Die Stadt Marl hatte am Europatag gemeinsam mit dem Heimatverein auf den Alten Friedhof am Rathaus und ins Europäische Friedenshaus eingeladen. Unter den Teilnehmern waren nicht nur zahlreiche Marlerinnen und Marler, sondern auch Gäste aus Europa: der ungarische Generalkonsul Balász Szegner, die Honorarkonsulin für Albanien, Anduena Stephan, und der Honorarkonsul für Litauen, Prof. Dr. Jürgen Gramke.
Erinnerung an die Opfer
In seinem Rückblick auf das Kriegsende erinnerte Bürgermeister Werner Arndt an die weltweit 55 Millionen Toten sowie die Opfer in Marl: an gefallene Soldaten, an Kriegsgefangene, die in den Chemischen Werken und auf den Zechen Brassert und Auguste Victoria arbeiteten, sowie an Bewohner, die bei schweren Bombenangriffen verletzt wurden oder ums Leben kamen. Zwei Grabfelder und Gedenksteine auf dem Friedhof sind ihnen gewidmet. Arndt rief auch das Schicksal der Vertriebenen und Flüchtlinge in Erinnerung. Nach dem Krieg nahm Marl 5.000 heimatlose Menschen auf, wenige Jahre später verdoppelte sich ihre Anzahl.
Neue Epoche des Friedens und der Freiheit
Arndt würdigte die enorme Aufbau- und Integrationsleistung nach dem Zweiten Weltkrieg in Marl. Die Zeit des Aufbaus, so Arndt, markiere auch „den Aufbruch in eine neue Epoche der Demokratie, der Freiheit und des Friedens in Marl, Deutschland und Europa“. Diese Epoche sei möglich geworden dank der Aussöhnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern, der Integration in die westliche Staatengemeinschaft und auch dank der späteren Ostpolitik, die schließlich den Nährboden für die deutsche Wiedervereinigung bereitete.
Friedensfeindlichen Tendenzen entschlossen entgegentreten
Arndt mahnte abschließend, dass Gedenken und Erinnern kein Selbstzweck seien. „Aktives Erinnern sensibilisiert uns, frühzeitig wahrzunehmen, wo Vorurteile entstehen, wo Diskriminierung und Ausgrenzung beginnen, wo Menschensein und Menschenrechte missachtet werden“, sagte Arndt und mahnte, allen freiheits- und friedensfeindlichen Tendenzen „entschlossen entgegenzutreten“.
70 Jahre Frieden als Anlass zur Freude
Der Vorsitzende des Heimatvereins, Prof. Hubert Schulte-Kemper, betonte in seiner Ansprache, dass das Ende des Krieges Europa Frieden und Freiheit gebracht habe und deshalb auch Anlass zur Freude sei. „70 Jahre Frieden, daraus ist Europa entstanden".
Europäische Idee erlebbar machen
So feierten die Teilnehmer nach den Kranzniederlegungen im Friedenshaus den Europatag der Europäischen Union. Schüler des Albert-Schweitzer-Geschwister-Scholl-Gymnasiums stellten Projekte mit Partnerschulen vor, die die europäische Idee für Jugendliche erlebbar machen. Für die musikalische Begleitung sorgte Kea Kühnhenrich.