Friedensarbeit neu beleben
„Als zu Beginn des Jahres in Marl ein ehemaliges Vereinsheim brannte, das als Unterkunft für Geflüchtete genutzt werden sollte, hatten viele Bürgerinnen und Bürger das Bedürfnis, sich gegen Fremdenfeindlichkeit und für Toleranz zu engagieren“, berichtet insel-Leiterin Stefanie Dobberke, bei der die Fäden zusammenlaufen. Sie hatte daraufhin mit Unterstützung von Bürgermeister Werner Arndt zusammen mit Ulla Fries-Langer, der ehemaligen Leiterin der „Marler Wege zum Frieden“, die Initiative ergriffen und allen Ratsfraktionen vorgeschlagen, die Friedensarbeit in der Stadt neu zu beleben. „Wir waren uns schnell einig, dass wir die künftigen Aktivitäten nicht allein auf die klassische Friedensarbeit, sondern generell auf die Förderung des friedlichen Miteinanders ausrichten“, so Stefanie Dobberke. „Dazu gehören ebenso das Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit, Rechtsradikalismus und Gewalt wie der engagierte Einsatz für Toleranz, Respekt und Gerechtigkeit“.
Kommunale Gemeinschaft steht vor Herausforderungen
„Die Marler Wege für den Frieden haben ins öffentliche Bewusstsein gerückt, wie wichtig vor dem Hintergrund des weltweiten Wettrüstens die Friedensarbeit in den Kommunen ist“, würdigte Bürgermeister Werner Arndt das Engagement des ehemaligen insel-Arbeitskreises, in dem er selbst als Juso-Vorsitzender mitgewirkt hatte. Heute, so Arndt, stünde die kommunale Gemeinschaft unter anderem vor der drängenden Herausforderung, „die vielen Menschen zu integrieren, die vor Krieg, Gewalt und Unterdrückung zu uns geflüchtet sind“. Arndt: „Daher begrüße ich sehr, wenn die Friedenarbeit wieder intensiviert wird und die ,Marler Wege‘ auf allen Ebenen des Zusammenlebens neue und nachhaltige Impulse zur Stärkung des Miteinanders in unserer Stadt geben.“
Auftaktveranstaltung am 29. Juni
Welche Wege im Einzelnen eingeschlagen und welche Themenbereiche parteipolitische und religionsunabhängig bearbeitet werden sollen, möchte die Initiative aus Vertretern und Vertreterinnen von SPD, CDU, LINKE, der Wählergemeinschaft Die Grünen und WIR für Marl sowie der insel-VHS mit allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern bei der Auftaktveranstaltung erörtern. Dazu lädt die Initiative am 29. Juni zu einem „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen“ mit dem Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer ein (17.30 Uhr im insel-Saal). Beim Argumentationstraining werden populistische politische Äußerungen, Schlagwörter und Parolen auf ihre emotionale Wirkung, ihren inhaltlichen Kern, die Gründe ihres Aufkommens und ihre politischen und gesellschaftlichen Konsequenzen sowie auch auf mögliche Gegenstrategien hin überprüft. Das Argumentationstraining soll dazu ermuntern und ermutigen, öffentlich und lautstark geäußerten populistischen Parolen mit Sachargumenten entgegenzutreten.
Bürgerinnen und Bürger können Vorschläge machen
In Anschluss an das Training sind alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen, Anregungen zu geben und Vorschläge zu machen, welche Wege die Friedensarbeit in Marl künftig betreten soll, und auf diesen Wegen selbst mitzugehen. Stefanie Dobberke: „Das Engagement zur Stärkung des friedlichen Miteinander sollte eine Selbstverständlichkeit und Selbstverpflichtung für alle Menschen in Marl, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Traditionen und ihres Glaubens“.
Rat wird sich mit Marler Wegen befassen
Auch der Rat der Stadt Marl wird sich mit den neuen Marler Wegen befassen. Die beteiligten Ratsfraktionen haben gemeinsam beantragt, dass der Rat in seiner nächsten Sitzung den Beschluss aktualisiert, der 1983 zur Gründung der „Marler Wege zum Frieden“ führte.