Neben Isolde Pfarr waren auch Udo Bengsch als ehemaliger Schüler und enger Vertrauter Pauls Pfarrs ins Skulpturenmuseum gekommen. Doch wie entstand überhaupt die Idee, das künstlerische Vermächtnis nach Marl zu geben? Hier kommen der vermittelnde Künstler Thomas Rentmeister und seine Frau Bibo Bosse ins Spiel, die Museumsdirektor Georg Elben seit Jahren kennen und engverbunden sind.
„Manchmal sind es Gegenstände aus meiner täglichen Umgebung. Sie zeigen noch Spuren ihrer Benutzung – sie wurden aussortiert und weggeworfen oder einfach vergessen. Oftmals steckt in diesen Objekten eine provozierende Kraft, die mich anregt, daran weiterzuarbeiten und mich in eine intensive Auseinandersetzung einzulassen. Dabei interessieren mich die Fundstücke nicht als Sammlerobjekte, sondern als Ausgangsmaterial, das ich durch meine Arbeit verändere: durch Reduzieren, Hinzufügen und Umformen in anderes Material schaffe ich einen neuen Zusammenhang.“ Mit dieser Arbeitsweise hat Pfarr unterschiedliche Hinterlassenschaften aus aufgegebenen sowjetischen Kasernen in der DDR eindrucksvoll erweitert oder umgedeutet und seit den 1960er Jahren ein Werk geschaffen, das in seiner Konsequenz von großer bildhauerischer Kraft und Eigenständigkeit gekennzeichnet ist.
Als exzellenter Handwerker ist Pfarrs Verarbeitung der gewählten Materialien immer augenfällig, aber nie Selbstzweck: poetische Bilder oder auch direkte politische Botschaften sind die zwei Pole, zwischen denen die Kunst von Paul Pfarr oszilliert. Zeit seines Lebens stellte der ehemalige Meisterschüler von Bernhard Heiliger unter anderem im Haus der Kunst in München, dem Haus am Waldsee in Berlin oder der ehemaligen Staatlichen Kunsthalle Berlin aus. Nun kommen zentrale Werke aus der gesamten Schaffensphase ins Ruhrgebiet nach Marl.
Da das Konvolut erst in einer Ausstellung gezeigt werden kann, wenn das Museum in Marschall 66 eine neue Heimat gefunden hat, wurde die Schenkung im Skulpturenmuseums an der Martin-Luther-King-Schule symbolisch übergeben.