Vor allem die Schülerinnen und Schüler, die sich an diesem Abend beteiligten, beeindruckten mit ihren Beiträgen. Die Gruppe SOMA begleitete den Abend mit bewegenden Musikstücken.
Erinnerungsarbeit stand im Fokus
„Mit dem Kopf und mit dem Herzen stolpern“ – in diesem Jahr standen die sogenannten „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig im Zentrum der Veranstaltung. Die in den Boden eingelassenen Gedenktafeln erinnern an jene Bürgerinnen und Bürger, die zur Zeit der NS-Diktatur deportiert und ermordet wurden. Damit holen die Gedenksteine die Geschichte in den Lebensalltag, halten die Erinnerung wach und bauen, wie Hauptredner Kurt Langer beschrieb, Brücken von den jüngeren Generationen zu den Biografien jener, die den NS-Terror erlebten und häufig nicht überlebten.
Stolperstein-Paten erhielten ihre Urkunden
In Marl gibt es sieben von mittlerweile insgesamt 56000 Stolpersteinen. Für die Marler Stolpersteine übernahmen jetzt vier Schulen und zwei Parteien die Patenschaft. Am Abend überreichte Bürgermeister Werner Arndt der Willy-Brandt-Gesamtschule, dem Albert-Schweitzer-Geschwister-Scholl-Gymnasium, der Glück Auf - Schule, dem Gymnasium im Loekamp sowie den Brasserter Ortsvereinen von SPD und CDU Urkunden für die Patenschaften. Dass so viele Schulen unter den Paten seien, lobte Werner Arndt. Erinnerungsarbeit sei nach wie vor wichtig und gerade junge Menschen sollten diesen Teil der deutschen Geschichte näher kennenlernen, sagte er in seiner Ansprache. „Die jungen Generationen dürfen die Verbindung zu unserer Geschichte nicht verlieren, damit die Erinnerung nicht verblasst und alte Fehler nicht wiederholt werden“.
Emotionale und feinsinnige Beiträge
Dies scheinen sich die anwesenden Jugendlichen bereits zu Herzen genommen zu haben. Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums im Loekamp (GIL) wie auch die Jugendlichen aus der Gruppe KunterBuntes Chamäleon beeindruckten mit ihren emotionalen und feinsinnigen Beiträgen.
Wenn Steine sprechen: das Schicksal des Ehepaars Boldes
Unter dem Leitgedanken „Wenn Steine sprechen“ stellte der Leistungskurs Geschichte des GIL das Schicksal des Ehepaars da, dessen Stolpersteine ihr Gymnasium bereits seit 2007 betreut. Rudolf und Paula Boldes, die bis 1938 in Marl lebten und ein Haushaltswarengeschäft mit Tischlerei betrieben, wurden 1942 in einem Konzentrationslager in der Nähe von Riga ermordet. Die Schülerinnen und Schüler lasen Auszüge aus den verschriftlichen Erinnerungen des Sohnes Berthold Boldes vor, der 15-jährig seine Eindrücke schilderte, beginnend bei seiner glücklichen Kindheit in Marl-Hüls und endend im Jahr 1933, als sich der nationalsozialistische Schatten über das Leben seiner Familie legte.
Reise gegen das Vergessen
Von ihrer „Reise gegen das Vergessen“ berichteten Jugendliche der Gruppe „KunterBuntes Chamäleon“, die im Rahmen einer Fahrt nach Krakau die Gedenkstätten Auschwitz, Birkenau und Monowitz besuchten. Sie berichteten über die Unmöglichkeit, sich die Geschehnisse in den Konzentrationslagern vorzustellen, über die Sprachlosigkeit, die sie ereilte und ihre Fassungslosigkeit ob der überwältigenden Grausamkeiten, die sich an diesen kalten, unmenschlichen Orten ereigneten. Eine Fotoausstellung im Foyer des Rathauses bebilderte die geschilderten Eindrücke.
Auschwitz darf sich nicht wiederholen
Mit diesem Gefühl im Herzen und dem Wissen im Kopf appellierten die Jugendlichen zum Schluss ihrer Beiträge: „Die Geschichte darf nicht verschwiegen werden. Wir haben die Verantwortung, dass so etwas nie mehr passiert“. Cengiz Caliskan, Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Marl schloss sich diesem Gedanken an und erweiterte ihn um die Bitte, diese „Gedenkfeier nach außen zu tragen, in der Hoffnung, dass dies auch die Menschen erreicht, die mit Scheuklappen durch die Welt laufen“.