Teufelskreis durchbrechen
„Es ist gerade in letzter Zeit deutlich geworden, dass Kinder zunehmend unter Bewegungsmangel leiden“, berichtet Andreas Wesche, Leiter des Jugendamtes Marl. Die Folge: „Die Kinder entwickeln sich insbesondere in Verbindung mit ungesunden Ernährungsgewohnheiten nicht altersgerecht, immer öfter ist auch die Schulfähigkeit gefährdet“. Die Corona-Pandemie habe „dem Teufelskreis aus ungesunder Ernährung, Bewegungsmangel und Entwicklungsdefiziten“ zusätzlichen Drall verliehen.
Bewegung und gesunde Ernährung
Das neue Angebotspaket des Jugendamtes mit dem Motto „Wir in Hüls-Süd bleiben am Ball“ kommt damit genau zur rechten Zeit. Um den Teufelskreis zu durchbrechen und die Gesundheit der Familien sowie die kindgerechte Entwicklung zu fördern, hat das Jugendamt ein Pilotprojekt zur Gesundheitsvorsorge mit den Schwerpunkten Bewegung, Ernährung und Rhythmik entwickelt. Das Angebot startet in diesem Monat, insgesamt können acht Familien teilnehmen.
Baby-Tanz, Bällchenmassage und Geocaching
Die Angebote wurden jeweils altersgerecht für Familien mit Kindern bis zu drei Jahren, für Familien mit Vorschulkindern (4 und 5 Jahre) und mit Grundschulkindern (bis 10 Jahre) konzipiert und werden möglichst passgenau auf die Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmergruppen zugeschnitten. Mütter und Väter können sich mit ihren Jüngsten im Babytuch rhythmisch zu Musik und Liedern bewegen, Familien mit ihren vier- und fünfjährigen Kindern bei Ballspielen aktiv werden oder gemeinsame Köpererfahrungen bei einer Bällchenmassage machen, während Familien mit Kindern zwischen 6 und 10 Jahren zum Beispiel beim Geocaching den Wald erkunden können.
Gemeinsam gesund und preiswert kochen
Bei den Angeboten zur Ernährung steht für alle drei Altersgruppen das gemeinsame Kochen im Mittelpunkt. „In vielen Familien wird heute kaum noch gekocht und nur noch selten gemeinsam gegessen“, weiß Karola Richter, Mitarbeiterin im Sachgebiet Frühe Hilfen. „Wir möchten in den Kochkursen zeigen, wie Eltern und Kinder mit frischen Zutaten gemeinsam leckere und gesunde Mahlzeiten zubereiten können, die keineswegs teurer als Mahlzeiten mit Fertigprodukten sein müssen“. Außerdem fördere die gemeinsame Zubereitung der Speisen die Motorik und Wertschätzung der Kinder für gesunde Lebensmittel und stärke das familiäre Wir-Gefühl.
Tanzen und trommeln
Ergänzt wird das Angebotspaket mit Kursen, in denen jeweils altersgerecht Rhythmik und Körperempfinden im Vordergrund stehen, etwa beim Herstellen und Ausprobieren von Trommeln oder beim gemeinsamen Tanzen.
Nachhaltige Wirkung als Ziel
„Ideal wäre es, wenn die Familien die Angebote in allen drei Altersklassen wahrnehmen“, sagt Ramona Glodschei, Mitarbeiterin der Diakonie im Stadteilbüro Hüls-Süd, die zusammen mit Karola Richter die organisatorischen Fäden in Händen hält. „Unser Ziel ist es, dass die Familien die positiven Erfahrungen, die sie in den Kursen machen, dauerhaft in ihren Alltag integrieren“, sagt Jugendamtsleiter Andreas Wesche. „So entfalten die Angebote eine nachhaltige Wirkung für die Gesundheit der Familien und insbesondere für die physische und psychische Entwicklung der Kinder“.
Zahlreiche Kooperationspartner sind am Ball
Der Name „Wir in Hüls-Süd bleiben am Ball“ ist für das Pilotprojekt nicht zufällig gewählt. Er verweist auf die zentrale Bedeutung des Balls als Sport- und Therapiegerät im neuen Gesundheitsangebot und unterstreicht zugleich, dass die Entwicklung stadtteilorientierter Angebote im Wohnquartier kontinuierlich weitergeht. In Hüls-Süd ist in den vergangenen Jahren, unterstützt von den vielfältigen Aktivitäten bei der Umsetzung des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes, ein engmaschiges Netzwerk mit vielen Gruppen, Initiativen und Einrichtungen entstanden, die sich für das Quartier engagieren. Der Vorteil: Das Jugendamt kann zum Teil auf bestehende Angebote wie die FuN-Kurse im Rahmen der Frühen Hilfen für Familien zurückgreifen oder auf bestehende Kooperationen wie mit dem städtischen Familienzentrum MaxiMa(r)l aufbauen. „Nach den Pandemie-bedingten Einschränkungen ist das neue Angebot ein willkommener Anlass für Familien und Kinder, wieder gemeinsam etwas zu unternehmen und Gemeinschaft zu erleben“, sagt dessen Leiterin Dagmar Schulden.
Weiterhin beteiligen sich am neuen Angebot der Offene Ganztag der Canisiusschule, das Marler Kindernetz MarleKiN, die Evangelische Familienbildungsstätte, die städtische Musikschule und das Amt für Schule und Sport. Auch der DJK Lenkerbeck, der VfB Hüls, der Stadtsportverband und weitere Kultureinrichtungen werden in das Projekt einbezogen.
Rotary Clubs Marl bringt den Ball ins Rollen
Den Ball mit ins Rollen gebracht, hat der Rotary Club Marl. Er hat an der Entwicklung des neuen Angebotes von Beginn an mitgewirkt und die Finanzierung des Projektes für die kommenden drei Jahre mit ca. 36.000 Euro gesichert. „Wir engagieren uns seit längerem im Bereich der Gesundheitsvorsorge und haben uns das Motto ‚Besser leben und lernen‘ zu eigen gemacht“, sagt Präsident Thomas Jostmann. „Uns liegt daran, dass mit einem gesunden Leben schon früh und kontinuierlich die Weichen für Lernerfolge in der Schule und in der Ausbildung gestellt werden“. Der Rotary Club (RC) mit seinen 43 Mitgliedern aus unterschiedlichen Berufen in der Region gehört zum Rotary-Netzwerk, das sich weltweit für die Lösung gesellschaftlicher und humanitärer Probleme engagiert. Der RC Marl hat in den vergangenen Jahren bereits viele Einzelprojekte in Marl finanziell unterstützt.
Ausweitung des Angebots auf andere Stadtteile
„Ich bin zuversichtlich, dass unser Pilotprojekt in Hüls-Süd gut angenommen wird“, sagt Sozialdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe. Sie möchte das neue Angebot anschließend auf andere Stadteile ausweiten, „um weitere Familien und Kinder bedarfsgerecht in ihrer Gesundheitsvorsorge zu unterstützen“.
Offenes Angebot
Das Angebot startet am 28. Oktober. Weitere Eltern mit Kindern bis zu zehn Jahren sind herzlich willkommen. Die teilnehmenden Familien treffen sich jeweils donnerstags (Familien mit Kindern bis zu drei Jahren) und freitags (Familien mit Kindern von 4 und 5 Jahren) zwischen 15.30 und 17 Uhr. Ansprechpartnerin vor Ort ist Romana Glodschei im Stadteilbüro Hüls-Süd im Nachbarschaftszentrum in der Max-Reger-Straße 99, Tel. 5035883.