Wenn das Ruhrgebiet eine besondere Leistung im Bereich der modernen und zeitgenössi-schen bildenden Kunst vollbracht hat, dann auf dem Gebiet der künstlerischen Gestaltung einer durch die moderne Industrie zergliederten Großlandschaft. Das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl öffnet am Samstag, 22. August 2009, um 17 Uhr seine Türen für die Ausstellung „50 Jahre künstlerische Gestaltung des Ruhrlandes", in der die wichtigsten Initiativen für das Einbringen künstlerischer Ideen in die landschaftliche, soziologische und künstlerisch adäquate Gestaltung des Ruhrgebietes vorgestellt werden.
Im Vorfeld der Kulturhauptstadtereignisse im Jahr 2010 soll der Blick auf wegweisende Aktionen auf dem Gebiet der Kunst im öffentlichen Raum gerichtet werden, die speziell das Ruhrgebiet auszeichnen und diese Region seit 50 Jahren prägen. Noch bis zum 25. Oktober 2009 wird das Skulpturenmuseum Glaskasten im Rahmen der Gesamtschau „Industrial Land Art im Ruhrgebiet" mit spannenden Exponaten die Entwicklung einer Vision zeigen, die bereits 1952 von Werner Graeff in seinem Aufruf zur „künstlerischen Gestaltung des Ruhr-landes" ausgesprochen wurde: Graeff ging es um das Bestreben, künstlerische Eingriffe im Freiraum einer von der Industrie zerstörten Landschaft vorzunehmen, um dieser einen humanen Erlebniswert zurückzugeben.
Anteil an dieser Idee hatten Künstler, die selbst aus dem Ruhrgebiet stammen, aber auch überregional wichtige Künstler. Auf immer neuen Gebieten kämpfen sie seit 50 Jahren um eine Integration ästhetischer Werte in ihren Lebensraum. Die Gesamtschau möchte an diese Leistungen erinnern und die im „Ruhrland" gewachsene Tradition einer den öffentlichen Raum gestaltenden Kunst festhalten. Weitere Ausstellungen wird es im Kunstmuseum und im Kunstverein Ahlen zum Thema „Die Künstlergruppe B1 und die Folgen" sowie in der Künstlerzeche „Unser Fritz" in Herne zum Thema „gRenzüberschreitung 2" geben.
Das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl widmet sich in seiner Präsentation speziell der historischen Entwicklung der Industrial Land Art im Ruhrgebiet und gibt mit mehr als 70 Exponaten und vier dokumentarischen Filmen einen Überblick über die landschaftliche, soziologische und künstlerisch adäquate Gestaltung des Ruhrgebietes. Besonderes Augenmerk gilt den ständigen Auseinandersetzungen und Reibungen im Rahmen des Zwiegesprächs von „Industrie" und „Kunst". Die Ausstellung in Marl spannt nun einen Bogen über die Ereignisse „junger westen" (1950-60), Werner Ruhnau und Gelsenkirchen (1955-70), Smithson und die Bechers im Ruhrgebiet (1968), Marl „Stadt und Skulptur" (1970 und 1972), Essen „szene Rhein-Ruhr ‚72" (1972), Die Serra-Diskussionen in Bochum und Marl (1979), Symposium auf Zeche Carl (1983), „Situation Kunst" in Bochum (1988 ff) bis zur Iba Emscher Park (1989-1999).