Holocaust-Gedenktag: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“

75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau haben rund 250 Gäste auf Einladung der Stadt Marl an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Unter dem Titel „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ berichtete die Holocaust-Überlebende Halina Birenbaum im Rathaus über ihre „schreckliche Zeit“ und schrieb sich ins Goldene Buch ein.

Geschichte weitergeben

Seit mehr als 30 Jahren besucht Halina Birenbaum Schulen, um über ihre Deportation nach Auschwitz zu erzählen. „Das gibt mir jeden Tag Mut und Kraft. Ich möchte meine Geschichte an die jungen Leute weitergeben und an die Geschehnisse erinnern“, sagte Halina Birenbaum bei der Gedenkfeier am Montagabend (27.1.). Zeitzeugen von Auschwitz gibt es heute nur noch wenige. Die 90-Jährige, die in Marls israelischer Partnerstadt Herzliya lebt, wurde damals als Warschauer Jüdin in mehrere Konzentrationslager deportiert und nach dem Todesmarsch im KZ Ravensbrück von der Roten Armee befreit. Durch die Schreckenstaten der Nationalsozialisten verlor sie ihre Eltern und ihren Bruder.

Gedanken und Emotionen

Bei der Gedenkfeier trug sich Halina Birenbaum mit den Worten „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ ins Goldene Buch der Stadt Marl ein und berührte anschließend mit ihren Gedichten, in denen sie ihre Gedanken und Emotionen an diese Zeit schilderte. „Mein Leben begann am Ende, und kehrte zum Anfang zurück. Ich bin wieder auferstanden, nichts war umsonst. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt. In mir ist die Kraft nicht aufzugeben. Ich bin ein Beweis“, heißt es in ihren Zeilen „Vom Ende an“. In den Augen von Bürgermeister Werner Arndt ist Halina Birenbaum „eine bewundernswerte und starke Frau“. Arndt: „Wer mit den nachfolgenden Generationen so leidvolle und schmerzhafte Erinnerungen zu teilen bereit ist wie Halina Birenbaum, liefert nicht nur einen unverzichtbaren Beitrag zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, sondern beschenkt damit die nachfolgenden Generationen selbst“.

Verantwortung gegen das Vergessen

Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums im Loekamp verdeutlichten bei der Gedenkfeier, wie wichtig es ist, Zeitzeugen zu treffen und über den Holocaust zu sprechen. „Wir tragen die Verantwortung für den Gedankenwandel! Wir tragen die Verantwortung gegen das Vergessen dieser Zeit“, berichteten die Schüler. Die Martin-Luther-King-Gesamtschule erinnert derzeit mit einer Ausstellung im insel-Forum an Marler Kinder, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Bei der Gedenkfeier berichteten sie über das „Butterfly Project“, bei dem Kinder und Jugendliche an die Auseinandersetzung mit dem Holocaust herangeführt werden. Einige Gesamtschüler erhielten die Möglichkeit, die Gedenkstätte Ausschwitz zu besuchen. „Wenn man davon liest, ist es etwas ganz anderes, als wenn man es selbst mit eigenen Augen sieht“, erzählten die Mädchen und Jungen.

Wichtige Erinnerungsarbeit

„Nichts ist prägender als der Besuch vor Ort. Diese Zeit darf nicht in Vergessenheit geraten“, sagte Bürgermeister Werner Arndt. Die Schüler leisteten einen „wichtigen Beitrag zur Erinnerungsarbeit“. Arndt appellierte: „Hass und Hetze, Rassismus und Antisemitismus haben keinen Platz in Marl, in Deutschland, in Europa und auf der Welt“. Pfarrer Ulrich Walter und Pfarrer Herbert Roth hatten die Gedenkfeier mit einem ökumenischen Gottesdienst begonnen. Den musikalischen Rahmen gestalteten Brigitte Braunstein und Günter Braunstein sowie Cristos Kazaglis von der Musikschule der Stadt Marl. Auch gab es weitere Wortbeiträge von Ulla Fries-Langer, Marler Wege zum Frieden e.V., und Cengiz Caliskan, Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Marl. Jennifer Radscheid, städtische Beauftragte für Erinnerungsarbeit, führte durch das Programm der Gedenkfeier.

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Bürgermeister Werner Arndt überreichte Halina Birenbaum ein Bild des Malers Manfred Vorholt. Darauf zu sehen ist der Herzliya-Baum im Friedenspark.

"Die Hoffnung stirbt zuletzt" - das sind die Worte, mit denen sich Halina Birenbaum ins Goldene Buch der Stadt Marl eintrug.

Der Leistungskurs "Geschichte" vom Gymnasium im Loekamp stellte zum Gedenktag die Frage: "Ist jetzt alles vorbei?"

Brigitte Braunstein und Günter Braunstein von der städtischen Musikschule sorgten für den musikalischen Rahmen der Gedenkfeier. Fotos: Stadt Marl / J. Metzendorf