Fotografische Einblicke in eine besondere Architektur

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Zehn Monate lang hat die Fotografin und Künstlerin Susan Feind sich mit der besonderen Architektur des Marler Rathaus beschäftigt. Das Ergebnis ist ein beeindruckender Bildband und eine Ausstellung mit großformatigen Bildern, die in der Rathaus-Galerie zu sehen sind.

Mit dem Blick der Künstlerin hat Susan Feind die Besonderheiten der Architektur und die Stimmung der Räume festgehalten. Die meist menschenleeren Aufnahmen interpretieren den derzeitigen Zustand der Gebäudekomplexe. Ihre Fotografie ist Annäherung an das Gebäude, das als "architektonischer Ausdruck einer demokratischen Gemeinschaft" gilt. 

Die niederländischen Architekten van den Broek und Bakema hatten gezielt ein repräsentatives Gebäude konzipiert, dem – im Unterschied zu vielen Rathäusern des 19. Jahrhunderts – jede obrigkeitsstaatliche Wirkung fern liegt. Die Gliederung des Baukörpers in Sitzungs- und Veranstaltungsräume für die politische Kommunikation, in ein Zentralgebäude für bürgernahe Dienstleistungen und in zwei Verwaltungstürme mit weitgehend transparenter Fassade sowie die ausgeprägte Formensprache und die Verwendung unterschiedlichster Materialien stehen architektonisch für den demokratischen Neubeginn nach der Nazi-Diktatur und dem zweiten Weltkrieg und bringen zum Ausdruck, dass Besucher in diesem Gebäude nicht als Bittsteller, sondern als Kunden und selbstbewusste Bürger eines demokratischen und lebendigen Gemeinwesens empfangen werden.

„Die Idee, dass mit Hilfe der Architektur demokratisches Denken und Handeln gefördert wird, hat mich fasziniert und war Ausgangspunkt meiner architekturfotografischen Arbeit“, sagt Susan Feind. Bei vielen Besuchen hat sie sich der Architektur, den Menschen, Strukturen und Orten angenähert. Mit dem ihr eigenen Blick als Künstlerin und Fotografin hat sie die vielfältigen Strukturen und Formen der Marler Rathausarchitektur erlebbar gemacht, Bürgerinnen und Bürgern sowie die Beschäftigten nach ihrem Verhältnis zur Architektur befragt und sich bevorzugte Orte und Lieblingsplätze in und um das Rathaus zeigen lassen.

Auch wenn Susan Feinds Aufnahmen letztlich ihre subjektive Sicht darstellen, können sie zur Reflexion über das Rathaus und das Stadtkonzept anregen. Susan Feind: „Ich würde gerne dazu beitragen, den Stellenwert dieses architektonisch einmaligen Gebäudes und des Stadtkonzepts wieder stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern“.

Die großformatigen Bilder und der Bildband (für den die Fotografin noch einen Verlag sucht) sind noch bis zum 21. Januar 2016 in der Galerie im Eingangsbereich des Rathauses zu sehen.

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Die Fotografin und Künstlerin Susan Feind eröffnet eindrucksvolle Perspektiven auf die besondere Architektur des Marler Rathauses.