"Ihre mahnende Stimme wird uns fehlen"

Der Tod der Ordensschwester Johanna Eichmann aus Dorsten hat auch in Marl große Trauer ausgelöst. Die im Alter von 93 Jahren verstorbene ehemalige Direktorin des St. Ursula-Gymnasiums und Leiterin des jüdischen Museums Westfalen in der Nachbarstadt Dorsten war aufgrund ihrer Familiengeschichte eng mit Marl verbunden.

"Engagierte Streiterin für Toleranz und Menschlichkeit"

Marls Bürgermeister Werner Arndt würdigte Schwester Johanna als „beeindruckende Persönlichkeit und engagierte Streiterin für Menschlichkeit, Toleranz und Demokratie“. Als Tochter einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters habe Schwester Johanna im Nationalsozialismus Ausgrenzung und Verfolgung erfahren. Sie musste das Dorstener Internat der Ursulinen verlassen und in den letzten Kriegsmonaten Zwangsarbeit verrichten. Ihre Mutter wurde 1944 verhaftet, ihr Vater Paul Eichmann, der als Kaufmann in Marl tätig war, wurde von den Nazis verfolgt und nach Kriegsende von der amerikanischen Militärregierung zum ersten Bürgermeister von Marl nach dem Zweiten Weltkrieg Krieg ernannt. 

In lebhafter Erinnerung

Schwester Johanna sei „in Marl immer ein willkommener Gast gewesen und vielen Marlerinnen und Marlern in lebhafter Erinnerung“, so Arndt. Er erinnert daran, dass Schwester Johannes unteranderem bei einer offiziellen Gedenkfeier der Stadt Marl am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus über ihr bewegtes Leben berichtet habe. In ihrem beeindruckenden Vortrag habe sie „am Beispiel selbst erlittenen Unrechts aufgezeigt, wohin Vorurteile, Hass und Ausgrenzung führen können, und uns dafür sensibilisiert, frühzeitig wahrzunehmen, wo Menschsein und Menschenrechte missachtet werden“. 

Mahnende Stimme ist verstummt 

Arndt: „Schwester Johannas mahnende Stimme und ihr beherztes Eintreten für Freiheit und Menschlichkeit wird uns sehr fehlen. Das gilt ganz besonders in einer Zeit, in der Rückwärtsgewandte und Rechtsextreme versuchen, das Rad unserer Geschichte zurückzudrehen und Zwietracht und Hass zu säen“.

 

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Bürgermeister Werner Arndt hat die verstorbene Dorstener Ordensschwestern Johanna Eichmann als "beeindruckende Persönlichkeit und engagierte Streiterin für Menschlichkeit, Toleranz und Demokratie" gewürdigt. Johanna Eichmanns Vater wurde von amerikanischen Militärregierung zum ersten Bürgermeister von Marl nach dem zweiten Weltkrieg ernannt. Foto: Stadt Marl / Pressestelle