Bewegende und berührende Gedenkfeier

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Mit einer bewegenden und berührenden Veranstaltung hat Marl am bundesweiten Gedenktag an Opfer des Nationalsozialismus erinnert.

Mit ihrer eindrucksvollen Aufführung „Gegen Fremden-feindlichkeit heute“ zur Filmmusik von „Schindlers Liste“ schuf die AkzepTanz Company von Tanzmoto e.V. eine dichte und nahezu beklemmende Atmosphäre, der sich wohl niemand im bis auf den letzten Platz besetzten großen Sitzungssaal entziehen konnte. Zuvor hatte der Projektchor der boje-Theatergruppe unter der musika-lischen Leitung von Niklas Floer mit nachdenklich stimmenden Lieder aus dem Theaterprojekt „Das Tagebuch der Anne Frank" der Gedenkfeier einen angemessenen musikalischen Rahmen gegeben.

"So etwas wünsche ich mir auch für Israel"

„Ich bin so bewegt, dass junge Menschen in Deutschland so etwas machen“, sagte Halina Birenbaum (87), „so etwas wünsche ich mir auch für Israel“. Die Holocaust-Überlebende aus Marls Partnerstadt Herzliya hatte zuvor einige ihrer Gedichte vorgetragen und dafür stehende Ovationen geerntet. Halina Birenbaum hatte in den vergangenen Tagen Marler Schülerinnen und Schülern von ihrem Überlebenskampf im Warschauer Ghetto und in den Konzentrationslagern berichtet.

Wichtige Erinnerungsarbeit

In Anschluss an den ökumenischen Gottesdienst, den die Pfarrer Herbert Roth und Ulrich Walter gestalteten, unterstrich Bürgermeister Werner Arndt in seiner Begrüßung die große Bedeutung der Erinnerungsarbeit, die in Marl seit vielen Jahren geleistet werde. „Das Erinnern gibt den Opfern ihre Würde zurück“, sagte Arndt. „Wer sich dieser Aufgabe stellt, stößt auf Abgründe menschlichen Verhaltens, aber er erkennt auch die Anfänge, denen es zu wehren gilt, damit sich Auschwitz niemals wiederholt“. Denn eine humane und demokratische Gesellschaft sei „kein Zustand, den man einmal erreicht hat und der dann automatisch bestehen bleibt“. Arndt: „Es ist und bleibt eine dauerhafte Aufgabe, Demokratie, Freiheit und die Menschenrechte zu erhalten beziehungsweise sie vor Anfeindungen zu bewahren“.

Die Polizei als Handlanger in staatlichem Auftrag

Im Mittelpunkt der Gedenkfeier stand in diesem Jahr die Rolle der Polizei im NS-Staat. Unter dem Titel „Handlanger in staatlichem Auftrag“ zeigt der Historiker Thomas Köhler von der Forschungsstelle Villa ten Hompel (Münster) auf, wie die Polizei zum Erfüllungsgehilfen des NS-Terrors wurde. Köhler: „Die Polizei war die Schlüssel-organisation bei der Umsetzung des Holocausts“. Sie sei an Massenerschießungen und an Transporten in die Vernichtungslager beteiligt gewesen und habe selbst beim endlosen Töten in den Lagern mitgewirkt. Mehr als die Hälfte der Holocaust-Opfer sei direkt oder unmittelbar durch Mithilfe der Polizei ums Leben gekommen, erklärte Köhler.

Kerzen für die Würde aller Menschen

Am Ende der Feier zündeten Vertreter der Marler Wege und des Integrationsrates Kerzen für die Würde aller Menschen an.

 

 

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Als Ehrengast begrüße Bürgermeister Werner Arndt Halina Birenbaum (m.) aus Marls Partnerstadt Herzliya. Sie erhielt für ihren Gedichtvortrag lang anhaltenden Applaus.

Der Historiker Thomas Köhler legte dar, wie die Polizei zum Handlanger des NS-Staates werden konnte.

Der Projektchor der boje-Theatergruppe (Foto) und die AkzepTanz Company von Tanzmoto e.V. gestalteten das beeindruckende Rahmenprogramm. Fotos: Stadt Marl / C. Schneeweis