Bergbau, Tunnelbau, Metallurgie, Recycling, Steine & Erden, Nahrungsmittel – die Liste ließe sich beinahe endlos fortsetzen. Für all diese Industriezweige über und unter Tage liefert die CFH Gruppe lufttechnische Anlagen. Und das alles „Made in Germany“. Seit rund zwei Monaten hat das weltweit tätige Unternehmen seinen Sitz in Marl und vor Ort rund 20 Millionen Euro investiert.
Inbegriff des Strukturwandels
Bürgermeister Werner Arndt und Wirtschaftsförderer Dr. Manfred Gehrke ließen sich jetzt von Geschäftsführer Dr.-Ing. Reinhold Both, seiner Tochter und Mitgesellschafterin sowie Prokuristin Corinna Both-Kreiser, Ehefrau und Prokuristin Cornelia Both und Architekt Harry Galonska durch die neuen Produktionshallen führen – und waren angetan. „Mit der CFH Gruppe haben wir ein Unternehmen in Marl, das für zukunftsweisende Technologien steht und das damit Innovationen in unsere Stadt bringt", freut sich Werner Arndt über die Neuansiedlung. „Hier sehen wir den Inbegriff des Strukturwandels“, ergänzte Dr. Manfred Gehrke, Hauptdrahtzieher der Neuansiedlung.
Flügelraddurchmesser von bis zu 4,50 m
Besonders beeindruckend war der Blick in die Prüfkammer aus Beton, mit welcher im größten Kammerprüfstand Europas sämtliche Anlagen vor ihrer Auslieferung normkonform getestet werden sollen. Hier schaut man genau hin, wenn die Ventilatoren mit einem Flügelraddurchmesser von bis zu 4,50 Metern mit einer Antriebsleistung von mehr als drei Megawatt auf Ihre Leistung exakt überprüft werden. „Unsere Kunden können jederzeit hier in Marl mit dabei sein und sich von der Qualität überzeugen. Denn uns geht es bei unseren Produkten vor allem um Lebensdauer und Effektivität“, so Dr.-Ing. Reinhold Both. Und das wisse die Kundschaft zu schätzen.
Von Gladbeck nach Marl
Nach Jahrzehnten in Gladbeck siedelte die CFH Gruppe im Juni dieses Jahres nach Marl über, wo im Industrie- und Technologiepark Marl-Frentrop mittlerweile sämtliche Firmenbereiche konzentriert sind. „41 Jahre den Arbeitsplatz in Gladbeck zu haben, waren eine lange Zeit. Der Wechsel war für uns alle ein großer Schritt. Doch auch hier in Marl fühlen wir uns schon sehr wohl“, so der 63-jährige Firmenchef.
200 Groß-Ventilatoren im Einsatz
„Wir wollen unsere Kunden mit Produkten und Dienstleistungen unterstützen, die beim Thema Luft einen entscheidenden Unterschied machen. Und dabei geht es nicht ausschließlich um wirtschaftliche Interessen, sondern ganz besonders auch um das gesundheitliche Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den staubhaltigen Arbeitsplätzen. Schließlich sei es unzumutbar und gesundheitsgefährdend, in einem Tunnel oder unter Tage auch nur zeitweise in einer mit Staubpartikeln beladenen Luft zu arbeiten. Selbst über Tage, wie beispielsweise bei der staubintensiven Zuckerproduktion, sind die CFH Produkte zum Wohl der Menschen im Einsatz, genauso wie bei der Eisenerzaufbereitung in Mauretanien mit 22 Schlauchfilteranlagen. Das Portefeuille reicht aber deutlich weiter. Anlagen zur Erwärmung und Kühlung von Luft, Ventilation, lufttechnische Dienstleistungen bei temporären Tunnelbaustellen (da sind auch schon mal 200 Groß-Ventilatoren im Einsatz) und Grubengasabsaugung sind nur einige Beispiele.
300 Mitarbeiter beschäftigt CFH weltweit
Etwa 300 Mitarbeiter beschäftigt CFH weltweit, die meisten davon in Marl, wo auch der Hauptproduktionsstandort beheimatet ist. Von der Neckarstraße aus geht es in die Welt, wo die teils riesigen Anlagen aufgebaut, in Betrieb genommen oder instand gesetzt werden. Obwohl als sogenannter „Global Player“ am Markt aktiv, ist eine der Kernsäulen die familiäre Unternehmenskultur – nicht nur in der Führungsspitze. „Wir sind bemüht, alle Mitarbeiter ihr Leben lang bei uns zu beschäftigen“, bekräftigt der promovierte Maschinenbauingenieur. Der Belegschaft - in dem nach KfW 55 (der ambitionierte Standard mit einem Primärenergiebedarf von nur 55 %) zertifizierten Gebäude - ist beim Besuch der Stadtspitze das gute Arbeitsklima anzumerken. „Durch Erdwärme und Photovoltaik sind wir hier im Gebäude energetisch grün aufgestellt“, erklärt Corinna Both-Kreiser, die nach ihrem Master-Abschluss in Technischer Betriebswirtschaftslehre ins Unternehmen eingestiegen ist.
Versuchsanlage in einer Molkerei
Neben den aktuellen Projekten blickt die Familie Both aber auch nach vorne. So ist kürzlich eine Versuchsanlage in einer Molkerei in Coesfeld in Betrieb gegangen, in der Restdampf aus der Produktion nicht in die Atmosphäre entweicht, sondern aufgefangen und in Strom umgewandelt wird - dank CFH Technik.
Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm
Zudem ist man bei der Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm aktiv. Denn laut Klärschlammverordnung wird eine bodenbezogene Verwertung (als Dünger z. B. auf landwirtschaftliche Felder ausbringen) ab 2029 nur noch in seltenen bzw. zeitlich begrenzten Ausnahmefällen möglich sein. Phosphor muss dann entsprechend abgetrennt, separiert werden – und da kommt CFH ins Spiel. In Bottrop wird in Kürze eine erste Versuchsanlage der Emschergenossenschaft entstehen. Die Technik dafür kommt aus Marl.