Werner Arndt: Der Rat ist der Souverän
In der offenen, kontroversen, aber auch sachlichen Diskussion brachte es Bürgermeister Werner Arndt schließlich auf den Punkt: „Am Ende ist der Rat der Souverän.“ Er entscheidet über das weitere Vorgehen.
100 Interessierte in der Erlöserkirche
Der Abend in der Erlöserkirche, das erklärte auch Markus Schaffrath (Leiter des Amtes für Stadtplanung und integrierte Quartiersentwicklung) in seiner Einleitung zum Planungskonzept, Planungsrecht und zur Nahversorgungssituation, sei noch kein Verfahren, sondern lediglich eine Vorabinformation. Ein klares Bild unter den rund 100 erschienenen Marlerinnen und Marlern gab es zum Schluss nicht. Ein Teil sprach sich für einen neuen Lidl-Markt aus, ein anderer plädierte für eine reine Wohnbebauung.
Lidl hat klare Vorstellungen von der Umsetzung
Mittlerweile ist aber klar, dass Lidl klare Vorstellungen hat, was mit dem bereits erworbenen Gelände passieren soll. Dafür müsste jedoch der vorhandene Bebauungsplan geändert werden. Und das wiederum hat der Rat der Stadt Marl zu entscheiden. Einen sogenannten Aufstellungsbeschluss eines neuen Bebauungsplanes hat Lidl aber schon beantragt.
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Wie bereits während vergangener Bürgerversammlungen konnten sich die Besucherinnen und Besucher auch in der Erlöserkirche an drei Themeninseln austauschen und Fragen zu den unterschiedlichen Konzepten stellen und Anregungen geben. Den größten Andrang erfuhr dabei die Variante, bei der Lidl einen 1450 Quadratmeter großen Markt mit darauf zu errichtenden Seniorenwohnungen sowie ein Mehrfamilienhaus plant.
Unterschiedliche Ideen vorgestellt
Gemeinsam mit Baudezernentin Andrea Baudek ging es im Austausch vor allem um die Zuwegung zum Markt, das Verkehrsaufkommen und den Lärmschutz. Deutlich wurde dabei, dass es keine Durchfahrt von der Dorstener Straße über den Parkplatz ins Riegefeld geben würde, gleichwohl die Parkplätze von beiden erreichbar sein würden. Geplant seien zudem E-Ladesäulen, eine Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe sowie rund 30 neue Arbeitsplätze.
Parksituation bereitet vielen Menschen Sorgen
Anwohnerinnen und Anwohner befürchten bei dieser Umsetzung auf der einen Seite unter anderem ein „Zuparken“ der Leiblstraße, Raser im Wohngebiet, lauten Lieferverkehr und eine zu große Konkurrenzsituation mit anderen Supermärkten. Andererseits gab es großes Interesse an den geplanten Seniorenwohnungen und dem Angebot eines modernen Discounters. Lidl-Vertreter machten aber auch deutlich, dass es aus ihrer Sicht keine Alternative gebe zur XL-Variante des Marktes gebe. Nur diese sei wirtschaftlich realisierbar – als Investor eines reinen Wohngebietes oder eines kleineren Marktes komme man nicht infrage.
Qualitätssteigerung durch Wohnbebauung?
Die Befürworter einer reinen Wohnbebauung (Variante 2) sehen in einem Wohngebiet nicht nur eine Qualitätssteigerung des Wohnquartieres (inklusive des gesamten Riegefelds). Vielleicht könnte sogar ein Bauträger das Gelände mit kleineren Geschäften sowie Gastronomie entwickeln. Auch dem Wohnungsmangel würde man entgegentreten. Denn in Marl fehlt es daran in allen Segmenten. Das bestätigte auch Bürgermeister Werner Arndt: „Wir haben eine Interessentenliste auf der rund 1000 Namen stehen.“
Kleinerer Markt scheint weniger attraktiv
Das dritte Szenario zeigt eine kleinere Einzelhandels-Einheit, dafür mehr Wohnbebauung als in der XL-Variante. Doch auch da sahen Anwohnerinnen und Anwohner die Gefahr von mehr Verkehr, wie Wilma Gosejacob vom Amt für Stadtplanung und integrierte Quartiersentwicklung ausführte. Als Idee für die Planung kamen hier Tiefgaragenplätze ins Spiel – für eine geringere Flächenversiegelung. Allerdings sei die Marktgröße weniger attraktiv. Und hinter der Frage nach einem Investor stünden noch viele Fragezeichen.
Verwaltung wertet Anregungen aus
Am Ende stand aber auch fest: Niemand der Besucherinnen oder Besucher hat seine Meinung durch die intensive Dskussion geändert. Die Verwaltung wird nun die Anregungen und Vorschläge auswerten und für den Rat vorbereiten, der letztlich eine Entscheidung treffen muss. Einige Ratsmitglieder waren übrigens während der Versammlung selbst vor Ort in der Erlöserkirche und konnten sich persönlich ein Stimmungsbild machen.