Über die Kostenberechnung hat Bürgermeister Werner Arndt heute die interfraktionelle Lenkungsgruppe für die Rathaussanierung informiert. „Wir hätten uns ein anderes Ergebnis gewünscht, aber wir müssen der Realität ins Auge sehen“, erklärte Arndt gegenüber den Medien.
Mehraufwendungen für Brandschutz und Statik
2017 hatte der Generalplaner, die HPP International Planungsgesellschaft, im Rahmen einer Kostenschätzung auf Basis der Vorplanung voraussichtliche Sanierungskosten in Höhe von 53,9 Millionen Euro ermittelt. In der jetzt vorliegenden Kostenberechnung haben sich Mehraufwendungen insbesondere für den Brandschutz und die Statik sowie für die zwischenzeitlich verschärfte Energieeinsparverordnung und weitere Erkenntnisse bei der Fassadensanierung ergeben. Zusätzlich schlagen die ungewöhnlich hohen Kostensteigerungen im boomenden Bausektor mit entsprechend langer Bauzeit spürbar zu Buche.
Probebohrungen im Rathausturm
HPP-Projektplaner Sebastian Helm hatte schon bei der Vorstellung der Kostenschätzung deutlich gemacht, dass für eine belastbare Berechnung des Sanierungsbedarfs weitere Untersuchungen – und anderem der Hängekonstruktion der Rathaustürme – erforderlich seien. Um die Kosten valide berechnen zu können, war eine Etage des Rathausturmes I für Probebohrungen freigezogen und die vorhandene Bausubstanz untersucht worden. Außerdem wurden alle Balkenköpfe der Hängekonstruktion an den Rathaustürmen abgefahren und das Schadensbild eingehend dokumentiert. Dies ist zwischenzeitlich erfolgt. Im Rahmen des Brandschutzgutachtens ergab sich bei genauerer Prüfung, dass viele Bauteile ertüchtigt werden müssen, um die Anforderungen an den statisch-konstruktiven Brandschutz nach heutigen Kriterien erfüllen zu können.
Akribische Prüfung der Kosten
Der Umfang der Aufwendungen, so Helm, sei erst nach Abschluss der weiterführenden Untersuchungen realistisch darstellbar gewesen. „Die Stadt Marl war gut beraten, die Untersuchungen zu beauftragen, sie hat jetzt im Vorfeld der Sanierung eine plausible Kostenberechnung vorliegen und kann ihre weiteren Planungen darauf ausrichten“, sagte Helm. „Die Kosten sind akribisch unter Berücksichtigung aller bekannten Risiken berechnet und geprüft worden“, bestätigte Daniela Thorns, Projektsteuerin der BOS Projektmanagement GmbH, die im Auftrag der Stadt Marl das Projektcontrolling übernommen hat.
Politik wird "offen und ausführlich" informiert
Die plausibilisierte Kostenberechnung ist Grundlage für die Beantragung von Fördermitteln. Bürgermeister Werner Arndt wird den Rat „offen und ausführlich“ über die Mehrbelastung informieren. „Ohne öffentliche Fördermittel wird das Projekt Rathaussanierung nicht zu stemmen sein“, verdeutlichte Kämmerer Michael Dinklage. Bis zur nächsten Ratssitzung will die Verwaltung aufzeigen, wie der erhöhte Finanzierungsbedarf möglicherweise im Haushalt dargestellt werden kann.
"Keine Alternative" zum Auszug
Zum Auszug der Verwaltung aus dem Rathaus, der zum Jahreswechsel starten soll, gibt es für Bürgermeister Werner Arndt „keine Alternative“. Die Infrastruktur des Rathauses sei „in einem desolaten Zustand und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht mehr länger zumutbar“. Arndt machte darauf aufmerksam, dass die Unterbringung der Ämter und Bereiche in anderen Gebäuden keine dauerhafte Lösung sein könne. Auch für die Ausweichquartiere bestehe in den kommenden Jahren teilweise ein erheblicher Sanierungsbedarf. Arndt: „Rat und Verwaltung sind jetzt gefordert, mit der veränderten Situation konstruktiv umzugehen“.