Rechte im Lockdown und Öffnungen unter Auflagen
„Auch wenn wir wegen der Pandemie einige Wochen lang keine persönliche Beratung anbieten konnten, waren und sind wir per Telefon und E-Mail stets mit Ratsuchenden in Kontakt“, sagte Reint Jan Vos, Leiter der Beratungsstelle Marl, bei der Vorstellung des Jahresberichts 2020. Vor allem Auskünfte rund um Verbraucherrechte im Lockdown sowie angesichts von Öffnungen unter Auflagen waren im vergangenen Jahr stark gefragt. „Corona hat den Verbraucheralltag erheblich verändert. Der Onlinehandel hatte Hochkonjunktur und rief auch unseriöse Anbieter auf den Plan. Service und rasche Unterstützung für verunsicherte und übervorteilte Menschen standen deshalb für uns im Vordergrund.“
Von laufend aktualisierten Informationen rund um Verbraucherthemen mit Corona-Bezug auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW sowie einer zentralen Hotline profitierten auch die MarlerInnen. „Für Menschen mit Sprachbarrieren und digital weniger affine Personen bleibt ein persönlicher Austausch aber unverzichtbar. Das gilt auch bei komplexen Rechtsproblemen oder sensiblen Finanzfragen”, erklärt Reint Jan Vos. Erfreulich sei daher, dass die Stadt den Finanzierungsvertrag bis Ende 2026 verlängert habe. Darüber freut sich auch die stellvertretende Bürgermeisterin Angelika Dornebeck: „Vor allem in Krisenzeiten zeigt sich die Bedeutung einer solchen Anlaufstelle. Die Verbraucherzentrale ist ein verlässlicher Partner für die Bürgerinnen und Bürger.“
Erfolgreich für Ansprüche von Verbraucher eingesetzt
Bei rund 2800 Rechtsberatungen und -vertretungen haben sich die Verbraucherschützer 2020 zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. 48 Prozent der rechtlichen Hilfestellungen erfolgte aufgrund von niedrigen Einkommen entgeltfrei (Sozialklausel).
Viele Anfragen rund ums Reisen
Angesichts von Reisewarnungen, Quarantäne- und Testpflichten, Absagen und Umbuchungen rangierten Anfragen rund ums Thema Reisen in der Statistik der Beratungsstelle ganz oben. Oft beklagten Betroffene schleppende oder verweigerte Rückzahlungen von Veranstaltern bei Stornierungen sowie das Vertrösten mit Gutscheinen. „Besonders verärgerte die Menschen, wenn Anbieter auf ihre Anfragen gar nicht oder erst nach Wochen reagierten“, berichtete Verbraucherberaterin Marion Löhring.
Fallstricke im Online-Handel und Schutz vor Internet-Kriminalität
Ob gefälschte Internetseiten, Fakeshops, Pishing-Mails oder irreführende Werbung zu Sofortkrediten: „Immer wieder suchten Verbraucher unseren Rat, die auf unseriöse Angebote oder gezielte Betrugsmaschen im Internet hereingefallen waren und dann mit untergeschobenen Verträgen oder mangelhaften Warenlieferungen zu kämpfen hatten“, erläuterte Beratungsstellenleiter Reint Jan Vos. "Dass auf ihre Kosten eingekauft oder auf ihre Namen Verträge abgeschlossen worden waren, erfuhren die Betroffenen oftmals erst, wenn sie Rechnungen erhielten, unbekannte Abbuchungen feststellten oder sogar ruppige Inkassoschreiben im Briefkasten landeten."
Ärger um verspätete Lieferungen
Aufgrund von Beschwerden besonders in den Blick genommen hat die Ver-braucherzentrale aktuell verspätete Lieferungen im Online-Handel. So berichteten Ratsuchende aus Marl von verspätet oder gar nicht gelieferten Bestellungen von Büchern, Möbeln oder Kleidung. „Was viele nicht wissen: Online-Shops müssen eine konkrete Lieferfrist angeben und diese auch einhalten. Nachträgliche Veränderungen der Lieferfrist aufgrund von Produktions- oder Lieferschwierigkeiten des Händlers müssen Kunden nicht akzeptieren“, erklärt Reint Jan Vos.
Kurzarbeit, Arbeitsplatzverlust, weggefallene Minijobs – Corona hat viele Verbraucher in finanzielle Bedrängnis gebracht. Trotz aller Kontaktbeschränkungen wurde zeitnah und wirkungsvoll Hilfe – am Telefon, per E-Mail oder, unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsvorgaben, auch in der persönlichen Beratung angeboten (bis Ende Dezember). Die Beratungskräfte sorgten für Zugang zu einem Basiskonto, prüften Gläubigerforderungen und Stundungsmöglichkeiten, veranlassten Schutz vor Kontopfändungen und halfen dabei, Energiesperren abzuwenden. Zum Teil wurden Betroffene an spezialisierte Berater wie z. B. Schuldnerberatung, Wohnungslosenhilfe und Sozialamt übergeben.
Infos und Tipps zum Müllvermeiden
Die Umweltberatung hat auch 2020 mit vielen Aktivitäten Anstöße für das Vermeiden von Einweg- und Verpackungsmüll gegeben. Informativ und praktisch erfuhren die Marler, welche Alternativen es zu Coffee-to-go-Becher und Styroporboxen gibt. Schwerpunkt war das Thema "Wasser Trinken ohne Plastikabfall". Im ersten Quartal 2020 waren die Umweltberaterinnen noch mit den Workshops zur Müllvermeidung und umweltfreundlichem Konsum in einigen Marler Schulen zu Gast.
Danach gab es Aktionen zum Fairen Handel sowie die Aktion Bye Bye Bottle zur Vermeidung von Kunststoff-Getränkeflaschen für unterwegs. "Die Ökobilanz von Leitungswasser aus der eigenen immer wieder befüllten Flasche ist nicht zu toppen. Gleichzeitig kostet Kraneberger 100 Mal weniger als abgepacktes Wasser aus dem Laden", bemerken die Umweltberaterinnen Theresia Hericks und Beatrix Söhngen.
„Da die Infektionslage es erlaubt, vereinbaren wir jetzt auch wieder Termine für die persönliche Beratung", erklärt Reint Jan Vos. „Unter strikter Einhaltung der Hygienevorgaben ist das ein wichtiger Schritt hin zu ‚normalem Verbraucheralltag‘. Auch wenn die vergangenen Monate gezeigt haben, dass die von uns angebotenen digitalen Alternativen sehr gut funktionieren und wir sie auch beibehalten werden, freuen wir uns sehr darauf, die Marlerinnen und Marler wieder im persönlichen Austausch zu unterstützten.“