle verblasst, dann fällt es anderswo hoffentlich umso deutlicher ins Auge".
Vier Graffiti-Motive
Die mit Sprühkreide aufgebrachten Graffitis hielten - je nach Wetter - einige Tage bis mehrere Wochen. Das schnelle Verblassen der Graffitis sei dabei durchaus erwünscht. Teichert: „Wir wollen mit dieser Aktion auf das Thema Radfahrsicherheit aufmerksam machen und auch für Diskussionen sorgen". Dazu seien die Graffitis gut geeignet. „Ein dauerhafter Verbleib der Graffiti-Motive auf der Straße", so Teichert, „hätte eher einen Gewöhnungseffekt und somit eine Abnutzung der positiven Effekte zur Folge." Insgesamt gibt es vier Graffiti-Motive: Neben "Geisterradler bitte wenden" sind das "Todsicherer Musikgeschmack", "Ganz toter Winkel" und "Türstopp".
"Radfahrer wachrütteln"
Marls Bürgermeister Werner Arndt ist überzeugt vom gemeinsamen Präventionskonzept mit der Polizei und hofft, dass die Graffiti-Aktion bald schon „sichtbare Spuren" im gesamten Stadtgebiet hinterlässt und Radfahrer „auf Kurs" bringt. „Ich begrüße es sehr, dass Polizei und Stadt hier an einem Strang ziehen, um noch deutlicher auf die Gefahren hinzuweisen", so Arndt. „Die gelben Graffiti sollen Radfahrer wachrütteln und für mehr Verkehrssicherheit auf unseren Straßen und Radwegen sorgen".
Risikofaktor Musikhören
Auch Dr. Barbara Duka ist begeistert von der gemeinsamen Graffiti-Aktion mit dem Polizeipräsidium in Recklinghausen. Vor allem das Motiv „Todsicherer Musikgeschmack" hält die Schul- und Ordnungsdezernentin der Stadt Marl für enorm wichtig. „Moderne und trendige Kopfhörer sorgen vielleicht bei jungen Menschen für den besseren Klang, im Straßenverkehr aber vor allem für eine schlechtere Aufmerksamkeit", meint Dr. Duka. Dass das Musikhören im Straßenverkehr ein Risikofaktor sei, daran bestünde keinen Zweifel. „Wir wollen jetzt mit der Graffiti-Aktion insbesondere im Bereich der weiterführenden Schulen auf die eingeschränkte Wahrnehmung und die daraus entstehenden Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam machen".