Taschentücher für die glücklichen Tränen

Mika, Elias oder Ayla: Linda Marioush strahlt übers ganze Gesicht – die Standesbeamtin der Stadt Marl freut sich ein jedes Mal aufs Neue, wenn sie eine Geburt beurkunden kann und die Eltern voller Stolz den Namen verkünden. Und auch die Trauungen, die sie im Trauzimmer vornimmt, seien etwas ganz Besonderes: „Die Fröhlichkeit der Menschen, die hier zu uns kommen und einfach nur glücklich sind, ist schlichtweg ansteckend.“

Aktuell gibt es übrigens eigens insgesamt acht Traustandesbeamte und -beamtinnen – unter ihnen auch Bürgermeister Werner Arndt, die sich um Trauungen außerhalb des Trauzimmers im Riegelhaus kümmern. Die Aufgaben von Linda Marioush gehen aber deutlich weiter, machen die Trauungen doch gerade einmal rund zehn Prozent ihrer Arbeit aus. „Wir begleiten die Menschen quasi von der Geburt bis zum Tod“, sagt die 22-Jährige. Und spannende Geschichten gibt es reichlich zu erzählen.

Beurkundung von Namensänderungen

So gehören zu den Aufgaben auch die Bearbeitung von Anträgen für ausländische Staatsangehörige auf Befreiung von der Vorlage des Ehefähigkeitszeugnisses für Eheschließungen in Deutschland und Weiterleitung an das Oberlandesgericht. Die Beurkundung von Namensänderungen gehört ebenso dazu wie die Ausstellung von sogenannten Ehefähigkeitszeugnissen für Deutsche zu einer Eheschließung im Ausland.

Nachweis über den Tod eines Nachkommens

„Gerade die Beurkundungen spielen oft eine zentrale Rolle“, weiß Linda Marioush. Sterbeurkunde, Geburtsurkunde oder eine Vaterschaftsanerkennung sind da nur drei Beispiele. Der Nachweis über den Tod eines Nachkommens könnte schließlich im Rahmen einer Erbschaft wichtig sein.

Trauungszeremonien eine echte Herzensangelegenheit

Dennoch sind vor allem die Trauungszeremonien für die junge Mitarbeiterin eine echte Herzensangelegenheit. Rund 50 bis 60 waren es bisher in ihrer einjährigen Dienstzeit. Doch wie läuft solch ein Prozess überhaupt ab? „Zunächst müssen wir klären, ob Ehehindernisse existieren beziehungsweise die Voraussetzungen für eine Eheschließung in Deutschland gegeben sind“, verrät Linda Marioush. So wird geprüft, ob die interessierten Menschen überhaupt heiraten dürfen - nach deutschem Recht. Eine Vielehe würde dies beispielsweise ausschließen. Aber natürlich müssen auch alle Beteiligten einen Personalausweis vorlegen, sofern sie die deutsche Staatsbürgerschaft haben und aus Marl kommen.

Ausländische Urkunden  müssen geprüft werden

Stammen sie aus einem anderen Ort ist zusätzlich eine beglaubigte Abschrift aus dem Geburtenregister erforderlich, eventuell auch aus dem Eheregister. „Bei ausländischen Staatsbürgern ist dies natürlich deutlich komplizierter“, so Linda Marioush. Da muss auch schon mal ein Dolmetscher bzw. eine Dolmetscherin mit hinzugezogen oder ausländische Urkunden und Unterlagen geprüft werden.

Eheschließung nur per Scheidung rechtskräftig

Sind alle Voraussetzungen erfüllt, kann der große Tag kommen. Im Trauzimmer liegen Papiertaschentücher für die glücklichen Tränen aus, im hinteren Bereich ist Platz für Gäste. „Manchmal kommen aber Paare auch alleine, wollen fix unterschreiben und sind schon wieder weg“, weiß die Beamtin aus eigener Erfahrung. Aber zumeist freuen sich die zu Trauenden auf die kurze Traurede. „Bei mir ist es eher ein romantischer Inhalt. Der kommt in der Regel sehr gut an, weil er die Paare fast immer emotional berührt“, so die 22-Jährige. Nach der Ansprache geht es dann endlich zum entscheidenden, dem rechtlichen Teil über – samt Niederschrift, Unterschriften und Urkunden. Anschließend gibt es kein Weg zurück. 14-tägiges Widerrufsrecht oder ähnliches? Fehlanzeige. Formal kann eine Eheschließung nur per Scheidung rechtskräftig beendet werden.

Abwechslung ist garantiert

Darüber stehen die Standesbeamtinnen und Standesbeamten mit anderen Stellen der öffentlichen Verwaltung in Kontakt, z. B. die Einwohnermelde- und Passämter, Ausländerbehörden, Staatsangehörigkeits- und Namensänderungsbehörden, Jugendämter und Gerichte. Denn in den vergangenen Jahren kamen zusehends neue Aufgaben für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinzu. Ob Vaterschaftsanerkennungen, Nachbeurkundung von Kindern, die im Ausland geboren wurden oder die Klärung von Identitäten – Abwechslung ist garantiert.

"Bürgerkontakt ist wichtig"

Dennoch, so Linda Marioush, sie möchte keinen Tag missen: „Ich wollte nach meinem dualen Studium zum Bachelor of Laws unbedingt in einem Bereich bleiben, in dem ich Bürgerkontakt habe.“ Und das ist im Marler Standesamt für die junge Beamtin gewiss. Da nehme sie gerne die Fahrt von ihrem Wohnort Essen auf sich. Und noch einen großen Vorteil sieht die Stadtinspektorin in ihrem Aufgabenbereich: Man kann sehr eigenständig arbeiten und ist in der Funktion nicht so weisungsgebunden wie in anderen Bereichen der Verwaltung.

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Linda Marioush hat im Trauzimmer immer ein paar Papiertaschentücher für die glücklichen Tränen in Griffweite. Foto: Stadt Marl / Pressestelle

Während Trauungen nur einen kleinen Teil der Arbeit von Linda Marioush im Standesamt ausmachen, gehört die Beurkundung verschiedener Dokumente zu den regelmäßigen Aufgaben. Foto: Stadt Marl / Pressestelle