Hochwertiges Ökotop entsteht auf Schachtanlage in Polsum
„In einigen Jahren werden wir hier auf eine blühende Obstwiese und ein hochwertiges Ökotop blicken“, sagte Gratzel heute bei der Vorstellung seines Projektes auf dem 2008 stillgelegten Bergwerksstandort in Marl-Polsum. Für die Realisierung seiner Idee hat er die zwei knapp über elf Hektar großen Areale der Schachtanlage Polsum 1 und Polsum 2 von der konzerneigenen Tochter des ehemaligen Steinkohlekonzerns RAG – der RAG Montan Immobilien - in Essen erworben.
Werner Arndt, Bürgermeister der Stadt Marl, begrüßt die Initiative des 52-jährigen Unternehmers aus Aachen. „Dass Marl der erste Ort wird, an dem ein beispielhaftes Projekt zum Ausgleich einer persönlichen CO2-Bilanz verwirklicht wird, freut mich sehr. Es ist der Ausdruck einer starken Verantwortung für unseren Lebensraum und das veränderte Bewusstsein in Sachen Umweltschutz. Das dieses eindrucksvolle Vorhaben auf einem ehemaligen Standort der Montanindustrie umgesetzt wird, ist nicht nur ein Zeichen für den Strukturwandel, sondern auch für einen ökologischen Aufbruch in unserer Region.“
Eine Win-Win Situation
Für die RAG Montan Immobilien, die dienstleistend für die RAG die ehemaligen Bergwerksflächen saniert und den Flächenbestand verwertet, stellt sich das Geschäft als ideale Lösung dar. „Der Verkauf der beiden Bergwerksflächen ist für uns eine Win-win-Situation“, sagt Andrea Klein, Geschäftsbereichsleiterin Management Nachbergbau der RAG Montan Immobilien. Nach den Vorgaben der Betriebsgenehmigung für die Polsumer Schächte müsste die RAG die Flächen nach dem Rückbau und der Flächensanierung aufforsten und renaturieren.
Die grüne Umgestaltung übernimmt nun Gratzel. Erste Schritte für sein „Green-Zero“ Projekt erfolgen in Kürze auf einem freien Teilstück der Schachtareale. Die beiden bebauten Hauptflächen stehen Gratzel dann voraussichtlich ab Ende 2021 zur Verfügung. Bis dahin wird die RAG Montan Immobilien die dortigen Flächen sanieren.
Ökobilanz soll bis zum Ende des Lebens ausgeglichen sein
Seine ökologische Leidenschaft entwickelte der gebürtige Essener, der aus einer Bergmannsfamilie stammt, in den letzten Jahren in Gesprächen mit seinen Kindern und in der Auseinandersetzung mit seinem eigenen Umweltverhalten.
Als Konsequenz hat er als einer der ersten Menschen mit Unterstützung der Technischen Universität Berlin seine gesamte Lebensökobilanz errechnen lassen. Für Gratzel soll die Bilanz bis zum Ende seines Lebens mindestens ausgeglichen sein, bestenfalls sogar positiv. Dabei sind die persönlichen konsequenten Veränderungen vielfältig und beziehen sich auf alle Lebensaspekte. Da ein Ausgleich aber nicht allein mit Verzicht zu schaffen ist, werden die restlichen „Umweltschulden“ mit Kompensationen beglichen.
Mit der Schaffung einer Streuobstwiese, eines Feuchtbiotops und vielen weiteren Aktivitäten will Gratzel auf den Industriebrachen nicht nur den CO2-Emissionen und dem Ausstoß von Schwefeldioxid begegnen, sondern auch die Artenvielfalt und die Verbesserung der Bodenqualität fördern.
"Green Zero" als nachhaltiges grünes Geschäftsmodell
Gratzel denkt inzwischen sogar über die Ausweitung seiner Idee als nachhaltiges grünes Geschäftsmodell nach. So könnten weitere ehemalige Industrieflächen renaturiert und interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen die Möglichkeit erhalten, mit ökologischen Investitionen die eigene Ökobilanz zu verbessern. Die so umgestalteten Flächen könnten zu Naherholungsgebieten für die breite Bevölkerung gemacht werden.
In seinem Buch „Projekt Green Zero“, das am 10. August im Ludwig Verlag erscheint, erläutert der erfolgreiche IT-Unternehmer seine Vorstellung einer ausgeglichen Ökobilanz und präsentiert darin auch das Projekt „Green Zero“.