Perspektiven für den Wohnungsmarkt

Die Situation auf dem Marler Wohnungsmarkt ist angespannt. Ein neues Handlungskonzept Wohnen soll helfen. Der Stadtplanungsausschuss hat gestern (2.2.) einstimmig die finale Fassung des Konzeptes beschlossen. Das letzte Wort hat der Stadtrat in der kommenden Woche.

"Zukunftsfähige Strategie"

„Der Marler Wohnungsmarkt ist von einer Vielzahl dynamischer Entwicklungen und Herausforderungen gekennzeichnet“, sagt Baudezernentin Andrea Baudek. „Das nun vorliegende Handlungskonzept Wohnen bildet eine zukunftsfähige und langfristige Strategie, die gleichzeitig flexibel anschlussfähig an aktuelle Entwicklungen und Bedarfe ist.“ Das mehr als 100 Seiten starke Konzept wurde vom Büro Schulten Stadt- und Raumentwicklung (SSR) aus Dortmund erstellt. Das integrierte Handlungskonzept Wohnen schlägt ein ganzes Bündel von Maßnahmen vor, um die Wohnungssituation zu entspannen. Dazu gehören zum Beispiel die zielgruppenorientierte Schaffung von Wohnraum, die Verbesserung des Wohnumfeldes und der Standortqualität sowie die Optimierung von Wohnungsbeständen. Auch Klimaschutz und Nachhaltigkeit sollen künftig mehr berücksichtigt werden. Erstmals wurden im Rahmen des Handlungskonzeptes sogenannte Stadtteilsteckbriefe erstellt, die Besonderheiten der Ortschaften als Wohnquartier deutlich machen und spezifische Handlungsempfehlungen beinhalten.

"Marl soll wachsen"

„Marl soll wachsen“ – für dieses oberste Ziel hat sich die Politik im laufenden Prozess ausgesprochen. Trotz moderater positiver Bevölkerungsentwicklung bestätigt die Wohnungsnachfrageprognose des Konzeptes einen Wohnungsbedarf von rund 200 neuen Wohnungen pro Jahr für die nächsten 15 Jahre. Dies resultiert im Wesentlichen aus der Entwicklung der Haushaltsstrukturen. Die Anzahl der Ein-und Zwei-Personen-Haushalte steigt weiter an, die Wohnfläche pro Kopf wächst nach wie vor. „Um den Bedarf zu decken, ist eine deutliche Steigerung der Bautätigkeit gegenüber den letzten Jahren notwendig“, sagt Andrea Baudek. Angesichts der steigenden Miet- und Kaufpreise und dem gleichzeitigen Rückgang preisgebundener Wohnungen bestehen dabei besondere Herausforderungen in der sozialen Wohnraumversorgung und der Schaffung preisgünstiger Wohnungsangebote.

Mehr geförderter Wohnungsbau

Außerdem gehen die Gutachter davon aus, dass die Marler Haushalte im Niedrigeinkommensbereich knapp ein Drittel aller Haushalte ausmachen. Um die derzeitige Versorgungsquote zu halten, müssen in den nächsten fünf Jahren den Prognosen folgend circa 273 Wohnungen im geförderten Wohnungsbau entstehen. Das entspricht einem Anteil am Neubauvolumen zwischen 20 und 30 Prozent. „Die Grundlagen des 2011 erstellten Wohnungsmarktgutachtens sind durch die demografischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und städtebaulichen Entwicklungen inzwischen überholt“, sagt Dipl.-Ing. Marc Lucas Schulten von SSR. „Das neue Handlungskonzept Wohnen soll daher zentrale Fragen auf Basis aktueller Trends beleuchten. Wir haben fachliche Handlungsempfehlungen formuliert. Die Marler Politik muss sich damit nun kritisch auseinandersetzen.“

Starterprojekte

Ausgehend von den Zielsetzungen und Empfehlungen sieht das neue Handlungskonzept Wohnen zudem drei Starterprojekte vor. Mit einem Baulandmodell soll ein verbindliches Regelwerk zur Steuerung der Bodennutzung, zur Umsetzung von Qualitätszielen der Stadtentwicklung und zur Refinanzierung der Siedlungsentwicklung geschaffen werden. Außerdem ist eine Kooperation mit den Bestandshaltern und Wohnungsgesellschaften angedacht, um gemeinsame Strategien zu formulieren. Nicht zuletzt sollte langfristig auch ein Konzept zur Quartiers- und Projektentwicklung auf die Beine gestellt werden. Die Verwaltung stellt sich ein solches Konzept zunächst beispielhaft für einen Stadtteil vor.

Fortschreibung in Arbeitskreis

Das integrierte Handlungskonzept Wohnen soll auf Wunsch der Politik in einem Arbeitskreis weiter konkretisiert und fortgeschrieben werden. Auch wird die Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft diskutiert. Das Konzept ist eine wichtige strategische Grundlage für die zukünftige wohnbauliche Entwicklung in Marl. Auch ist es ein wesentlicher Baustein für die Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK 2030+). Die Ergebnisse des Handlungskonzeptes werden in die aktuelle Bearbeitung des ISEK 2030+ einfließen.

Tagesordnung und Unterlagen

Die Tagesordnung sowie alle öffentlichen Unterlagen können im Ratsinformationssystem (Menüpunkt Kalender – 13. Sitzung des Stadtplanungsausschusses) eingesehen und heruntergeladen werden.

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Der Stadtplanungsausschuss hat gestern grünes Licht für das integrierte Handlungskonzept Wohnen gegeben. Foto: Stadt Marl / J. Metzendorf