„Selten hatten wir in Marl ein Projekt, das in der Bevölkerung so positiv aufgenommen wurde wie der Umbau des Volksparks. In zahlreichen Gesprächen habe ich immer wieder diese positive Stimmung vernommen. Diese offenbar tiefe Sehnsucht nach der Neugestaltung kommen wir ab heute mit Taten nach“, sagte Bürgermeister Werner Arndt beim offiziellen Beginn der Arbeiten und hob noch einmal das Engagement des ehemaligen Marler Bundestagsabgeordneten Michael Groß hervor, der ebenfalls zum Volkspark gekommen war.
„Urbane Gärten“ lautet das IGA-Thema
Michael Groß hatte seinerzeit den Anstoß zum Umbau gegeben, ehe im Jahr 2022 die Fördermittel vom Bund bewilligt wurden. Dabei hatte der Rat der Stadt den Plan eines neuen Volksparks schon länger diskutiert, unter anderem als eine Idee für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027. Nun soll das Projekt der IGA zum Thema „Urbane Gärten“ zugeführt werden. Das freut auch IGA-Geschäftsführer Horst Fischer. „Ich sehe hier für die Menschen ein hervorragendes Projekt, das in Zukunft viele Besucher anlocken wird, um zu sehen, wie schön das Ruhrgebiet ist“, sagte er voll des Lobes.
See wurde weitestgehend abgefischt
Bereits Ende des vergangenen Jahres war durch den Fischereiverein der kleine See weitestgehend abgefischt worden. Nun kann es mit den Arbeiten losgehen. Die Spezialfirma Kurstjens Entwässerung und Nassbaggertechnik GmbH ist dafür mit einer Spezialmaschine vor Ort. Besucherinnen und Besucher des Volksparks werden also in den kommenden Monaten Betrieb auf ihren Spaziergängen sehen.
Parkplatz am Kassenhäuschen fällt weg
„Da der entnommene Teichschlamm bis zur Trocknung in mehreren Anlagen behandelt wird, muss der Parkplatz am alten Kassenhäuschen als befestigte Aufstellfläche für die Baumaschinen bereitgestellt werden“, erklärt Vivien Wiers, Leiterin des Amtes für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Das bedeutet, dass dieser während der Arbeiten nicht für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen wird. Halteverbotsschilder weisen ab sofort darauf hin.
Teich wird entschlammt
Doch was genau passiert nun? Die Schlammverarbeitungsanlage wird das zuvor durch einen Schwimmbagger abgesaugte Material, es handelt sich um rund 6000 Kubikmeter Sediment, durch einen sogenannten Fliehkraftabscheider in Sand und Schlamm trennen. Der Schlamm wird daraufhin weiter zentrifugiert und entwässert, das saubere Wasser in den Teich zurückgeführt.
Arbeiten finden unter Wasser statt
Dieses Verfahren ist für das Gewässer am wenigsten invasiv, also am wenigsten belastend. So erfolgt keine Trockenlegung und der Wasserstand muss nicht speziell für die Methode abgesenkt bleiben. Dadurch bleibt der Volkspark im Zeitraum der Maßnahme weiterhin als Erholungsraum nutzbar, noch im Teich lebende Tiere nicht geschädigt. Denn der See wird nicht leergepumpt, vielmehr wird unter Wasser gearbeitet mit einem wenig maschinellen Aufwand.
Tiere werden geschützt
Zudem findet keine starke Verwirbelung von Sedimenten (Trübung) und Aufwirbelung von Nähr- und gegebenenfalls Schadstoffen statt. Für Anwohnerinnen und Anwohner hat dies darüber hinaus den Vorteil, dass kein dauerhafter Lärm durch Baggerarbeiten ertragen werden muss. Und zuguterletzt sorgt das sichere Verfahren dafür, dass die Sedimente dauerhaft entfernt sind und das Volumen der Teiche sich vergrößert.
Das getrocknete Material wird dann mittels Bagger auf die ehemalige Sportplatzfläche verfahren, um es für eine weitere Verwendung zwischenzulagern. Aufgrund der Trocknung, ist nicht von einer Geruchsbelästigung durch den Schlamm auszugehen. Die Arbeiten werden voraussichtlich acht Wochen dauern.
Ein barrierefreier Rundweg entsteht
Der Beginn der Entschlammungsarbeiten ist der Auftakt der Gesamtsanierung des Volksparks zum hybriden Klimapark. „Es wird viel Platz für Sport, Freizeit, Veranstaltungen, Lernen, Skulpturen an den Wegen und Gastronomie geben. Zudem entstehen unter anderem ein barrierefreier Rundweg, ein Lehrpfad, eine Sonnen- und Schattenpromenade, eine Laufstrecke sowie verschiedene Trainingsbereiche“, erklärte „Plancontext“-Geschäftsführer Christian Loderer. Auch Sitzelemente, Sportboxen, eine insektenfreundliche Beleuchtung und ausreichend Papierkörbe finden ihren Platz im neuen Klimapark. Das ehemalige Stadion wird einbezogen und zum Teich hin geöffnet, das wertvolle Waldgebiet wird erhalten. „Kernziele sind selbstverständlich die ökologische Aufwertung, die Stärkung der Biodiversität und die Umwandlung in klimaresiliente Waldstrukturen“, sagt Werner Arndt.
Bundes-Fördergelder in Höhe von 4,41 Millionen Euro
Der Umbau wird als Teilprojekt der IGA 2027 mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ gefördert. Die Kosten liegen bei 4,9 Millionen Euro (4,41 Millionen Euro beträgt die Zuwendung, bei einem Eigenanteil der Stadt von zehn Prozent). Die Detailplanung, die das Planungsbüro gemeinsam mit dem Amt für Stadtplanung und integrierte Quartiersentwicklung der Stadt Marl gemacht hat, wurde auch bereits in mehreren Bürger-Workshops und einer Informationsveranstaltung vorgestellt. Außerdem hat es eine Kinder- und Jugendbeteiligung gegeben.