"Wir brauchen starke Gewerkschaften"

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Bis auf den letzten Platz besetzt war der große Sitzungssaal beim städtischen Arbeitnehmerempfang. Wenige Tage vor dem Tag der Arbeit am 1. Mai standen gewerkschaftlichen Themen und die Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit im Mittelpunkt.

Zirka 200 Gewerkschaftsvertreter und Betriebsräte aus den Marler Unternehmen sowie auch der Ratsfraktionen und der Verwaltung waren der Einladung ins Rathaus gefolgt. Bürgermeister Werner Arndt und der DGB-Regionalvorsitzende Dr. Josef Hülsdünker, der Marls DGB-Chefin Britta Sorge vertrat, waren sich einig: „Wir brauchen starke Gewerkschaften!“

Kritik an der "Entrechtung der Arbeitnehmerschaft"

Wie wichtig eine starke Interessenvertretung in den Unternehmen und Betrieben sei, zeige sich aktuell in Recklinghausen, wo der US-Konzern Ball sein Dosenwerk schließe, obwohl es profitabel arbeite, und 360 Mitarbeiter auf die Straße setze. Oder am Beispiel eines Wellpappe-Produzenten in Gelsenkirchen, der quasi über Nacht Insolvenz angemeldet und Mitarbeiter wie auch den Betriebsrat ausgesperrt hatte. „Hier wurden Arbeitnehmerrechte mit Füßen getreten“, sagte Hülsdünker. Er kritisierte „die zunehmende Entrechtung der Arbeitnehmerschaft in den Betrieben“ und forderte mehr soziale Gerechtigkeit und konkrete Verbesserungen für Arbeitnehmer, Arbeitslose und junge Menschen.

Soziale Spaltung verhindern

Bürgermeister Werner Arndt warnte davor, dass die soziale Schere immer weiter auseinander gehe. Die Kommunen in der Region müssten endlich wieder in die Lage versetzt werden, ihren Bürgerinnen und Bürgern angemessene Lebensverhältnisse zu bieten, die in anderen Regionen selbstverständlich seien. Arndt: „Die soziale Spaltung führt zu Ungerechtigkeiten, die vor allem Rechtspopulisten und Gegner der Demokratie nützt“. Für Hülsdünker ist inzwischen „ein politisches Gebräu entstanden, das Anlass zur Sorge gibt“.  

Mehr und fair bezahlte Arbeitsplätze schaffen 

Um die soziale Spaltung zu stoppen, sei es wichtig, zusätzliche und fair bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen, um die Beschäftigung dauerhaft zu sichern und mehr Menschen in Arbeit zu bringen und ihnen die selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Das fördere die Kaufkraft und entlaste auch die öffentlichen Kassen.  

Positive Bilanz beim Strukturwandel

Nach Ansicht von Hülsdünker hat die Region die Herausforderungen des Strukturwandels angenommen. Für Marl konnte Werner Arndt auf eine positive Bilanz verweisen. Der Chemiepark sei der konjunkturelle Motor der gesamten Region, der Industriepark Dorsten/ Marl ein beispielhaftes Erfolgsmodell und mit dem Logistikzentrum der Metro AG im Westen des Chemieparks habe Marl „einen dicken Fisch an Land gezogen“. Auch der unter dem modernen Namen „gate.ruhr – die neue Victoria“ geplante Industrie- und Gewerbepark auf AV 3/7 werde „ganz sicher eine Erfolgsstory“. Die umfassende Machbarkeitsstudie werde Ende des Jahres vorliegen. „Wir führen aktuell sehr konstruktive und vielversprechende Gespräche mit der Landesregierung über die weitere Förderung“, verriet Arndt. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Gespräche zu einem erfolgreichen Abschluss bringen werden und vertraue darauf, dass die Landesregierung unser Vorhaben auch in Zukunft unterstützen wird“.

Flagge zeigen gegen Rechtspopulisten und Demokratiefeinde

Mit Hinweis auf das Superwahljahr erteilte Werner Arndt Rechtspopulisten und Demokratiefeinden eine klare Absage: „Ich bin den Gewerkschaften sehr dankbar, dass sie hier ebenso klar Flagge zeigen“.

 

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Zirka 200 Gäste konnte Bürgermeister Werner Arndt (l.) zum städtischen Arbeitnehmerempfang begrüßen, darunter Dr. Josef Hülsdünker, der die Marler DGB-Chefin Britta Sorge vertrat.

Der DGB-Regionalvorsitzende kritisierte die "zunehmende Entrechtung der Arbeitnehmerschaft in den Betrieben“ und forderte mehr soziale Gerechtigkeit und konkrete Verbesserungen für Arbeitnehmer, Arbeitslose und junge Menschen.

Bürgermeister Werner Arndt konnte auf zahlreiche Erfolge bei der Gestaltung des Strukturwandels und bei der Beschäftigungsförderung verweisen.

Für die musikalische Untermalung sorgte die Band „Nina and the Fat Pack". Fotos: Stadt Marl / R. Deinl