An vielen Grundschulen zeigt sich jeden Morgen das gleiche Bild: Vor dem Schuleingang knubbeln sich Autos von Eltern, die im Halteverbot parken, Schulbusse behindern und im schlimmsten Fall die gefährden, die sie eigentlich schützen wollen - ihre Kinder. An der Harkortschule ist jetzt die erste „Eltern-Haltestelle" in Marl errichtet worden. Die neue Hol- und Bringzone soll das Schulumfeld für Kinder nicht nur sicherer machen.
"Eltern-Taxi" auch in Marl
„Auch in Marl werden Schulkinder oftmals von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht und wieder abgeholt", weiß Udo Lutz, Verkehrsplaner der Stadt Marl. „Damit verursachen die Eltern selbst einen großen Teil der Verkehrsgefährdung, die wir täglich an der Harkortschule im Stadtteil Drewer feststellen konnten".
ADAC untersucht mit Experten
Im Auftrag des ADAC München haben das Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation (bueffee) zusammen mit Experten der Universität Wuppertal jetzt untersucht, welche Motive die Eltern für ihren täglichen Hol- und Bringdienst haben und wie man dem Problem Herr werden könnte. Das Ergebnis ist die erste „Eltern-Haltestelle" in Marl. Udo Lutz: „Eltern können jetzt ohne große Gefahr kurz anhalten, um ihre Kinder aus dem Auto steigen zu lassen". Darüber hinaus sorge die Hol- und Bringzone für eine „sichere Weiterfahrt" bzw. ein „komfortables Wenden". „Mit der Haltestelle können wir den Kindern jetzt einen sicheren Sammelplatz sowie einen überschaubaren Fußweg zur Schule anbieten", freut sich Udo Lutz.
"Höhere Konzentrationsfähigkeit"
Jens Anton Leven vom Forschungsbüro „bueffee" sieht in der Errichtung der „Eltern-Haltestelle" noch weitere, wichtige Ansätze. Leeven: „Für die Kinder wird das letzte Stück zur Schule jetzt nicht nur sicherer, sondern der eigenständige Fußweg hat auch eine ganze Reihe von weiteren, positiven Effekten". Laut zahlreichen Studien sorge die tägliche Bewegung für eine „höhere Konzentrationsfähigkeit" im Unterricht, eine „bessere körperliche Fitness" und ein „frühes Bewusstsein für Gefahrensituationen im Straßenverkehr".
Zaubersterne sollen belohnen
Bundesweit einmalig sei die Verknüpfung mit dem Projekt „Verkehrszähmer", das Eltern und Kinder für die Gefahren des Verkehrs sensibilisiere und sie aktiv über ein Belohnungssystem einbinde. „Als Motivation", erklärt Verkehrsplaner Udo Lutz, „belohnen Zaubersterne das Zufußgehen". Auch Schulleiterin Sigrid Bauer ist sicher: „Die Kinder trainieren so das Zufußgehen auf ihren Alltagswegen". Das gesamte Lehrerkollegium habe das Projekt und die „Eltern-Haltestelle" mitgetragen. Grund: Die Kinder würden so lernen, eigenverantwortlich am Verkehr teilzunehmen. „Unsere Schüler sollen selbstständig und sicher zur Schule kommen", so die Schulleiterin. Auch Bürgermeister Werner Arndt überzeugte sich nun direkt vor Ort. „Das Projekt ist ein wichtiger Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung", so das Stadtoberhaupt.
"Trend umkehren"
Mit der Errichtung der „Eltern-Haltestelle" wollen Schule, Stadt und ADAC den alltäglichen Hol- und Bringservice an der Gendorfer Straße zunächst „entzerren". Vor allem die Eltern wolle man jetzt dafür sensibilisieren, sich mit dem neuen Projekt auseinanderzusetzen. „Wir wollen den augenblicklichen Trend umkehren und mit dem ganzheitlichen Schulwegkonzept erreichen, dass wieder mehr Kinder zur Schule gehen und dadurch selbstständig, eigenverantwortlich und sicher mobil sind", erklärt Verkehrsplaner Udo Lutz.
Weiterführende Informationen...
...zum Hol- und Bringverkehr an Grundschulen finden Sie auf den Internetseiten des ADAC unter www.adac.de/schulwege .