Rolf Abrahamsohn - Kämpfer für Demokratie und Versöhnung

Rolf Abrahamsohn war der letzte Holocaust-Überlebende der Jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen und Marler Zeitzeuge. Am 9. März wäre Rolf Abrahamsohn 100 Jahre alt geworden.

Eine besonders einprägsame Form der Erinnerungskultur ist das Gespräch mit Zeitzeugen. Dies war Rolf Abrahamsohn zeit seines Lebens immer wichtig, wodurch er eine der markanten Stimme gegen das Vergessen war. Immer wieder berichtete er mit unermüdlicher Geduld als einer der letzten Zeitzeugen über diese furchtbare Ära. Dies sah er auch als Verpflichtung an gegenüber den Menschen, die nicht mehr sprechen können. Besonders lag es Rolf Abrahamsohn am Herzen, junge Menschen von dem zu berichten, was er während der Nazizeit erlebt hatte.

Als Zeitzeuge unterwegs gewesen 

Als Zeitzeuge berichtete er in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. So auch bei einem gemeinsamen Gespräch 2015 mit Schülerinnen und Schülern: „Ich kann nicht verdrängen, erinnere mich an jedes Detail. Deshalb habe ich oft Albträume.“ Die Bilder verfolgten ihn auch Jahrzehnte nach seiner Befreiung durch die Rote Armee im KZ Theresienstadt im heutigen Tschechien.

Werner Arndt erinnert sich

„Wir können Rolf Abrahamsohn nicht genug dafür dankbar sein, dass er uns von seinen Erfahrungen und Erinnerungen erzählte, die mitunter so unfassbar in Worte zu fassen sind. Deshalb ist es gerade an seinem 100. Geburtstag noch einmal wichtig zu mahnen, dass auch nachfolgende Generationen die Erinnerungen an den Holocaust wachhalten müssen“, sagt Bürgermeister Werner Arndt, der sich an zahlreiche ergreifende Gespräche erinnert.

In Marl geboren, nach Marl zurückgekehrt 

Rolf Abrahamsohn wurde 1925 in Marl geboren. Doch die Familie Abrahamsohn musste nach ihrer Vertreibung aus ihrer Heimatstadt 1938 nach Recklinghausen umsiedeln. 1942 folgte die Deportation von Rolf Abrahamsohn und seiner Mutter nach Riga. Er überstand das dortige Ghetto wie auch die Konzentrationslager Kaiserwald, Stutthof, Buchenwald und Theresienstadt, während seine Mutter in Riga  und sein Vater sowie sein Bruder in Auschwitz ermordet wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Rolf Abrahamsohn nach Marl zurück.

Vorsitzender der Jüdischen Kulturgemeinde

Später setzte er sich für die neu gegründete Jüdische Kulturgemeinde Bochum/Herne/Recklinghausen ein und war von 1978 bis 1992 deren Vorsitzender. Seit 2016 war er zudem Ehrenvorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen. Rolf Abrahamsohn war im Vorstand der Jüdischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit aktiv und hat den Aufbau des Jüdischen Museums in Dorsten intensiv unterstützt und begleitet. Der gebürtige Marler erhielt die Ehrenbürgerschaft des Kreises Recklinghausen und den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Am 23. Dezember 2021 ist Rolf Abrahamsohn im Alter von 96 Jahren in Marl verstorben.

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Am 9. März 2025 wäre Rolf Abrahamsohn 100 Jahre alt geworden. Foto: Stadt Marl / Archiv