Museum meldet sich zurück

Das Skulpturenmuseum in Marl meldet sich nach seinem Umzug zurück. Mit der Ausstellung „A piece of marl“ von Christian Odzuck nimmt der Glaskasten seinen Betrieb am neuen Standort auf dem Schulhof der Martin-Luther-King-Gesamtschule auf und erprobt erstmals eine ungewohnte Ausstellungs-Architektur. Auch der Künstler experimentiert mit neuen Techniken für plastisches Gestalten. Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag (30.04.) um 15 Uhr statt. Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen.

Odzuck verwandelt drei Klassenräume in ein "Kunst-Labor"

Christian Odzuck verwandelt drei ehemalige Klassenräume in ein „Kunst-Labor“. Und zum ersten Mal legt er die Entstehung seiner Werke offen und ermöglicht Besucherinnen und Besuchern Einblicke in seinen Arbeitsprozess. Mittels Virtual Reality und 3D-Druck wandelt er seine digitalen Zeichnungen direkt in eine dreidimensionale Form um. Wie von Zauberhand entsteht ein skulpturales Objekt aus „gedrucktem“ Kunststoff. Dieses Druckverfahren, das Odzuck in Marl auf seine Tauglichkeit für künstlerisches Arbeiten testet, wird in der Industrie für die Produktion von Ersatz- oder Einzelteilen und die Erprobung von Prototypen genutzt. Der in Essen lebende Künstler ist jedoch an einer lebendigen Oberfläche interessiert. Dafür erhöht er die Druckgeschwindigkeit und nimmt kleine Fehler in Kauf. Die plastischen Formen sind Ergebnisse aus Intuition und spielerischer Anwendung der neuen Techniken.

Von der Idee zur plastischen Form

In der Marler Ausstellung verhandelt Odzuck sensible Wechselwirkungsprozesse zwischen Körper, Raum und Objekt. In einem zweiten „Laborraum“ dokumentieren rund 150 gezeichnete Skizzen und digitale Studien die Entwicklung von der Idee zur plastischen Form und offenbaren die vielfältigen konzeptuellen Entscheidungen hinsichtlich Materialität, Haptik und Oberflächenstrukturen. Die in ihrer Formenvielfalt, Größe und Materialität stark variierenden Objekte zeigen darüber hinaus die Variabilität und das Potenzial der verwendeten Druckverfahren. Zwei Studien zeigen auch seine intensive Auseinandersetzung mit speziellem Beton als künstlerischen Werkstoff.

Betondruck ermöglicht organisch wirkende Oberflächen

Den dritten Ausstellungsraum gestaltet der Künstler geheimnisvoll. Das Spiel mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten ermöglicht ein Eintauchen in eine Inszenierung, die die landschaftliche Erscheinung der Mondoberfläche mit künstlichen Rasterstrukturen verschmelzen lässt. Odzuck verwendet hier den sogenannten Powder Bed-Betondruck. Bei diesem zeitintensiven Prozess werden vorwiegend Pulvermaterialien wie recycelter Bauschutt verarbeitet. Laserstrahlen „brennen“ oder „drucken“ etwa zwei Zentimeter breite Linien in den Staub. Dieses Verfahren ermöglicht eine organisch wirkende Oberfläche, die an Sand- oder Kalkstein erinnert.

Eine Reise durch neue Material- und Formwelten

In der Ausstellung „A piece of marl“ sind unterschiedliche Herstellungsprozesse zu erleben, die der Frage nach der Materialgerechtigkeit neuen Aufschwung verleiht. Christian Odzuck belegt anschaulich das Potenzial von 3D-Drucken in der Bildhauerei und nimmt das Museumspublikum mit auf eine Reise durch die vielschichtigen neuen Material- und Formwelten der Bildhauerei im 21. Jahrhundert. Die Ausstellung deutet zudem eine Zukunft der Fertigungsstrategien und plastischen Gestaltungsprozesse in der Kunst an. So stellen Odzucks Werke auch die Frage nach der Aktualität des traditionellen Skulpturenbegriffs und weichen die Grenzen zwischen Digitalem und Analogen sowie bildhauerischem Objekt und architektonischer Struktur auf.

Ausstellung noch bis zum 31. Juli zu sehen

Die Ausstellung „A piece of marl“ ist bis zum 31. Juli zu den üblichen Öffnungszeiten (dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr) im Skulpturenmuseum Glaskasten (Georg-Herwegh-Straße 67) zu sehen. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos unter Tel. 99 22 57 oder online unter www.skulpturenmuseum-glaskasten-marl.de.

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Der Essener Künstler Christian Odzuck experimentiert mit dem 3D-Drucker.

Er wandelt seine digitalen Zeichnungen direkt in plastische Formen um. Sie sind Ergebnisse aus Intuition und spielerischer Anwendung der neuen Techniken.