Wenn Bestellungen per Smartphone zur Kostenfalle werden

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Ob für dubiose Mahnschreiben, untergeschobene Abos für Pillen, Gewinnspiele oder Stromlieferverträge - die Verbraucherzentrale in Marl war auch 2012 eine gefragte Ansprechpartnerin bei aktuellen Verbraucherproblemen.

Als Dauerbrenner bei den Beschwerden erwies sich einmal mehr die Telekommunikationsbranche. Das bestätigt der Jahresbericht 2012 der Marler Beratungsstelle, den Sigrun Krümmel, Regionalleiterin der Verbraucherzentrale NRW, Reint Jan Vos, Leiter der Beratungsstelle, und Umweltberaterin Katharina Feldkamp heute (4.6.) gemeinsam mit Bürgermeister Werner Arndt im Zentralen Betriebshof (ZBH) der Stadt Marl vorgestellt haben. Insgesamt bearbeitet das Team der Marler Beratungsstelle 9410 Anfragen.

"Elektroschrott ist Gold wert"

Die Vorstellung des Jahresberichts erfolgte nicht ohne Grund im ZBH. Hier präsentiert die Verbraucherberatung Marl noch bis zum 21. Juni die Ausstellung "Elektroschrott ist Gold wert". Darin informiert die Verbraucherberatung über wertvolle Metalle, die Alt-Handys zu wichtigen Rohstoffen machen, sowie über Möglichkeiten zur Löschung von persönlichen Daten auf Handys. Die Ausstellung ist eingebettet in die Aktivitäten der Marler Beratungsstelle zur Abfallvermeidung und zum Ressourcenschutz. Umweltberaterin Katharina Feldkamp besuchte im vergangenen Jahr über 40 Schulen und Kindergärten, um mit kindgerecht aufbereiteten Materialien über diese beiden wichtigen Bereiche zu informieren. Darüber hinaus ergänzen Ausstellungen zu den Themen „Allergien" und „Gesund wohnen" das Angebot der Umweltberatung.

Telekommunikationsbranche im Fokus

Dauerbrenner bei den Verbraucherbeschwerden war erneut die Telekommunikationsbranche. Prägten Anfragen zu ungewollten Internet-Abos in den letzten Jahren die Beratungsstatistik, ist hier seit der sogenannten Buttonlösung vom August 2012 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Seitdem müssen Unternehmen die Verbraucher nämlich unmittelbar vor Absenden der Bestellung deutlich über das Produkt, den Gesamtpreis, Versand- und Zusatzkosten sowie die Vertragslaufzeit informieren. Außerdem muss ein Bestellbutton mit einer Beschriftung wie „zahlungspflichtig bestellen" eindeutig auf die Kostenpflicht hinweisen, da sonst kein wirksamer Vertrag zustande kommt. „Das bedeutet aber keineswegs Entwarnung", berichtet Regionalleiterin Sigrun Krümmel. „Die alten Maschen werden nun bei Bestellungen über Smartphones angewendet." Das kann Reint Jan Vos aus eigener Beratungserfahrung bestätigen. Vos: „Für Bestellungen per Handy müssen sich Verbraucher häufig nicht einmal registrieren, um in eine Kostenfalle zu tappen. Bereits ein unbeabsichtigter Klick auf einen Werbebanner kann dazu führen, dass kostenpflichtige Leistungen wie Abos, Spiele oder Klingeltöne heruntergeladen und per ‚Wap-Billing' über die Handyrechnung eingezogen werden". Die Verbraucher bemerkten dies häufig erst, wenn der gewohnte Rechnungsbetrag für das Handy deutlich und ohne offensichtlichen Grund überschritten werde, weiß Verbraucherschützer Vos. Dabei gelte auch für Bestellungen mit dem Smartphone die „Buttonlösung". Vos: „Sollten Verträge über ein Werbebanner zustande gekommen sein, sind die Forderungen der Firmen unberechtigt".

Drehscheibe für Verbraucherfragen

Die Marler Beratungsstelle ist seit mehr als 10 Jahren auch Drehscheibe für Verbraucherfragen rund um Energie-Lieferverträge. „Neben der Frage, ob der Stromverbrauch akzeptabel oder die alte Heizung vielleicht ein Energiefresser ist, standen Fragen nach Möglichkeiten zur Reduzierung des Stromverbrauchs, zur Rechnungsstellung und zum Anbieterwechsel im Mittelpunkt", bilanzieren Reint Jan Vos und Katharina Feldkamp. Nach den Pleiten von Teldafax und Flexstrom wurden viele Fragen rund um das Thema „Schutz gegen Firmenpleiten" gestellt.

Strompreiserhöhungen

Weiterer Brennpunkt waren die massiven Strompreiserhöhungen zum Jahreswechsel: Ob und wie Preiserhöhungen widersprochen oder wie ein günstigerer Anbieter gefunden werden kann, stand dabei ganz oben im Beratungsplan. Zum Jahresende drohte die Nachfrage häufig die vorhandenen Beratungskapazitäten zu sprengen. „Wir haben flexible reagiert und direkt am Empfang in der Beratungsstelle eine Erstberatung angeboten", erklärt Reint Jan Vos. „Mit den Folgeberatungen im neuen Jahr konnten wir die Nachfrage so bis Ende Februar bewältigen".

Neue Erfassung von Anfragen

In 2012 hat die Verbraucherzentrale mit Einführung einer digitalen Statistik die Erfassung von Anfragen neu organisiert. Während bislang „Kontakte" mit Ratsuchenden gezählt wurden, werden Anfragen nun themenspezifisch nach dem Anlass der Beschwerde, Anbieter und Schwere der Beanstandung erfasst. Vos: „Damit ist es möglich, aktuelle Schwerpunkte schneller auszumachen und schwarze Schafe und deren unlautere Methoden zu benennen".

"Zentraler Baustein im Beratungsangebot unserer Stadt"

„Die Marler Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW ist ein zentraler Baustein im breitgefächerten Beratungsangebot unserer Stadt", sagt Bürgermeister Werner Arndt. „Der Jahresbericht zeigt einmal mehr, wie wichtig die praxisnahe Beratung und die professionelle Arbeit der Verbraucherzentrale für unsere Bürgerinnen und Bürger ist".

Jahresbericht online

Der Jahresbericht der Marler Verbraucherzentrale ist in diesem Jahr in einer besonders ausführlichen Fassung im Internet unter www.vz-nrw.de/marl-jahresbericht nachzulesen. Eine Papierfassung des Berichtes steht in der Beratungsstelle Marl zur Verfügung.

 

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Stellten gemeinsam den Jahresbericht 2012 in den Räumlichkeiten des ZBH vor (v.l.n.r.): Umweltberaterin Katharina Feldkamp, Beratungsstellenleiter Reint Jan Vos, Regionalleiterin Sigrun Krümmel, Bürgermeister Werner Arndt und ZBH-Leiter Michael Lauche.