Auswirkungen des Kohleausstiegs bewältigen
Rund 100 Millionen Euro aus dem Fonds hat die EU den Städten Bottrop, Dorsten, Gladbeck und Marl in Aussicht gestellt. Das gab heute NRW-Staatssekretär Christoph Dammermann bei einem Besuch in der Region bekannt. Die Fördermittel sollen den Städten im nördlichen Ruhrgebiet helfen, die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen des Kohleausstiegs zu bewältigen. „Wo einst Bergbau- und Industriebrachen waren, haben sich zahlreiche Unternehmen angesiedelt, die den Menschen im Ruhrgebiet neue und zukunftssichere Arbeitsplätze bieten“, so Dammermann. Der JTF sei für NRW „eine große Unterstützung, den Strukturwandel im nördlichen Ruhrgebiet weiter voranzubringen“.
Austausch mit Kommunen
Die Landesregierung setzt die Förderung in NRW um. Das Land tritt nun frühzeitig in einen intensiven Austausch mit den Kommunen, Organisationen, Hochschulen sowie den Wirtschafts- und Sozialpartnern des nördlichen Ruhrgebiets und des Rheinischen Reviers, um gemeinsam passgenaue Fördermaßnahmen für den JTF zu erarbeiten. Die Fördermittel dafür können nach Genehmigung des Rahmenprogramms EFRE.NRW 2021–2027 durch die Europäische Kommission fließen.
JTF ist wichtige Säule des EU-Green Deals
Der Just Transition Fund ist eine wichtige Säule des Europäischen Green Deals, mit dem die Europäische Union die grüne Transformation der Wirtschaft Europas voranbringt. „Wirtschaft endet bei uns nicht an Stadtgrenzen. Darum bin ich überzeugt, dass diese Förderung eine gute Chance ist, unsere gesamte Region voranzubringen“, erklärt Landrat Bodo Klimpel. Der Fonds ergänzt zielgerichtet das 5-StandorteProgramm der Landesregierung für die besonders vom Kohleausstieg betroffenen Kraftwerksstandorte in Duisburg, Gelsenkirchen, Hamm, Herne und im Kreis Unna.
Stimmen aus den Städten:
Michael Bach, allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters in Marl: „Ich bin sehr froh, dass die Stadt Marl auf dem Weg des Strukturwandels weitere Unterstützung erhält. In Marl ist das Steinkohlebergwerk Auguste-Victoria erst vor weniger als sechs Jahren stillgelegt worden. Wir spüren in unserer Stadt die Folgen des Strukturwandels daher noch sehr deutlich. Durch die Zechenschließung sind dem Standort viele Ausbildungs- und Arbeitsplätze unwiederbringlich verloren gegangen. Auch Unternehmen aus dem Zuliefererbereich sind geschlossen worden oder sind ins außereuropäische Ausland abgewandert. Die nun in Aussicht gestellten Hilfen sind daher eine überaus gute Botschaft."
Marls Wirtschaftsförderer Dr. Manfred Gehrke ergänzt: „Wir wollen die in Aussicht gestellten Mittel in besonders strukturwirksame Projekte einbringen, um Marl den Ausstieg aus der Gewinnung und Nutzung von fossilen Energieträgern zu ermöglichen. An unserem Standort ergeben sich hierfür hervorragende Ansätze. Denn hier werden gerade neben hohen Investitionen in den Ausstieg aus Kohlekraftwerken aktuell zukunftsweisende Investitionen in neue Produktlinien wie Polyamid 12, in eine Transport-Membran für den Wasserstoff-Transport und viele weitere Innovationen getätigt. Wenn es gelingt, diese Prozesse gezielt mit der Qualifizierung für die Berufsfelder entlang diesen Wertschöpfungsketten zu begleiten und zugleich mit geeigneten Flächenangeboten für die im Umfeld dieser Innovationsprozesse entstehenden Unternehmen zu versehen, kann der Wandel vom Kohle- zum Innovationsstandort erfolgreich bewältigt werden."
Bettina Weist, Bürgermeisterin der Stadt Gladbeck: „Wir in Gladbeck haben bereits einen langen Weg des Strukturwandels und der Transformation hinter uns. Der "Just Transition Fund" bietet uns eine hervorragende Möglichkeit, zwei Areale klimaneutral und zukunftsfähig umzubauen. Wir können uns gut vorstellen, dass das sehr zentrale ehemalige RBH-Gelände große Potenziale hat. Es ist jetzt schon kleines Kreativquartier, wird künftig Startpunkt des Radschnellweges Mittleres Ruhrgebiet und an eine Wasserstoff-Fernleitung angebunden sein. Beim zweiten Areal, Bereichen an der künftigen A52, können wir große Flächen völlig neu gestalten. Der "Just Transition Fund" bietet die Möglichkeit, die Narben des Bergbaus zu heilen und ein Stück Zukunft zu schaffen. Diese Chance werden wir nutzen!"
Tobias Stockhoff, Bürgermeister von Dorsten: „Die Kohleförderung in Dorsten ist zwar eingestellt und wir haben wichtige Meilensteine beim Strukturwandel gemeistert, dennoch spüren wir das Ende der Steinkohleförderung in unseren Nachbarstädten Marl und Bottrop. Wir sind zwanzig Jahre nach dem Ende des aktiven Bergbaus noch nicht fertig: Auch in Dorsten gibt es aus der Bergbaugeschichte noch Flächenpotenziale, die es für neue Arbeitsplätze zu entwickeln gilt. Und leider gibt es immer noch Menschen, die direkt oder indirekt vom Bergbau gelebt haben und die nach dem Ende der Kohleförderung keine neue Beschäftigung gefunden haben. Dies und die sich zukünftig weiter verstärkende Nachfrage nach gewerblich-technischen Arbeitskräften rückt aus meiner Sicht die Themen Fachkräftemangel beziehungsweise -sicherung und Qualifizierung in den Fokus. Diese Herausforderungen sind nur mit den Unternehmen und in enger Kooperation mit arbeitsmarktpolitischen Akteuren, Hochschulen und Qualifizierungsträgern erfolgversprechend zu bewältigen. Neben dem Fachkräftemangel ist und bleibt auch die Flächenverfügbarkeit für die Ansiedlung und Entwicklung von neuen Firmen und Arbeitsplätzen ein zentrales Thema."