Rolf Hentschke sagt der werkstatt brassert leise ade

30 Jahre hat Rolf Hentschke mit Engagement und Herzblut die Geschicke der werkstatt brassert gelenkt, der gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft der Stadt Marl und der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen. Jetzt geht der Geschäftsführer in den wohl verdienten Ruhestand und beendet gleichzeitig seine Tätigkeit in der Stadtverwaltung.

Erste Wahl für die Geschäftsführung

Der Mitarbeiter im Amt für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung war erste Wahl, als die Stadt Marl 1990 einen Geschäftsführer für die Gesellschaft suchte. Es folgten 30 Jahre, in denen Rolf Hentschke mit zahlreichen Projekten der werkstatt brassert langzeitarbeitslose Menschen bei der Wiedereingliederung ins Berufsleben unterstützte und ihnen eine Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben ermöglichte.

"Arbeit stärkt das Selbstwertgefühl"

„Arbeit bedeutet nicht nur Geld zu verdienen. Sie erhält und stärkt auch das Selbstwertgefühl“, ist Rolf Hentschke überzeugt. Mit dieser Grundüberzeugung ließ er keine Gelegenheit aus, Projekte an den Start zu bringen und Fördermittel an Land zu ziehen.    

Das Team zählt

Im Rahmen von Arbeitsmarktprojekten wurden unter seiner Regie viele Ideen verwirklicht wie der Bau von Radwegen an der Emscher und Wanderparkplätze in der Haard oder das insel-Café im inzwischen abgerissenen Hallenbad. Eine Zeit lang betrieb die werkstatt brassert auch die Kantine im Rathaus. „All diese Ideen konnten nur mit einem tollen Team verwirklicht werden, das es in der werkstatt brassert immer gegeben hat“, sagt der scheidende Team-Player Hentschke.

Standbein Second-Hand-Kaufhaus 

Ein wichtiges Standbein ist das Second-Hand-Kaufhaus (Kdw) an der Lasallestraße. Vor sieben Jahren kaufte die werkstatt brassert das Grundstück und richtete im Gebäude das Kaufhaus ein. Es bietet seitdem Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind, Beschäftigung und ermöglicht zugleich Sozialhilfeempfängern, für kleines Geld einen gut funktionierenden Kühlschrank oder Herd zu finden. Alle Waren im Kaufhaus sind Spenden, um die sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgsam kümmern.

"Mix aus Umweltschutz, Nachhhaltigkeit und Beschäftigung"

In den vergangenen Jahren, so berichtet Hentschke, habe „der Mix aus Umweltschutz, Nachhaltigkeit und sinnvoller Beschäftigung“ für die werkstatt brassert zunehmend an Bedeutung gewonnen. So gibt es am soziokulturellen Zentrum Schacht 8, das die Beschäftigungsinitiative vor zwölf Jahren herrichtete und wieder zu neuem Leben erweckte, heute einen naturnahen Kinderspielplatz und Gärten, in denen Projektteilnehmer und Hobbygärtner Gemüse und Kräuter anbauen. Auch das Repair Café ist eine feste Einrichtung der Beschäftigungsgesellschaft, die kostenlose Hilfe bei der Reparatur von defekten Haushaltsgeräten anbietet und so eine nachhaltige Lebensweise unterstützt. Für die klimaneutrale Stückholzheizung im Kdw erhielt die werkstatt unter anderem den RWE Klimaschutzpreis.

Engagement auch für Geflüchtete

Heute arbeiten insgesamt 110 Menschen in acht Arbeitsmarktprojekten der werkstatt brassert. Auch bei der Betreuung und Integration von geflüchteten Menschen engagiert sich die Beschäftigungsgesellschaft.

Grundgedanken einer solidarischen Gemeinschaft weitergetragen

Rolf Hentschke habe vielen Menschen in Marl „neue Perspektiven für eine berufliche Zukunft gegeben und den Grundgedanken einer solidarischen Gemeinschaft damit engagiert weitergetragen“, sagt Bürgermeister Werner Arndt. Und Dr. Dietmar Kehlbreier, Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen, bescheinigt dem scheidenden Geschäftsführer, er habe „im Auf und Ab der Arbeitsmarktpolitik in den vergangenen 30 Jahren daran festgehalten, dass zur Würde des Menschen auch die Arbeit gehört“.

Nachfolgerin steht bereits in den Startlöchern

In der für ihn charakteristischen Bescheidenheit hat Rolf Hentschke der werkstatt brassert in diesen Tagen leise ade gesagt. Seine Aufgaben übernimmt die Psychologin Alexandra Richter (30). Derweil freut sich der Familienmensch Rolf Hentschke auf mehr Zeit für seine Ehefrau, seine beiden Kinder und Enkelkinder sowie fürs Joggen, Wandern, Radfahren und Lesen.

 

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Rolf Hentschke, Geschäftsführer der werkstatt brassert, nimmt Abschied von der Beschäftigungsgesellschaft und geht in den wohl verdienten Ruhestand. Foto: H. P. Mohr