Für das Ausstellungsprojekt "Fremd(e) im Revier!?" haben sich erstmalig Ruhrgebiets-Archive aus neun Städten und zahlreiche andere Kooperationspartner zusammen geschlossen, um den Mythos vom Schmelztiegel Ruhrgebiet aufzugreifen und kritisch zu befragen. Die Ausstellungen sowie der gleichnamige Begleitband blicken weit über die klassische Zuwanderungszeit der Region hinaus.
Europäiische Musterregion
Seit dem 19. Jahrhundert gilt das Ruhrgebiet als europäische Musterregion für globale Vernetzung. So unterschiedlich wie ihre Kulturen waren die Beweggründe, die die Menschen ins Revier lockten - als Unternehmer, Wirtschaftspioniere oder Arbeitskräfte, als Besatzer oder als Zwangsarbeiter.
Gemeinsames Projekt im Kulturhauptstadtjahr
Aus dem Schatz der Archive der Metropole Ruhr ist im Kulturhauptstadtjahr ein gemeinsames Ausstellungsprojekt entstanden, das die verschiedenen Aspekte der Migration beleuchtet: Was ist Wahrheit, was Klischee oder Mythos am angeblich so harmonischen Miteinander? Wie wurden die Fremden von den Einheimischen gesehen, und wie nahmen die Migranten das Revier und seine Menschen wahr?
"Im Vest angekommen!?"
Die insel-VHS in Marl stellte in der Ausstellung "Im Vest angekommen!? - Zuwanderung ins nördliche Revier" anhand audiovisueller Materialien die erste Zuwanderung türkischer "Gastarbeiter" Anfang der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts nach Marl dar (22.5.-6.6.), während das Konzernarchiv der Evonik Industries AG die Auswirkungen des Auf- und Ausbaues der Chemischen Werke Hüls - heute Chemiepark Marl - auf Marl und Umgebung aufzeigte.
Überblick über Migration
Die Beiträge des Begleitbandes vermitteln einen Überblick über die Migration ins heutige Ruhrgebiet vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart und geben anhand zahlreicher Abbildungen einen anschaulichen Eindruck der neun Ausstellungen, die von April 2010 bis März 2011 an verschiedenen Orten im Ruhrgebiet zu sehen sind.
Begleitband
Klaus Wisotzky und Ingrid Wölk (Hg.):
Fremd(e) im Revier!?
Zuwanderung und Fremdsein im Ruhrgebiet
Essen: Klartext Verlag 2010, 352 Seiten, durchgehend farb. Abb., Hardcover
ISBN 978-3-8375-0350-0, 24,95 €