Ausnahmen vom Rechtsfahrgebot
Laut Straßenverkehrsordnung wird hierzulande rechts gefahren – das gilt auch für Radfahrer. Doch es gibt Ausnahmen vom Rechtsfahrgebot. „Wenn ein blaues Radwegschild für die linke Fahrtrichtung aufgestellt ist, dürfen Radfahrer ausnahmsweise links von der Fahrbahn fahren“, erklärte Michael Busch vom Ordnungsamt der Stadt Marl heute (9.6.) bei einem Ortstermin mit der Polizei am Kreisverkehr an der Adolf-Grimme-Straße. „Und wenn ein solcher linker Radweg eingerichtet ist – rechts aber keiner – müssen sie sogar links fahren“, so Busch. Ein einzeln stehendes Zusatzzeichen „Radverkehr frei“ erlaube das Fahren auf dem linksseitigen Radweg, verpflichte aber nicht dazu, sagten die Ordnungshüter.
Viele Radwege verlaufen in entgegengesetzter Richtung
Die Stadt Marl will sich jetzt allerdings von den linken Radwegen im Stadtgebiet verabschieden – und das sind nicht wenige. Gut die Hälfte aller Radwege in Marl dürfen auch in entgegengesetzter Fahrtrichtung genutzt werden. Das hat oftmals ernste Folgen. „Wenn Radfahrer erlaubterweise den linken Radweg benutzen, werden Autofahrer oft von ihnen überrascht, was schon zu Unfällen führte“, weiß Polizeikommissar Uwe Hinz von der Direktion Verkehr. In den vergangenen drei Jahren ereigneten sich in Marl über 20 Prozent der Radfahrunfälle auf Radwegen, die entgegen der Fahrtrichtung genutzt wurden.
Radweg auf der Bergstraße macht den Auftakt
Deshalb hat das Ordnungsamt der Stadt Marl das Thema in der Arbeitsgruppe Unfallverhütung zuletzt aufgegriffen und die linken Radwege erneut auf den Prüfstand gestellt. Das Ergebnis: Fahrradfahrer sollen demnächst an vielen Stellen im Stadtgebiet nur noch den in Fahrtrichtung rechts befindlichen Radweg benutzen. In einem ersten Schritt wird jetzt auf der Bergstraße – vom Marler Stern aus in Richtung Hüls – die Beschilderung entsprechend angepasst. Auch auf der Römer- und Brassertstraße wird es bald keine linken Radwege mehr geben. „Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung“, erklärten die Verkehrsexperten von Stadt und Polizei am Dienstag bei der Ortsbegehung.
"Geisterradler bitte wenden!"
Die Stadtverwaltung teilte mit, dass es in Marl bis auf wenige durch die Straßenverkehrsordnung legitimierte Ausnahmen „in Zukunft keine linken Radwege mehr“ geben wird. Die Polizei hat bereits angekündigt, die Maßnahmen der Stadt durch Kontrollen entsprechend zu begleiten. Unter anderem sollen Geisterradler mit einer Graffiti-Aktion wieder in die richtige Spur gebracht werden. Die Piktogramme „Geisterradler bitte wenden!“ sollen voraussichtlich in den Sommerferien unter anderem auf dem Radweg an der Bergstraße aufgebracht werden. Stadt und Polizei erhoffen sich mit der Abschaffung linker Radwege vor allem „einen deutlichen Rückgang der Unfallzahlen mit Radfahrern“.