Wo Lebensmittel konsumiert werden, entstehen unweigerlich auch Speisereste und Lebensmittelabfälle. Die Firma ReFood entsorgt seit 2007 mit aktuell rund 100 Mitarbeitern am Standort Marl Küchen- und Speisereste, gebrauchte Speiseöle und Frittierfette sowie überlagerte Lebensmittel aus Gastronomie, Handel und Industrie, um sie einer sinnvollen und nachhaltigen Verwertung zuzuführen. Jetzt entsteht dort zudem eine Biogasanlage, die solche Reststoffe in klimafreundliche Energie umgewandelt. „Der Standort an der Rennbachstraße ist ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten, die uns im Rahmen der modernen Kreislaufwirtschaft zur Verfügung stehen", sagte Bürgermeister Werner Arndt bei seinem Besuch am Freitag. „Wenn eine Stadt wie Marl ihre Reststoffe vor Ort in grüne Energie umwandeln und für die Eigenversorgung nutzen kann, ist das ein großer Vorteil für die Region."
Zur neuen ReFood-Anlage, die ein Investitionsvolumen von rund 7 Millionen Euro hat, gehören zwei Fermenter, ein Gasspeicher und ein Gärrestelager sowie zwei Blockheizkraftwerke (BHKW). Auf Basis von überlagerten Lebensmitteln aus dem Einzelhandel und Speiseresten aus der Gastronomie soll so in Marl Strom für über 6.000 Haushalte erzeugt werden.
„Den Hauptteil der gewonnenen Energie speisen wir in das kommunale Versorgungsnetz ein", erklärte SARIA-Vorstand Franz-Bernhard Thier. „Den anderen Teil nutzen wir, um unsere internen Produktionsketten mit nachhaltigem Strom und Wärme zu versorgen." Die schadstoffarme Energie aus Reststoffen spart im Vergleich zu fossilen Energieträgern rund 33.000 Tonnen Kohlendioxid. Der erste ReFood-Strom aus Marl fließt voraussichtlich Anfang Dezember.
Weitere Investitionen an der Rennbachstraße
Bei einem Rundgang konnten Bürgermeister Werner Arndt und Dr. Manfred Gehrke, Leiter der Wirtschaftsförderung Marl, weitere Firmen am Standort an der Rennbachstraße kennenlernen, die alle organisatorisch und räumlich streng voneinander getrennt sind. Die Marke EUROmeat etwa ist spezialisiert auf die Verarbeitung wie auch auf den Handel von Fleisch und genusstauglichen Nebenprodukten, die in der Fleischwirtschaft anfallen. „Ganz anders als in Europa sind Schweineschnauzen in China beispielsweise eine Delikatesse", erklärte Geschäftsführer Patrick Wilkens den Gästen. „EUROmeat unterstreicht die Qualität und Bedeutung tierischer Nebenprodukte in anderen Kulturkreisen und zeigt Kunden und Lieferanten effektive Möglichkeiten, sowohl ihre Wertschöpfung auf internationalen Absatzmärkten zu steigern als auch die weltweite Nachfrage an Fleischprodukten zu decken."
Im Anschluss besichtigte die Gruppe die Firma GERLICHER (beliefert Gastronomiebetriebe mit Frittierölen und sammelt die gebrauchten Speisefette im Anschluss wieder ein, um sie zum Beispiel für die Herstellung von Biodiesel aufzubereiten) und die Produktionsanlagen der KFU. Dieses Unternehmen stellt Mehle und Fette aus tierischen Nebenprodukten her, die nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet sind, wohl aber je nach Güte und in unterschiedlicher Verarbeitung zum Beispiel bei der Herstellung von Heimtiernahrung, als industrielle Schmierstoffe oder als Dünger für die Landwirtschaft zum Einsatz kommen.
Am Standort Marl investiert die KFU rund 4,5 Millionen Euro, so z. B. in die Verarbeitungstechnik und eine Lagerhalle für tierische Mehle. Neben einem neuen Verwaltungsgebäude, das den steigenden Mitarbeiterzahlen vor Ort gerecht wird, wird auch die gesamte Hoffläche saniert und weitere Lkw-Parkplätze entstehen, um die Rangierflächen auf dem Gelände zu optimieren.
Aktuell arbeiten am SARIA-Standort in Marl rund 200 Mitarbeiter. Dank der Investitionen werden in Marl mittelfristig 50 weitere Arbeitsplätze für Fachkräfte, aber auch für Mitarbeiter in der Produktion und im Fuhrpark entstehen.