Die Ausstellung „Sammlung im Prozess - Neupräsentation und Leihgaben" soll in den folgenden Monaten, bis Frühjahr 2012, als „Werk im Wandel" in einem kontinuierlichen Prozess weiter verändert werden.
Das Gesicht zu Beginn der neuen Präsentation prägen Leihgaben aus dem Duisburger Lehmbruck Museum sowie private Leihgaben. Vor allem jedoch ist es gekennzeichnet von Künstlern, die mit ihren Werken auf die besondere Atmosphäre der Museumsarchitektur und der Sammlung reagiert haben. Zu jeder der kommenden Ausstellungseröffnungen wird auch die Sammlung weiter verändert. Das Scharnier zwischen Exponaten der eigenen Sammlung und den Gästen, aber auch zur Ausstellungsreihe „Der Raum als Prüfstein" bildet die Intervention der Düsseldorfer Künstlerin Erika Hock.
In neues Licht gerückt
Für den inneren Glaskasten im Erdgeschoß entwirft Hock eine Präsentationsstruktur, die vordergründig eine ordnende Funktion im Ausstellungsraum zu übernehmen scheint. Einem modularen Regalsystem ähnlich, beherbergt ihre Arbeit zahlreiche Skulpturen und Kleinplastiken, die dem Besucher das gleichzeitige Betrachten der einzelnen Objekte ermöglicht. Der Blick wird, anders als bei klassisch-musealen Präsentationsweisen, die den Besucher meist durch eine Anordnung von Sockeln lenken, auf ein Simultanbild ausgerichtet. Erika Hocks Arbeit versteht sich als eine eigenständige Architektur. Sie folgt dem Konzept eines Pavillons und ist auf ein nomadisches Dasein sowie eine Neubespielung ausgerichtet. In diesem Display werden bedeutende Bestände des Museums, etwa von Rudolf Belling, Max Ernst oder Alberto Giacometti, zusammen mit hochrangigen Leihgaben von Norbert Kricke oder Henri Laurens und Skulpturen junger Künstler wie Diango Hernandez, Gert und Uwe Tobias oder Paloma Varga Weisz durch ihre Anordnung und Gegenüberstellung in ein neues Licht gerückt.
Die Ausstellungsreihe „Der Raum als Prüfstein"
Diese in den kommenden Monaten kontinuierlich veränderte Neupräsentation der Sammlung stellt die Folie dar, auf die sich die Ausstellungsreihe „Der Raum als Prüfstein" im Projektraum im Untergeschoss bezieht. Die spezifischen architektonischen Bedingungen eines Raumes - hier der einzige weitgehend geschlossene Ausstellungsraum im Untergeschoß des Skulpturenmuseums Glaskasten Marl - wird zum Prüfstein, auf dessen dominante Vorgaben installativ arbeitende Künstler reagieren müssen. Die Reihe von (vorerst) vier Ausstellungen reicht von dem im vergangenen Jahr verstorbenen Stahlbildhauer Ansgar Nierhoff über Diango Hernandez im Dezember 2011 bis hin zum Düsseldorfer Manuel Graf im kommenden Frühjahr.
Leichte und spontane Wirkung
Der Ausstellungsort ist ein hermetisch wirkender, langgestreckter Raum mit vertikalen Gliederungen und ausschließlich künstlichem Licht. Diese Bedingungen sind für alle beteiligten Künstler gleich. Sie ermöglichen sowohl eine Profilierung junger als auch eine kritische Bestandsaufnahme etablierter Positionen. Die Ausstellungen werden durch eine relativ kurze Laufzeit und nach Möglichkeit von einem kleinen Katalog begleitet unmittelbar miteinander in Beziehung gesetzt. Die Künstler werden für diese räumliche Situation neue Arbeiten entwickeln, welche auf die architektonischen Gegebenheiten, aber auch auf die spezifische Ausrichtung des Skulpturenmuseums eingehen. Ansgar Nierhoff ist dem Museum seit 1986 verbunden, denn seit diesem Jahr steht eine Skulptur hinter dem Museum am Eduard-Weitsch-Weg. Die Ausstellung des Künstlers ist insofern eine Ausnahme, da sie eine seiner älteren Werkgruppen zeigt. Das Museum zeigt diese bislang selten ausgestellten „Eisenzeichnungen". Trotz der Schwere des Materials und der gewaltigen Kraft, mit der es bearbeitet wird, erzielt Nierhoff eine erstaunlich leichte und spontane Wirkung. Zusammen mit den sieben freiformgeschmiedeten „Streckungen" und einer spielerischen „Bündelung" erschließt sich auf nur 80 Quadratmetern die ganze künstlerische Bandbreite des Kölner Bildhauers.