Die chinesischen Investoren haben bei einem Gespräch am heutigen Dienstag (26.05.) im Deutschen China-Centrum in Düsseldorf mit Vertretern von NRW Invest und der Stadt Marl trotz der weltweit schwierigen Wirtschaftslage ihr Interesse an der Errichtung eines Groß- und Außenhandelszentrum in Marl bekräftigt. Aufgrund der aus ihrer Sicht unerfreulichen Begleitumstände in der öffentlichen Diskussion über das geplante Projekt haben die Investoren die vorzeitig Zahlung des Kaupreises jedoch in Frage gestellt.
Zu Beginn des mehrstündigen Gespräch, an dem auch die Vorsitzenden den China-Lenkungsausschusses Werner Arndt und Karl-Heinz Dargel sowie Wirtschaftsförderer Dr. Manfred Gehrke teilnahmen, habe die NRW Invest die Stärken von Nordrhein-Westfalen und insbesondere des Standortes Marl "sehr eindrucksvoll herausgestellt" und damit viel Zustimmung bei der Delegation aus China erhalten, berichtet Bürgermeisterin Uta Heinrich. Insbesondere die Vertreter mehrerer Unternehmen, die sich im geplanten Zentrum ansiedeln möchten, unterstrichen ihr lebhaftes Interesse, ihre Exportaktivitäten in Deutschland schnellstmöglich aufzunehmen und die vorhandenen Kontakte zu ihren Geschäftspartnern in Deutschland und Europa zu vertiefen. Neben den Investoren gehören der Delegation auch Vertreter von Unternehmen aus der Automobilzuliefer-, der Kosmetik- und Stahlindustrie sowie eine Abgeordneten des Volkskongresses an.
Im weiteren Gespräch hätten die chinesischen Investoren mit deutlichen Worten die aus ihrer Sicht unerfreulichen Begleitumstände in der öffentlichen Diskussion über das geplante Zentrum angesprochen und in diesem Zusammenhang mitgeteilt, dass sie für die Errichtung eines Begrüßungszentrum für Investoren inzwischen verbindliche Verträge in einer anderen Stadt abgeschlossen hätten.
Dass große Projekte häufig in der öffentlichen Diskussion stehen, sei auch für Chinesen kein Novum, sagte Uta Heinrich. "Mehr als irritiert" seien die Investoren allerdings vor allem deshalb gewesen, weil nach ihren Beobachtungen maßgebliche Vertreter auch großer Ratsfraktionen öffentlichen Behauptungen, sie würden das geplante Groß- und Außenhandelszentrum ablehnen, in der Öffentlichkeit nicht entschieden entgegen getreten wären. Darüber hinaus hätten die Investoren nur wenig Verständnis dafür aufbringen können, dass Details aus vertraulichen Gesprächen in Marl offenbar wie selbstverständlich in die Öffentlichkeit gelangten. Uta Heinrich: "Verhandlungen über Investitionen und Ansiedlungen sind eine sehr sensible Angelegenheit. Jeder Investor muss sich darauf verlassen können, dass die Gespräche mit einem hohen Maß an Vertraulichkeit und Verlässlichkeit geführt werden. Dies muss selbstverständlich auch für Verhandlungen mit Investoren aus Fernmost gelten, die bei uns Millionen investieren und über 600 Arbeitsplätze schaffen wollen".
Vor diesem Hintergrund diskutierten die Investoren zur Zeit intensiv darüber, ob sie sich noch an ihre Zusage gebunden fühlen, den Kaufpreis für das städtische Grundstück vorab zu entrichten. Gemeinsam mit dem Ausschussvorsitzenden Werner Arndt appelliert Bürgermeisterin an die Investoren, trotz der nachvollziehbaren Irritationen den Kaufpreis vorab auf ein Treuhandkonto einzuzahlen.
Es wäre ein Skandal, so Uta Heinrich, wenn mehr oder weniger offen ausgedrücktes Misstrauen, Indiskretionen oder die zum Teil sehr persönlichen Angriffe gegen den Vermittler des Projektes dieses für Marl so wichtige Vorhaben zu Fall bringen würden. Bürgermeister Uta Heinrich erinnerte an den einstimmig gefassten Ratsbeschluss vom 13. März 2008, mit dem sich der Rat und die Verwaltung dazu verpflichtet haben, "aufeinander abgestimmt zügig an der Verwirklichung des von chinesischen Investoren an der Herzlia Allee geplanten internationalen Groß- und Außenhandelszentrums" zu arbeiten und zu einer "größtmöglichen Akzeptanz der Projektumsetzung in der Marler Bevölkerung" hinzuwirken. Uta Heinrich: "Hier stehen alle Ratsmitglieder, der Verwaltungsvorstand und die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung in der Pflicht".
Bis Ende des Jahres haben die Investoren noch Zeit, einen genehmigungsfähigen Bauantrag für den 1. Bauabschnitt an der Herzlia-Allee vorzulegen. Grundzüge der Planungen hatte die Stadt bereits in einer öffentlichen Informationsveranstaltungen vorgestellt. Die Übertragung des städtischen Grundstücks an die Investoren wird - wie im Vertrag festgelegt - erfolgen, sobald der Kaufpreis hinterlegt und der Bauantrag genehmigt worden ist.