Hinter den Theater-Kulissen muss frau anpacken können

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Noch etwas unbeholfen klettern die vier Schülerinnen auf die Traverse, die mit mehreren schweren Scheinwerfern bestückt ist. Viel Technik, viele Kabel und viel Licht – diese außergewöhnliche Kulisse haben die vier Mädchen am Girls` Day gegen den gewohnten Anblick des Klassenzimmers getauscht.

Männerdomäne Veranstaltungstechnik

Stimmt der Sound? Muss das Licht kalt oder warm sein und wie soll das Bühnenbild aussehen?  Sechs Stunden werden Johanna Giese (14), Celine Roggenbuck (14), Marie Steinberg (14) und Darleen Straube (15) vom Gymnasium im Loekamp Ute Kidess, der Meisterin für Veranstaltungstechnik, bei ihrer Arbeit im Marler Theater über die Schulter schauen. Sie wollen mehr über den Beruf der Fachkraft für Veranstaltungstechnik erfahren – ein Bereich, der heute noch überwiegend von Männern besetzt ist.

Frau muss auch zupacken können

Gleich zu Beginn ihres Besuches wurde den jungen Frauen klar: Als Veranstaltungstechnikerin muss frau auch zupacken können. „Ich hab immer die schwersten Boxen getragen, um zu beweisen, dass ich genauso viel leisten kann wie die Männer“, erklärt Kidess. Mädchen und Frauen sollten sich von den körperlichen Anforderungen aber nicht abschrecken lassen: „Das Tragen ist auch immer eine Frage der Technik, und die lernt man im Beruf“, weiß die Meisterin für Veranstaltungstechnik.

Gute Berufschancen für Veranstaltungstechnikerinnen

Trotzdem bleibt die Veranstaltungstechnik eine Männerdomäne.  Im letzten Ausbildungsjahrgang gab es bundesweit weniger als zehn Prozent weibliche Auszubildende. Dabei stehen die Chancen, nach der Ausbildung eine Stelle zu bekommen, sehr gut. „Große Theater suchen immer Techniker“, so Kidess.

Positives Beispiel

Bürgermeister Werner Arndt freut sich, dass Ute Kidess nun schon seit drei Jahren interessierte Mädchen für ein paar Stunden am Girls‘ Day in ihren Berufsalltag mitnimmt: „Ute Kidess ist der lebende Beweis dafür, dass man als Frau sehr gut in einem Männerberuf bestehen kann und den männlichen Kollegen in nichts nachsteht.“

Breitgefächtes Angebot am Girls`Day

Neben den vier Schülerinnen im Marler Theater konnten zwei Schülerinnen den Girls‘ Day in der Kfz-Werkstatt des Zentralen Betriebshofes (ZBH) verbringen. Drei weitere Schülerinnen haben im ZBH in den Berufsalltag von Schreinerinnen, Fliesenlegerinnen wie auch von Maler- und Lackiererinnen reingeschnuppert.

Eindrücke für die Berufsplanung gesammelt

Die vier Schülerinnen vom Marler Theater nehmen alle zum zweiten Mal am Girls‘ Day teil. Zu ihrer beruflichen Zukunft haben sie noch keine genauen Vorstellungen. „Die meisten, die hier waren, wollten Veranstaltungstechniker werden“, erklärt Kiddes mit einem Lächeln. Ob das bei den vier Mädchen auch der Fall sein wird, bleibt offen. Einen weiteren Baustein in Sachen Berufsplanung haben die vier jedoch sicherlich mit dem heutigen Tag sammeln können.

Größtes Berufsorientierungsprojekt

Der Girls‘ Day ist das größte Berufsorientierungsprojekt ausschließlich und speziell für Mädchen. Unternehmen, Organisationen, Institutionen und Hochschulen öffnen an diesem Tag ihre Türen für Schülerinnen ab der fünften Klasse und präsentieren ihnen Berufe, in denen Frauen bislang selten zu finden sind. Mädchen können am Girls‘ Day einen Tag lang mitarbeiten, werken, tüfteln, forschen und experimentieren. Ziel des Girls´ Day ist, das Berufswahlspektrum von Mädchen zu erweitern, insbesondere um technische, handwerkliche und naturwissenschaftliche Berufsbereiche.

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Bürgermeister Werner Arndt und Ausbildungsleiterin Julia Nickel (vorne, mitte) besuchten die vier Schülerinnen des GIL, die am Girls‘ Day der Meisterin für Veranstaltungstechnik, Ute Kidess (vorne, rechts), über die Schulter schauen.