"Engagierte Streiterin für Toleranz und Menschlichkeit"
Marls Bürgermeister Werner Arndt würdigte Schwester Johanna als „beeindruckende Persönlichkeit und engagierte Streiterin für Menschlichkeit, Toleranz und Demokratie“. Als Tochter einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters habe Schwester Johanna im Nationalsozialismus Ausgrenzung und Verfolgung erfahren. Sie musste das Dorstener Internat der Ursulinen verlassen und in den letzten Kriegsmonaten Zwangsarbeit verrichten. Ihre Mutter wurde 1944 verhaftet, ihr Vater Paul Eichmann, der als Kaufmann in Marl tätig war, wurde von den Nazis verfolgt und nach Kriegsende von der amerikanischen Militärregierung zum ersten Bürgermeister von Marl nach dem Zweiten Weltkrieg Krieg ernannt.
In lebhafter Erinnerung
Schwester Johanna sei „in Marl immer ein willkommener Gast gewesen und vielen Marlerinnen und Marlern in lebhafter Erinnerung“, so Arndt. Er erinnert daran, dass Schwester Johannes unteranderem bei einer offiziellen Gedenkfeier der Stadt Marl am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus über ihr bewegtes Leben berichtet habe. In ihrem beeindruckenden Vortrag habe sie „am Beispiel selbst erlittenen Unrechts aufgezeigt, wohin Vorurteile, Hass und Ausgrenzung führen können, und uns dafür sensibilisiert, frühzeitig wahrzunehmen, wo Menschsein und Menschenrechte missachtet werden“.
Mahnende Stimme ist verstummt
Arndt: „Schwester Johannas mahnende Stimme und ihr beherztes Eintreten für Freiheit und Menschlichkeit wird uns sehr fehlen. Das gilt ganz besonders in einer Zeit, in der Rückwärtsgewandte und Rechtsextreme versuchen, das Rad unserer Geschichte zurückzudrehen und Zwietracht und Hass zu säen“.