Skulpturen in Marl: Präzisionsarbeit für ein 3,5 Tonnen schweres Stahl-Kunstwerk

Im Schritttempo nähert sich der mehr als 20 Meter lange Sattelzug über die Josefa-Lazuga-Straße und den schmalen Weg entlang des City-Sees seinem Bestimmungsort. Staunende Gesichter, überraschte Radfahrerinnen sowie Radfahrer und interessierte Menschen blicken neugierig auf den imposanten Transport. Geladen hat der Sattelzug vier etwa jeweils 2,7 mal 2,7 Meter großen Kuben aus hohlem Vierkant-Stahl.

Einige Jahre lagerte das fast 3,5 Tonnen schwere Kunstwerk „3/72 Rahmenkonstruktion“ von Alf Lechner beim Duisburger Restaurierungsatelier „Die Schmiede“, einem langjährigen Partner des Skulpturenmuseums Marl. Dort wurde es für einen niedrigen fünfstelligen Euro-Betrag aufwendig restauriert und Hunderte Stunden an dem Werk gearbeitet. Schweißarbeiten waren an zahlreichen Stellen notwendig geworden, da sich zahlreiche Löcher in den Stahl gefressen und die starken Witterungsschäden ihren Tribut gefordert hatten.

Aufbau dauert mehr als zwei Stunden

Rund zwei Stunden dauerte der Aufbau am City-See. Ein großer Lastenkran manövrierte die drei Teile zunächst zwischen zwei Bäumen hindurch und lud sie auf einem Wiesenstück ab. Um umweltschonend weiterzuarbeiten, musste der Standort des Krans verlegt werden, ehe Kranführer Michael Gödde in Präzisionsarbeit per Fernbedienung das Kunstwerk wieder auf seine ursprüngliche Position wieder platziert wurde. „Und die originale Konstruktionsweise haben wir natürlich wieder exakt nachgebildet“, sagt Diplom-Restaurator Ulrich Feldhaus von der Schmiede.

Aufwendige Restaurierung

Für Georg Elben ist es in seiner Zeit beim Skulpturenmuseum die längste und bisher aufwendigste Restaurierung. „Wir freuen uns aber sehr, dass das Kunstwerk nun wieder an seinem Platz ist, handelt es sich doch um eine der prägenden Skulpturen in unserer Stadt“, sagt der Museumsdirektor.

Imposantes Werk am See

Das imposante Werk, bestehend aus vier Stahlwürfeln, definiert nur durch deren Kanten, befindet sich seit 1972 in der Sammlung des Skulpturenmuseums und steht seitdem – mit Ausnahme der Restaurationszeit – am Südende des Marler City-Sees. Die Basis der Konstruktion bildet ein 2x2-Raster, in dem die Würfel neben- und aufeinander gesetzt sind. Nur der vierte Würfel bricht aus der Systematik aus und verkantet sich diagonal in die umliegenden Kuben. Die etwa 5 x 5 m große Konstruktion besteht aus Corten-Stahl.

Alf Lechner und seine Schaffenszeit

Alf Lechner (1925-2017) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Stahlbildhauer. Nach einer Ausbildung zum Schlosser gründete Lechner zunächst die Firma Litema (Lichttechnik und Metallverarbeitung), mit der er eigene Erfindungen zur Patentreife gebracht hat. 1962 verkaufte er die Firma und zog an den Starnberger See, um sich vollständig der Kunst zu widmen. Hier entstanden Lechners erste Skulpturen aus Stahl. Die 3/72 Rahmenkonstruktion aus dem Jahr 1972 ist eines dieser Werke aus den frühen Schaffensjahren Alf Lechners.

Umfangreiche Sammlung mit 800 Arbeiten

Über eine Schaffensperiode von rund 60 Jahren entstand ein umfangreiches Werk von über 800 skulpturalen Arbeiten, von denen knapp 80 im öffentlichen Raum in Deutschland installiert sind. Ein Großteil seines Werkes ist in dem um das Jahr 2000 eröffnete Lechner Museum in Ingolstadt sowie in dem dazugehörigen Skulpturenpark zu sehen, den Alf Lechner in einem stillgelegten Eisenhüttenwerk mit Steinbuch in Obereichstätt angelegt hatte, um seine monumentalen Werke unter freiem Himmel ausstellen zu können. So auch in Marl, wo nach der grundlegenden Restaurierung die Skulptur nun an ihren prominenten Standort am City-See zurückgekehrt ist.

 

 

 

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