Schenkung für das Skulpturenmuseum

Große Ehre für das Skulpturenmuseum Marl: Isolde Pfarr, Witwe des verstorbenen Künstlers Paul Pfarr reiste eigens aus Berlin an, um die "Schenkung Paul Pfarr" symbolisch und persönlich zu übergeben.

Neben Isolde Pfarr waren auch Udo Bengsch als ehemaliger Schüler und enger Vertrauter Pauls Pfarrs ins Skulpturenmuseum gekommen. Doch wie entstand überhaupt die Idee, das künstlerische Vermächtnis nach Marl zu geben? Hier kommen der vermittelnde Künstler Thomas Rentmeister und seine Frau Bibo Bosse ins Spiel, die Museumsdirektor Georg Elben seit Jahren kennen und denen er eng verbunden sind.

Würdigung für das Schaffenswerk

„Mit der Schenkung und dem Nachlass ist das Skulpturenmuseum mit einem verborgenen Schatz bedacht worden“, freute sich Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe über das unerwartete Glück. In Marl soll das Schaffenswerk Paul Pfarrs die Würdigung erhalten, die dem bisher vor allem rund um Berlin bekannten Künstler gebühre.

Fundstücke als Ausgangsmaterial

„Manchmal sind es Gegenstände aus meiner täglichen Umgebung. Sie zeigen noch Spuren ihrer Benutzung – sie wurden aussortiert und weggeworfen oder einfach vergessen. Oftmals steckt in diesen Objekten eine provozierende Kraft, die mich anregt, daran weiterzuarbeiten und mich in eine intensive Auseinandersetzung einzulassen“, sagte Paul Pfarr zu Lebzeiten. Dabei interessierten ihn die Fundstücke nicht als Sammlerobjekte, sondern als Ausgangsmaterial, das er durch seine Arbeit verändere: durch Reduzieren, Hinzufügen und Umformen in anderes Material schaffe ich einen neuen Zusammenhang.

Große bildhauerische Kraft und Eigenständigkeit

Mit dieser Arbeitsweise hat Pfarr unterschiedliche Hinterlassenschaften aus aufgegebenen sowjetischen Kasernen in der DDR eindrucksvoll erweitert oder umgedeutet und seit den 1960er-Jahren ein Werk geschaffen, das in seiner Konsequenz von großer bildhauerischer Kraft und Eigenständigkeit gekennzeichnet ist. „Paul konnte im Prinzip nichts wegwerfen. Jeder Nagel, jeder Schrank jedes noch kleine Fundstück hat seinen Platz bei uns gefunden“, erinnert sich Isolde Pfarr, die aber zugeben musste, mit dem Gesamtwerkes ihres Mannes ein wenig überfordert gewesen zu sein.

Dank der Familie und vor allem der Hilfe von Udo Bengsch, Thomas Rentmeister und Bibo Bosse kam Struktur in das Vermächtnis. So habe sie auch eine Idee davon bekommen, welche Wertigkeit in den Arbeiten Pauls liegt. Werke aus der gesamten Schaffensphase kommen nun ins Ruhrgebiet nach Marl. 

"Konvolut prominent präsentieren"

„Überzeugt hat mich die inhaltliche Durchdringung historischer wie auch biografischer Themen im Werk von Paul Pfarr, aber auch die formale Qualität der Umsetzung mehrteiliger Skulpturen. Dieses umfangreiche Konvolut ist etwas Besonderes, das in unserem neuen Museum in Marschall 66 prominent gezeigt werden wird“, so Georg Elben.

Meisterschüler von Bernhard Heiliger

Als exzellenter Handwerker ist Pfarrs Verarbeitung der gewählten Materialien immer augenfällig, aber nie Selbstzweck: Poetische Bilder oder auch direkte politische Botschaften sind die zwei Pole, zwischen denen die Kunst von Paul Pfarr oszilliert. Zeit seines Lebens stellte der ehemalige Meisterschüler von Bernhard Heiliger unter anderem im Haus der Kunst in München, dem Haus am Waldsee in Berlin oder der ehemaligen Staatlichen Kunsthalle Berlin aus.

Symbolische Übergabe

Da das Konvolut erst in einer Ausstellung gezeigt werden kann, wenn das Museum in Marschall 66 eine neue Heimat gefunden hat, wurde die Schenkung im Skulpturenmuseum an der Martin-Luther-King-Schule symbolisch übergeben.

Zurück

Die Sonne zaubert ein besonderes Licht für einen besonderen Moment: Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe (3. v. l.) und Museumsdirektor Georg Elben (l.) freuen sich, dass solch ein umfangreiches Gesamtwerk wie das von Paul Pfarr nach Marl kommt. Bei der symbolischen Übergabe der Schenkung waren auch Isolde Pfarr (4. v. l.), Udo Bengsch (2. v. l.), Thomas Rentmeister und Bibo Bosse (r.) vor Ort. Foto: Stadt Marl