Eine Gewissheit dafür gibt es leider nicht. Gerade in unserer schnelllebigen und globalisierten Welt überrascht uns das Leben immer wieder mit unvorhersehbaren Ereignissen und Entwicklungen. Oder wie es John Lennon, Musiker und Mitbegründer der legendären Musikgruppe „The Beatles", einmal formuliert hat: „Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen." Als Bürgermeister bewegt mich natürlich vor allem die Frage, welche Herausforderungen das Leben im neuen Jahr wohl an unsere kommunale Gemeinschaft stellen wird.
Stärkungspakt
Ich denke, man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass die Sanierung unseres Haushalts im kommenden Jahr und auch darüber hinaus eine vorrangige Aufgabe bleiben wird. Der Stärkungspakt, mit dem die Landesregierung finanziell angeschlagene und von Überschuldung bedrohte Städte - darunter auch Marl - unterstützt, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, dem weitere Schritte folgen müssen. Denn: Ohne zusätzliche Unterstützung der Landes- und Bundesregierung werden zahlreiche Städte in unserer Region und in unserem Land ihre Finanzen aus eigener Kraft nicht wieder in Ordnung bringen können.
Für die Lebensqualität in unserer Stadt
Der Sparpakt wird uns - soviel ist absehbar - zusätzliche und vermutlich auch einschneidende Einsparungen abverlangen. Hier wird es aus meiner Sicht darauf ankommen, alles zu tun, um wichtige Einrichtungen und Angebote und damit die Lebensqualität in unserer Stadt zu erhalten.
Gefragt sein wird Kreativität, Mut und Entschlossenheit, neue Wege zu gehen, um unverzichtbare Strukturen zu erhalten und die Chance zu nutzen, bestehende Angebote den aktuellen Anforderungen entsprechend umzugestalten und möglichst zu optimieren, gegebenenfalls auch mit starken und kompetenten Partnern. Ein gelungenes Beispiel dafür ist für mich das HoT Hagenbusch, dessen Angebot erhalten und - wie ich finde - sogar erweitert werden konnte, indem wir das Haus einem in der Jugendarbeit erfahrenen Verein übertragen haben.
Liebe Bürgerinnen und Bürger, vor dem Hintergrund unserer schwierigen finanziellen Situation können wir mit dem, was wir im vergangenen Jahr erreicht haben, sicherlich mehr als zufrieden sein. So konnten wir - dank einer vorausschauenden und schnellen Planung - in erheblichem Umfang Fördermittel abrufen und endlich wichtige Straßen in unserer Stadt erneuern sowie Schulgebäude sanieren und erweitern. Auch in der U3-Betreuung sind wir einen beachtlichen Schritt vorangekommen und konnten die räumlichen Voraussetzungen für zusätzliche Betreuungsangebote für Kleinkinder unter drei Jahren schaffen.
Für junge Familien
Auch wenn nicht alles erreicht werden konnte, was wünschenswert wäre, so konnten wir das Angebot für junge Familien in diesem Bereich doch spürbar verbessern. Um Marl dauerhaft zur Heimat junger Familien und möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger zu machen, haben wir im vergangenen Jahr weitere Baugebiete entwickelt, in denen sich der Traum von den eigenen vier Wänden zu erschwinglichen Konditionen verwirklichen lässt, etwa auf dem Gelände der ehemaligen Schillerschule oder im Bereich der Loe-Auen.
Ansiedlungen und Arbeitsplätze
Trotz gewisser finanzieller Abstriche, die leider unvermeidbar waren, konnten wir auch die städtebauliche Erneuerung des Stadtteils Hüls-Süd im Rahmen des integrativen Handlungskonzeptes weiter nach vorn bringen, ebenso die neue Sportanlage Triple X, die im Stadtzentrum ihrer Vollendung entgegenstrebt.
Auf wirtschaftlichem Gebiet konnten wir - etwa im Interkommunalen Industriepark Dorsten-Marl - im vergangenen Jahr zahlreiche neue Unternehmen und Betriebe ansiedeln, die zusätzliche und dringend benötigte Arbeitsplätze geschaffen haben. Mit dem Leerzug der Schlenke-Siedlung wurde ein weiterer Meilenstein für die Erweiterung und für zusätzliche Investitionen im Chemiepark gesetzt. Weitere bedeutende und prestigeträchtige Ansiedlungsvorhaben, wie das Ausbildungs- und Schulungszentrum der Kfz-Innung des Kreises Recklinghausen und Gelsenkirchen, konnten auf den Weg gebracht werden und werden sicherlich noch weitere Ansiedlungen und zusätzliche Arbeitsplätze nach sich ziehen.
Auguste Victoria
Die Schaffung zusätzlicher Beschäftigung wird - neben der Ordnung unserer städtischen Finanzen - auch in den kommenden Jahren eine zentrale Herausforderung bleiben. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass nach dem politisch beschlossenen Aus für den heimischen Steinkohlenbergbau Ende 2015 auf unserer Marler Schachtanlage Auguste Victoria mehre tausend Arbeits- und Ausbildungsplätze für immer verloren gehen. Als Bürgermeister werde ich mich deshalb weiterhin mit großer Kraft dafür einsetzen, dass für die dann nicht mehr benötigten bergbaulichen Flächen innovative Folgenutzungen entwickelt werden, bei denen möglichst viele Arbeitsplätze neu entstehen.
75 Jahre Stadt Marl
Liebe Marlerinnen und Marler, ein besonderes Ereignis in diesem Jahr war sicherlich der 75. Geburtstag unserer Stadt. Ich war tief beeindruckt von dem außerordentlichen Engagement der zahlreichen Vereine, Kulturgruppen und Einrichtungen sowie auch der vielen Bürgerinnen und Bürger, die das umfangreiche Jubiläumsprogramm mit eigenen Aktivitäten und Veranstaltungen bereichert haben. Dafür möchte ich allen Beteiligten auch an dieser Stelle noch einmal herzlich danken.
Der große Zuspruch, den die zahlreichen Veranstaltungen und auch unser großes Stadtfest bei den Mitwirkenden und beim Publikum gefunden haben, sowie die vielen zustimmenden Rückmeldungen, die ich bei den verschiedensten Anlässen erhalten habe, zeigen mir, wie sehr sich unsere Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Stadt bekennen. Die Veranstaltungen zum Stadtjubiläum haben das Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt in unserer kommunalen Familie spürbar gestärkt.
Zum Wohl unserer Stadt
Die Marlerinnen und Marler stehen zu ihrer Stadt! Diese Erfahrung wird allen politisch Verantwortlichen und auch mir als Bürgermeister zusätzlicher Rückhalt und Ansporn sein, um die Herausforderungen des neuen Jahres noch beherzter, tatkräftiger und mit noch größerer Entschlossenheit anzugehen - zum Wohle unserer Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger. Das hohe Maß an bürgerschaftlichem Engagement in unserer Stadt ist ein großes Plus, um das uns andere beneiden und auf das wir alle zu Recht sehr stolz sein können.
Die Gewissheit, dass so viele Bürgerinnen und Bürger mit Freude an der Gestaltung unseres Gemeinwesens mitwirken und auch in schwierigen Zeiten zusammenstehen, wird unserer kommunalen Gemeinschaft die zusätzliche Kraft und Energie geben, die wir benötigen werden, um die vor uns liegenden Aufgaben erfolgreich zu bestehen. Wir in Marl haben daher allen Grund, dem neuen Jahr mit Zuversicht und frohen Mutes zu begegnen.
Liebe Marlerinnen und Marler, es heißt: „Die beste Art und Weise, die Zukunft hervorzusagen, besteht darin, sie selbst zu gestalten". Ich lade Sie herzlich ein, die Zukunft unserer Stadt auch im neuen Jahr aktiv mitzugestalten. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein frohes neues Jahr.
Glückauf!
Ihr
Bürgermeister der Stadt Marl