Seine „Schwebenden Skulpturen" eröffnen neue Sichtweisen und Grenzen. Mit der Ausstellung setzt das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl eine Tradition fort, die von Gerlinde Beck bis Thomas Virnich reicht. De Vries hat sich eine unverwechselbare Handschrift erarbeitet, die jenseits modischer Strömungen angesiedelt ist. Die Ausstellung ist bis zum 6. April zu sehen.
Künstlerische Genauigkeit
Diese Charakterisierung geht von der unmittelbaren Anschauung seiner Objekte aus: Sie wirken spielerisch, ihre Machart erscheint bastlerisch, sein künstlerisches Prinzip will keine technische Präzision, wohl aber eine hohe künstlerische Genauigkeit. Die figurativ erlebbaren Objekte scheinen Geschichten zu erzählen, sie entstehen beim Machen, von Skizzen mehr begleitet als vorbereitet. Immer nachvollziehbar bleibt der schöpferische Akt, weil er im handwerklichen Prozess gründet, dessen Spuren auch im Ergebnis sichtbar bleiben. Hintergrund ist keine abstrakte Theorie, eher ein humanistischer Blick auf die Welt.
Ungewöhnliche Präsentationsform
Die Skulpturen de Vries sind manifeste Zeichen im Raum, skizzenhaft unabhängig von ihrer Größe, denn sie wirken leicht, sie scheinen manchmal sogar dann zu schweben, wenn sie im Außenraum mehrere Meter groß werden. In der Marler Aus-stellung schwebt eine Gruppe sogar wirklich, denn die Inszenierung im ersten Raum der unteren Museumsebene ist von der Decke abgehängt wie ein von oben herabwachsendes Labyrinth. Diese ungewöhnliche Präsentationsform hat de Vries unmittelbar aus der Arbeitssituation im Atelier abgeleitet, das dem Besucher, wenn er mitten drin steht, wie eine wuchernde, von Lianen durchzogene Dschungellandschaft vorkommt.
Zweite Installation
Die zweite große Installation spielt mit der Vorstellung einer Insel, auf der eine weitere Gruppe von Skulpturen zu einer Einheit wird, weil sie sich gegenseitig in ihrer Wirkung stark beeinflussen. Eine Ausstellung ist - wenn sie funktioniert - immer mehr als die Summe der einzelnen Objekte. Bei Auke de Vries werden erst im Zusammenhang alle Bezüge sichtbar und seine Welt in ihrer Ganzheit vollständig erfahrbar. Die Ausstellung wird realisiert mit Unterstützung der Galerie Seippel Köln.
Kurzbiografie Auke de Vries
Auke de Vries absolvierte seine Ausbildung an der Königlichen Akademie der Bil-denden Künste Den Haag. Bis 1970 war er als Maler und Grafiker tätig; später schuf er seine ersten Metallskulpturen (ab 1970). In der Zeit von 1972 bis 1986 arbeitete de Vries als Professor an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste Den Haag und später (1986-1996) als Professor an der Reichsakademie der Bildenden Künste Amsterdam.
De Vries schuf zahlreiche Großplastiken für den Außenraum, unter anderem zur Expo 2000 in Hannover, in Berlin, Magdeburg, Ludwigsburg, Leipzig, Birmingham, Barcelona, Rotterdam und in zahlreichen weiteren Städten der Niederlande.